Begeisterung für alternative Antriebe hält sich in Grenzen

Autos mit Elektroantrieb entwickeln immer noch nicht die Anziehungs- und Durchsetzungskraft, die erwartet wird. Zwei Drittel der deutschen Autofahrer favorisieren nach wie vor Verbrennungsmotoren.

Während jedoch das Interesse an Dieselmotoren im Vergleich zu 2014 um 35 % abgenommen hat, konnten Benziner im gleichen Zeitraum um 40 % zulegen und die Dieseleinbrüche kompensieren. Konsequenterweise wären Autointeressenten auch nicht bereit, Zusatzkosten für Elektroantriebe zu akzeptieren. Für eine andere große Zukunftstechnologie im Mobilitätsbereich, das autonome Fahren, gilt das Gleiche: Auch hier hätten es Hersteller schwer, die enormen Investitionskosten über den Verkaufspreis zu amortisieren. Dabei sind die generellen Bedenken gegenüber dem selbstlenkenden Auto gesunken: Hielten im Vorjahr noch 72 % die Technik für nicht ausreichend sicher, so ist dieser Anteil auf „nur“ noch 45 % gefallen – eine Tendenz, die sich laut der aktuellen Deloitte „Global Automotive Consumer Study“ auch in anderen Ländern beobachten lässt.  

„Deutsche Autokäufer wollen zukünftig Diesel meiden, doch scheint der Elektroantrieb noch weit entfernt von einem Durchbruch. Am beliebtesten ist nach wie vor der traditionelle Verbrennungsmotor, während nicht mal ein Zehntel ein Elektroauto kaufen würde. Verbraucher aus Ländern wie Frankreich, Italien und Südkorea, insbesondere aber China sind da deutlich aufgeschlossener. Besonders in Asien liegt daher großes Potenzial für deutsche Autobauer, vor allem wenn es um den Ausbau von Elektromobilität geht“, erklärt Dr. Thomas Schiller, Partner und Leiter Automotive bei Deloitte.  

66 % der deutschen Autofahrer würde sich beim nächsten Autokauf wieder für ein Modell mit klassischem Verbrenner, vor allem Benziner, entscheiden. In den USA liegt der Anteil gar bei 80 %. Vorreiter für die Elektromobilität ist China. Im Reich der Mitte genießt der Elektroantrieb die höchste Popularität unter allen Ländern (16 %, Hybrid: 40 %). In Deutschland würden sich aufgrund mangelnder Reichweite und des höheren Grundpreises nur 7 % für ein reines Elektroauto entscheiden. Für 23 % käme ein Hybridfahrzeug infrage.    

Neben der Antriebstechnik wird auch das autonome Fahren nach wie vor eher skeptisch betrachtet. Äußerten noch vor Jahresfrist ganze 72 % der Menschen in Deutschland Vorbehalte gegenüber der Technologie, so sind es aktuell nur noch 45 %. Diese Tendenz lässt sich auch in anderen Ländern beobachten, wo die Zahl der Skeptiker jeweils um mindestens ein Drittel zurückgegangen ist. Das Misstrauen ist aber immer noch vergleichsweise hoch: In den meisten Ländern trägt etwa die Hälfte der Verbraucher ernsthafte Bedenken gegenüber dem autonom agierenden Auto.  

Die wenigsten Käufer wären bereit, erhebliche Mehrkosten für die entsprechenden Technologien zu akzeptieren. In Deutschland wollen dies ganze 50 % definitiv nicht, in den USA und Japan sind es 38 bzw. 31 %. Gleiches gilt für alternative Antriebe: 42 % der Deutschen sowie rund ein Drittel der Japaner und US-Amerikaner würden keinen zusätzlichen Cent für ein Hybrid- oder Elektroauto ausgeben.  

Unabhängig davon scheint der Weg hin zu alternativen und neuen Technologien im Automobilbau vorgezeichnet. Dafür sorgt der Gesetzgeber in vielen Ländern. Mit einem echten Schub in diese Richtung ist jedoch erst zu rechnen, wenn die entsprechenden Gesetze verabschiedet und in Kraft getreten sind. Dann könnten Anbieter unvermeidbare Mehrkosten für die Käufer plausibel machen. „Wenn die Industrie die Entwicklung alternativer Antriebe und neuer Technologien auch abseits von Laboren und Teststrecken forcieren will, sollte sie zunächst Modelle zur Monetarisierung erarbeiten – und sich auf Disruptionseffekte neuer Anbieter einstellen. Auch sind intensive Beobachtung der Politik und gegebenenfalls eine enge Abstimmung mit deren Vertretern erforderlich“, ergänzt Schiller. Quelle: Deloitte / NF