Bayern: Anschlusswunsch per App melden

Eine neue deutschlandweit einmalige Funktion in Fahrplan-Apps soll die Zuverlässigkeit des Bahnverkehrs in Bayern steigern: Wer in Bayern in einen Regionalzug umsteigen will, kann ab sofort per App melden, dass der Anschlusszug am Umsteigebahnhof nach Möglichkeit warten soll. Rund zehn Minuten vor dem Umstieg erhalten die Fahrgäste per Push-Nachricht eine Rückmeldung, ob es gelungen ist, den Anschluss zu sichern. Falls nicht, kann man sich über die App eine alternative Verbindung vorschlagen lassen.

Der Zug von Klosterlechfeld nach Kaufering hat fünf Minuten Verspätung, so dass der Anschluss in Kaufering knapp verpasst würde. Per Klick in der App wird der Anschlusswunsch gemeldet (links). Die App zeigt vor Ankunft in Kaufering das Ergebnis an (rechts): Der Zug Richtung München wartet in Kaufering vier Minuten auf Anschlussreisende. Foto: BEG

Bislang mussten Fahrgäste ihren Anschlusswunsch persönlich bei den Zugbegleitern melden. Nun können Fahrgäste, die in Fern- oder Regionalzügen in Bayern unterwegs sind, ihre Meldung per App selbst erledigen – auch bereits kurz vor Fahrtantritt. Derzeit steht die Funktion in der Bayern-Fahrplan-App und der Streckenagent-App zur Verfügung, direkt in der Verbindungsauskunft. Weitere Eisenbahnverkehrsunternehmen können die Funktion ebenfalls in ihre Fahrplan-Apps übernehmen. 

„Dass Fahrgäste ihren Anschlusswunsch selbst per App melden können, ist ein weiterer Schritt bei der Digitalisierung des Nahverkehrs im Freistaat und zahlt auf unsere ÖPNV-Strategie 2030 ein", sagt Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter. „Die Funktion erhöht den Komfort für die Fahrgäste und macht die Reisekette zuverlässiger. Damit sind wir Vorreiter in Deutschland und darüber hinaus.“ 

BEG und DB Regio haben den neuen Service unter Beteiligung weiterer bayerischer Eisenbahnunternehmen entwickelt und im Realbetrieb getestet. Am Umsteigebahnhof warten können bisher Regionalzüge; in den kommenden Jahren könnten insbesondere Regionalbusse folgen. Lediglich für Züge der Bayerischen Regiobahn (BRB) in den Netzen Chiemgau-Inntal und Oberland kann der Anschlusswunsch derzeit noch nicht per Klick gemeldet werden. Dort erfolgt in den nächsten Wochen noch die Integration in das neue System. 

Die Meldung des Anschlusswunsches bietet allerdings keine Garantie, dass der Anschlusszug in jedem Fall wartet. „Mehr als fünf Minuten Wartezeit sind in der Regel für den Anschlusszug nicht machbar“, erklärt Bärbel Fuchs, Geschäftsführerin der BEG. „In jedem einzelnen Fall ist eine Abwägung zwischen Anschlusssicherung und Pünktlichkeit notwendig.“ Denn auch der wartende Zug soll die Fahrgäste schließlich pünktlich ans Ziel oder zu weiteren Anschlusszügen und -bussen bringen. Auch gibt es technische Gründe, weshalb Züge nicht immer warten können: Beispielsweise kann es sein, dass das Gleis im Bahnhof für einen nachfolgenden Zug freigegeben werden muss und deshalb kein Zeitpuffer vorhanden ist. Auch eingleisige Streckenabschnitte ohne Begegnungsmöglichkeiten für die Züge schränken die Wartezeit ein. 

Auf den Wunsch der Fahrgäste kommt es an. Es ist nicht vorgesehen, dass die Anschlusssicherung flächendeckend automatisch angestoßen wird, sobald ein Zug an einem Umsteigebahnhof Verspätung hat. Voraussetzung dafür ist auch weiterhin der ausdrückliche Wunsch von Fahrgästen. Der Grund: Die Anschlusssicherung greift in den Bahnbetrieb ein und führt zu Verspätungen der wartenden Züge. Das ist nicht sinnvoll, wenn es überhaupt keine Anschlussreisenden gibt. Ausnahmen sind stark frequentierte Verbindungen, bei denen die Erfahrung zeigt, dass es praktisch immer Anschlussreisende gibt. Bei diesen Anschlussverbindungen stößt das System künftig selbständig eine Warteprüfung an. Quelle: BEG / DMM