Bahnstreiks ab sofort und bis Freitag

Die Mitglieder der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) haben mit großer Mehrheit für einen Arbeitskampf bei der Deutschen Bahn gestimmt. In einer geheimen Briefwahl votierten 95 % bei der Urabstimmung mit JA. Die Wahlbeteiligung lag bei rund 70 %. Der VDR kritisiert, dass die Eskalation des Tarifkonflikts dem Wirtschaftsstandort Deutschland massiv schadet. Denn die Unternehmen brauchen planbare und verlässliche Mobilität.

Die Signale stehen auf Rot. Bis Freitagfrüh um 02 Uhr wird der Personenverkehr der Deutschen Bahn bestreikt. Foto: DB

GDL-Bundesvorsitzender Claus Weselsky: „Auch viele Beamte und Kollegen aus den DB-Unternehmen, in denen die GDL keine Urabstimmung durchgeführt hat, haben ihre Solidarität bekundet. Von diesen Antworten unterstützen 97 % den Kurs der GDL. Während sich die Führungskräfte mit Altersversorgungssystemen bis zu 20.000 Euro monatlich genehmigen, sollen den Lokomotivführern von ihren 150 Euro Betriebsrente auch noch 50 Euro weggenommen werden. „Das schlägt dem Fass den Boden aus. Diese Ungerechtigkeit werden wir nicht zulassen“, schimpft Weselsky.
Der Gewerkschaftsboss weiter: „Die Eisenbahner sind wütend auf einen Arbeitgeber, der ihnen eine Minusrunde verordnet und gleichzeitig sich und seinen Führungskräften im Homeoffice ungerührt die Taschen mit Boni füllt.“
Die Eisenbahner haben selbst in der größten Corona-Pandemie unter erschwerten Bedingungen den Kopf hingehalten und den Verkehr rund um die Uhr sicher und zuverlässig aufrechterhalten. Sie haben Anerkennung und Wertschätzung ihrer Arbeit verdient und keine öffentlichen Angriffe des DB-Personalvorstands Martin Seiler.  
Die GDL sieht das eindeutige Votum als Auftrag und ruft daher ihre Mitglieder bei der Deutschen Bahn zum Arbeitskampf auf
• im Güterverkehr ab Dienstag, 10. August 19 Uhr und
• im Personenverkehr und der Infrastruktur ab 11. August 02 Uhr. Der Arbeitskampf endet am 13. August um 02 Uhr.

„Gemessen an der Stimmung in der Belegschaft könnte der Streik gar nicht lange genug dauern“, so der GDL-Bundesvorsitzende. Mit diesem Zeitfenster versucht die GDL jedoch den Ferien- und Wochenendverkehr nicht zu stark zu beeinträchtigen.

Die DB hat nach Darstellung der GDL bisher provoziert und kein Interesse an einer Einigung gezeigt. Deshalb ist sie auch für die Arbeitskampfmaßnahmen verantwortlich. Einlenken mit einem verbesserten, verhandelbaren Angebot könnte sie jedoch immer noch. „Jetzt ist die Zeit reif dafür, die Scheinangebote zu verwerfen, die sogar noch unter dem Schlichtungsergebnis des vergangenen Jahres liegen, und Nägel mit Köpfen zu machen. Statt Steuergelder sinnlos zu verbrennen, müssen diese in die Zukunft des Eisenbahnsystems, in die Klimaziele und in die Eisenbahner investiert werden“, so Weselsky.

Unverändert will das DB-Management den kleinen Leuten in die Taschen greifen und fordert von ihnen einen „Solidarbeitrag“, mit massiven Reallohnverlusten. Neben den Betriebsrenten soll auch die Freizeitplanung beeinträchtigt werden, damit das direkte Personal im Schichtdienst noch flexibler und kurzfristiger eingesetzt werden kann. Damit wird versucht, den hohen Personalmangel beispielsweise in der Infrastruktur zu kaschieren.

Die GDL fordert für das direkte Personal den Abschluss des Tarifvertrags des öffentlichen Dienstes mit einem Entgeltplus von 1,4 Prozent zum 1. April 2021, mindestens aber 50 Euro mehr, sowie einer Corona-Beilhilfe von 600 Euro im Jahr 2021. Zum 1. April 2022 muss dann eine weitere lineare Erhöhung von 1,8 Prozent für die Mitglieder erfolgen. Unabdingbar ist die Fortsetzung der betrieblichen Altersversorgung und damit der Erhalt der Kleinstrenten für alle Eisenbahner, denn im öffentlichen Dienst wurde die Zusatzversorgung auch niemandem weggenommen.

VDR-Statement. „Die Eskalation des Tarifkonflikts wird wie so oft auf dem Rücken von Privat- und Geschäftsreisenden ausgetragen und schadet massiv dem Wirtschaftsstandort Deutschland. Die geschäftliche Mobilität deutscher Unternehmen ist ein wichtiger Motor der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung in unserem Land. Die gesamte Mobilitätsbranche steht nach Monaten des Lockdowns noch immer vor immensen Herausforderungen. Ein Arbeitskampf, bei dem auch Geschäftsreisende und ihre Firmen die Leidtragenden sind, ist in der jetzigen Situation unverantwortlich und bringt den langsam wieder anlaufenden Motor erneut ins Stottern. Unternehmen brauchen planbare und verlässliche Mobilität. Wir appellieren an die Vernunft der Verhandlungspartner, schnellstmöglich eine Lösung des Konflikts herbeizuführen, um gravierende Folgen für die Geschäftsreisetätigkeit der deutschen Wirtschaft zu verhindern“, sagte VDR-Vizepräsidentin Inge Pirner. Quelle: GDL / DMM