In Everett sind am Montageband halbfertige B 777 zu sehen, an denen aufgrund von Mängeln und fehlenden Teilen aktuell nicht weitergebaut werden kann. Mitarbeitende sprechen von chaotischen Zuständen an ihren Arbeitsplätzen, Bis jetzt stagniert die Auslieferungsquote der neuesten Tripleseven bei nur elf Einheiten. Mechaniker tummeln sich in der riesigen Produktionsstätte und verbauen nachträglich Teile, die am Montageband längst hätten installiert werden müssen und viele sind mit Nachbesserungen an 777-Frachtern beschäftigt, sowohl in der Riesenhalle als auch außerhalb des Paine Field-Flugbands.
Ein langjähriger 777-Qualitätsinspektor in Everett – der aus Angst vor Vergeltungsmaßnahmen durch das Management um Anonymität bat – sagte, Boeing habe neue Inspektoren ans Fließband geschickt, die mit den Tätigkeiten beim Bau der 777 nicht vertraut sind und die auch nicht trainiert werden, ihren Aufgaben gewissenhaft nachzukommen. Boeing-Mitarbeiter, die Inspektionen durchführen, stellen immer wieder fest, dass in der Fabrik mehrere Struktur-, System- und andere Fehler übersehen wurden. „Die Dinge sind schlimmer geworden, nicht besser. Es ist peinlich“, sagte der Qualitätsprüfer. Die Manager „schieben die Flugzeuge einfach durch die Produktionsländer Everetts und verursachen dieses Chaos.“
Mehrere Mitarbeiter sagten, das Management habe darauf gedrängt, drei fast fertige 777-Frachter fertigzustellen, bevor die Monteure in den Streik treten, der nächste Woche am Donnerstag, 12. September um Mitternacht beginnen könnte.
Währenddessen arbeiten zu Beginn des 777-Montageprozesses relativ unerfahrene neue Mitarbeitende in einem separaten Gebäude an der Montage der 777-Rümpfe und sind bei jedem Flugzeug zwei bis drei Tage hinter dem Zeitplan.
Boeing-Sprecherin Jessica Kowal verkündete in einer per E-Mail versandten Erklärung, das Unternehmen habe „die Produktion der 777X absichtlich verlangsamt, als Teil umfassenderer Bemühungen zur Stabilisierung der Produktion in den Riesenfabrik und zur Bewältigung von Herausforderungen in der Lieferkette. Wir werden uns weiterhin die nötige Zeit nehmen, um die Betriebsunterbrechungen zu bewältigen“, heißt es in der Mail weiter. sie fort. Die Teams wüssten sehr wohl, wie die Flugzeuge am besten zu bauen sind und die Führungskräfte werden auf sie hören und ihre Feedbacks berücksichtigen.“
Im Rahmen von Einführungstouren besuchte Boeings neue CEO Kelly Ortberg am 16. August das Werk in Everett und ließ sich von Jason Clark, Vizepräsident des 777X-Programms und Standortleiter in Everett, herumführen. Während Ortberg zugegen war, gab es von Arbeitern einen lautstarken Protestmarsch, wie es ihn zurzeit täglich gibt. Die Arbeiter wollen auf die Missstände verweisen und fordern zudem bessere Vertragsbedingungen.
Diese Arbeit des Zusammennähens des Rumpfes ist seit 2016 problematisch, als Der neue Boeing-Chef erfuhr, dass Boeing eine neue Methode zur Fixierung und Zusammenführung der Rumpfteile eingeführt hatte, auf das inzwischen wieder verzichtet wird. Konzipiert war dazu der Einsatz von Nietrobotern, die jedoch letztendlich nicht die erforderliche Präzision erreichten. Seit einigen Jahren bauen Mechaniker die Rümpfe wieder in Handarbeit. zusammen. Weil das exakt bündige Zusammenfügen der Rumpfteile schwieriger als gedacht und ein mühsamer Prozess ist, mussten die dafür eigentlich vorgesehenen fünf Tage um zwei bis drei Tage verlängert werden.
Ein erfahrene Mechaniker berichtet von neun 777-Rümpfen, die kürzlich fertiggestellt wurden, mit 8.000 Nachbesserungsaufträgen. Aufgrund von Teileknappheit bei Schalttafeln und elektrischen Komponenten sagte er, dass in fünf 777-Frachtflugzeugen nur „das Nötigste“ an Systemen installiert worden sei, bevor sie das Werk verließen.
Erst nachdem die Verkabelung abgeschlossen war, konnten die Innenausstattung des Frachtflugzeugs – wie Seitenwandverkleidungen und Beleuchtungskörper – wieder draußen auf dem Flugplatz installiert werden. Ein weiterer Aspekt der Arbeiten außerhalb der Reihenfolge besteht nach Angaben des Systeminstallateurs darin, dass aufgrund von Engpässen in der Lieferkette einige Teile aus anderen Flugzeugen innerhalb der Fabrik entnommen und kurz vor der Auslieferung in 777-Flugzeuge eingebaut werden mussten. Es gibt zudem Stimmen von anderen Mechanikern, die besagen, dass sie sogar komplett fertiggestellte B 777-9X über lange Zeit ausgeschlachtet hätten.
Da die 777-9X immer noch nicht für die Beförderung von Passagieren zertifiziert ist, wurden etwa 30 Exemplare gebaut, die erst 2026 ausgeliefert werden können. Ein Mechaniker, dessen Aufgabe es ist, sich um diese 777-9X zu kümmern, um sicherzustellen, dass sich die Systeme während der Lagerung nicht verschlechtern, sagte, Teile seien mehrmals entfernt worden, ohne dass sein Team davon in Kenntnis gesetzt oder die Entfernung dokumentiert worden wäre – ein schwerwiegender Verstoß gegen die Federal Aviation Administration Vorschriften.
Angesichts dieser Behauptung meldete das Boeing-Management, die Dokumente der eingelagerten Flugzeuge seien überprüft worden, um die Richtigkeit der Aufzeichnungen sicherzustellen. Jeder Mitarbeiter, der Kenntnis von einer undokumentierten Entfernung von Teilen hat, ist verpflichtet, diese über das interne „Speak Up“-System zu melden.
Streik ab Donnerstag, 12. September. Die Techniker-Gewerkschaft fordert eine Lohnerhöhung von 40 % über drei Jahre. Nach Angaben der Gewerkschaft lag Boeings Gegenangebot diese Woche weit davon entfernt. Die Kluft wird schwer zu schließen sein. Die allermeisten Techniker gehen davon aus, dass der Streik beginnen wird, wobei einige vermuten, dass er Monate dauern könnte. Das Top-Management ist vermutlich gar nicht so traurig über den Ausstand. Denn die Zeit der Arbeitsniederlegung kann den Zulieferern nur recht sein, die mit den Teilelieferungen in Verzug sind. Quelle: DMM / Boeing