Bahnsteigtüren für Münchner U-Bahn

Die in den letzten drei Jahren sich häufenden Zwischenfälle, bei denen auf den Zug wartende Fahrgäste vom Bahnsteig auf die Gleise fielen oder sogar gestoßen wurden, sind Anlass für die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG), Bahnsteigtüren einzuführen, um die Sicherheit an U-Bahnhöfen zu erhöhen und einen Beitrag zur Stabilisierung des Betriebsablaufs zu leisten.

Automatische Bahnsteigtüren sollen u.a. dafür sorgen, dass nichts und vor allem niemand mehr auf Gleise stürzen kann. Nach der tödlichen Attacke auf eine Mutter und ihren achtjährigen Sohn in Frankfurt wird das Thema gerade viel diskutiert. Foto: Wolfgang Wellige/MVG

Seit über zehn Jahren fordern die Aktion Münchner Fahrgäste zusammen mit Ex-CSU-Stadtrat Georg Kronawitter (sein Stadtratsantrag war am 14.8.2008) die Erprobung von Bahnsteigtüren. In freilich erst vier Jahren wird nun endlich der erste Test starten.

"Leider nehmen die Unfälle an den Bahnsteigen kontinuierlich zu, die sich durch Bahnsteigtüren verhindern ließen", so Stefan Hofmeir, Sprecher der Aktion Münchner Fahrgäste. "Alkoholeinfluss und Ablenkung durch das Smartphone sind die häufigsten Gründe für einen Sturz ins Gleisbett. Bahnsteigtüren helfen auch, dass die jüngsten Bahnsteig-Attentate bei der Bahn keine Fortsetzung auch im Münchner Untergrund finden", so Hofmeir weiter.

Bahnsteigtüren können die Sicherheit in der U-Bahn weiter erhöhen und einen Beitrag zur Stabilisierung des Betriebsablaufs leisten. Sie grenzen den Bahnsteig gegenüber dem Gleisraum ab und öffnen sich nur, wenn ein Zug im Bahnhof steht, um den Fahrgastwechsel zu ermöglichen. Ihr Einbau setzt voraus, dass die U-Bahnzüge sehr genau halten. Denn nur dann ist gewährleistet, dass sich die Bahnsteigtüren – ähnlich wie bei Aufzügen – synchron mit den Türen der haltenden Züge öffnen und schließen können. Das geplante CBTC-System ermöglicht ein exakteres Halten als andere Systeme und ist damit prinzipiell für den Einsatz von Bahnsteigtüren geeignet, wenn Züge mit einheitlichem Türabstand eingesetzt werden. Ebenso übernimmt das CBTC-System die sichere Kommunikation zwischen den Bahnsteigtüren und den Türen der Züge.

Die fest montierten Bahnsteigtüren werden kompatibel zu den Türabständen der neuen C-Züge sein. Sollte es zum streckenweisen Einbau ab 2025 oder später kommen, müssen die alten A- und B-Züge der U-Bahn bis dahin ersetzt sein. MVG-Chef Ingo Wortmann: „Das bestehende Zugsicherungssystem hat keine Zukunft mehr. Wir müssen es schon aus Altersgründen ersetzen. Mit der neuen Leittechnik machen wir die U-Bahn aber auch zuverlässiger und leistungsfähig auch für weiter steigende Fahrgastzahlen. Die damit verbundene Digitalisierung ermöglicht darüber hinaus Bahnsteigtüren. Deren Einbau erwägen wir mittelfristig zumindest an hoch frequentierten Stationen, um die Sicherheit weiter zu erhöhen und den Betrieb noch stabiler abwickeln zu können.“

Test im U3-Bahnhof Olympiazentrum. Zur Erprobung von Bahnsteigtüren wird ein Pilotprojekt im U-Bahnhof Olympiazentrum vorbereitet. Dort soll eine von vier Bahnsteigkanten testweise mit verglasten, fahrzeughohen Türen ausgestattet und das System voraussichtlich ab 2023 unter realen Bedingungen erprobt werden. Der Realisierung vorausgehen müssen noch die erforderliche Planung und Detailabstimmung mit der Technischen Aufsichtsbehörde sowie das Planfeststellungsverfahren. Auf der Grundlage der im Pilotprojekt gewonnenen Erfahrungen soll zu einem späteren Zeitpunkt entschieden werden, ob und in welchem Umgang weitere Bahnhöfe mit Bahnsteigtüren ausgerüstet werden.
Eine im Auftrag von SWM/MVG durchgeführte Machbarkeitsuntersuchung hat ergeben, dass Bahnsteigtüren in der Münchner U-Bahn grundsätzlich nachgerüstet werden können. Dabei wurden u.a. technische, bauliche und genehmigungsrechtliche Aspekte betrachtet. Die Ausstattung des kompletten U-Bahnsystems würde viele Jahre dauern und in Kombination mit weiteren Ausbau- und Sanierungsmaßnahmen in die anstehende Grunderneuerung des Netzes integriert werden. Die möglichen Kosten werden aus heutiger Sicht auf einen dreistelligen Millionenbetrag geschätzt. Quelle: MVG / Aktion Münchner Fahrgäste / DMM