Beim Geschäftsreiseverband GBTA ist der Teufel los

Beim weltweiten Geschäftsreiseverband „The Global Business Travel Association“ geht es drunter und drüber. Mitglieder verlassen den Verband, Sponsoren und Einkäufer ziehen sich zurück, Supplier kommen ins Grübeln und jetzt wurde CEO Scott Solombrino mit sofortiger Wirkung beurlaubt. Der CEO scheint die Skandalfigur schlechthin bei der GBTA gewesen zu sein. Ihm werden schwere Verfehlungen angelastet. Auf der Website des Verbands liest man Übrigens von den Vorgängen keine Silbe.

Beim Geschäftsreiseverband GBTA ist die Welt wohl nicht mehr in Ordnung. Screenshot G. Zielonka

In einem Statement der GBTA heißt es, dass der Vorstand am 08. Juni 2020 von Vorwürfen gegen GBTA bzw. deren CEO Scott Solombrino erfahren habe, die mit den selbst auferlegten Verbands-Richtlinien von respektvollem Umgang miteinander, vom Umgang mit den Mitgliedern und dem eigenen Personal, auch nichts mit Professionalmismus zu tun haben. Ausschlaggebend war die Mail von Whistleblowern – unterzeichnet war die Mail mit „current & former GBTA Staff –, die den GBTA-Vorstand unter massiven Druck setzte. Das Gremium startete eine Untersuchung und engagierte dazu die New Yorker Anwaltskanzlei Polsinelleine. Gleichzeitig versichert der Verband seinen Mitglieder, alles zu unternehmen, um verloren gegangenes Vertrauen zurückzugewinnen.

Ein im Zwielicht stehender CEO. Konkret geht es in der Mail darum, dass dem GBTA-CEO Scott Solombrino gröbstes Fehlverhalten vorgeworfen wird. Die Mail machte die Runde bei zahlreichen Mitgliedern und Branchenkunden. Unter anderem heißt es darin, dass Solombrino ein frauen- und fremdenfeindliches Arbeitsumfeld geschaffen hat. Ferner wird ihm vorgeworfen, sich und Mitglieder des Vorstands bereichert zu haben. Laufend stiegen er und andere Vorstände in Luxushotels ab und gönnten sich ein ausschweifendes Leben mit allerlei Luxusgütern. Den normalen Angestellten hingegen verweigerte Solombrino selbst die Erstattung niedrigster Ausgaben, die sie für den Verband getätigt hatten. Solombrino war erst im Mai einstimmig vom Vorstand zum CEO ernannt worden, als etwa ein Drittel der Verbandsbeschäftigen entlassen bzw. in Urlaub geschickt worden waren. Bis zur Ernennung als CEO war Solombrino seit Mai 2019 in führender Position (Chief Operating Officer & Executive Director) beim Geschäftsreiseverband. Seitdem Solombrino in verantwortlicher Position agiert, so ie Mail, haben sich die Fluktuationsraten stark erhöht. Nach dem Hire and Fire-Prinzip herrscht beim GBTA-Personal ein ständiges Kommen und Gehen. In die Schlagzeilen geriet der Verband erst vor Kurzem, als Solombrino vier dunkelhäutige weibliche Angestellte aus dem Verband ekelte. Auch seien Mitarbeiter hinausgeworfen worden ohne ihnen die an sich zustehende Abfindung zu bekomme

Aufgeführt werden Aussagen des CEO, wonach alle Chinesen Mörder seien, alle Kanadier und Europäer ihm gleichgültig seien und Mexikaner soll er stets als Diebe bezeichnet haben. Insbesondere seine frauenfeindliche Haltung soll immer wieder sehr unangenehm aufgestoßen sein. Nach seinen Worten sollten viel mehr Männer das Sagen haben, weil sie schlauer sind als Frauen und Frauen mit Technologien sowieso nicht umgehen könnten.

Mit seinen üblen Sprüchen habe der Verbandschef die Angestellten, Vorstandsmitglieder, Einkäufer unter den Kunden und auch die Medien tagtäglich beleidigt. Seine Angestellten beschimpfte er als geistig minderbemittelt, als verrückt, als Idioten und als Langweiler. Dem GBTA Verband bescheinigte er stets, undemokratisch zu sein und seine VorstandskollegInnen bezichtigte er der Untätigkeit und, dass er im Übrigen tun und lassen könne, was er wolle, so ein Inhaltsteil der Mail. In den Schreiben werden auch die extensiven Reisen des CEO und der Leitenden Vizepräsidentin Lisa Censullo kritisiert. Beide hatten die Vorliebe, nur in sündhaft teuren Hotels wie etwa den St. Regis Hotels abzusteigen und sich extravagante teure Geschäftsessen zu leisten, natürlich stets auf Kosten des Geschäftsreiseverbands. Die Verbandangestellten hingegen bekamen nicht mal eine Tasse Kaffee, weil angeblich zu teuer. Des Weiteren soll der CEO kostspielige Chauffeuerservices für sich und seine Familie beauftragt haben, natürlich auf Kosten der GBTA.  

Die Verfasser der Mail forderten den Vorstand der GBTA auf, umgehend aktiv zu werden und eine Untersuchung der Vorwürfe gegen Scott Solombrino und Lisa Censullo einzuleiten.

In dem Schreiben geht es ferner um eine interne Mail vom 07. Juni 2020, in der Scott Solombrino seine Belegschaft beschimpfte und auch den Gouverneur des Bundesstaats  Colorado, Jared Polis, schwer beleidigte. Polis hatte kurz zuvor der GBTA die Erlaubnis gestrichen, ihren Jahreskongress 2020 (06. Bis 11. November 2020) im Denver Convention Center abzuhalten.

PR-Agentur soll miesen Ruf richten. Jetzt hat der Geschäftsreiseverband das PR-Unternehmen (David) Leibowitz Solo engagiert, um den Ruf der GBTA zu retten. Das OR-Unternehmen ist spezialisiert auf Fälle, den ramponierten Ruf von Unternehmen wieder aufzupolieren.

Leibowitz verbreitete umgehend ein Statement von Solombrino, in dem der behauptet, er habe sich stets vorbildlich und fair gegenüber allen Frauen und Männern verhalten. Er wisse zwar, sich in seiner Wortwahl mitunter etwas zurücknehmen zu müssen, habe aber nie eine Klage aus der GBTA-Belegschaft gegen seine Person vernommen. Nie habe er Frauen bei der Entwicklung von deren Karriere behindert. Er habe sich in seiner 44-jährigen Karriere immer für die Gleichbehandlung aller Menschen eingesetzt. Und weiter, er wolle bei der internen Untersuchung der Vorwürfe gegen ihn unterstützend mitwirken. 

Doch die Fakten sprechen gegen den GTBA-CEO: So hat z.B. der US Limousinenservice seine Sponsorentätigkeit für GBTA 2020 gekündigt, nachdem der GBTA-CEO auf einer Podiumsdiskussion in Nashville seine schrägen politischen Ansichten hinausposaunt hatte und die Teilnehmerinnen des Women's March in Washington, D.C als Tussies und verrückte Weiber bezeichnet hatte. Blacklane CEO Jens Wohltorf zitierte dies und andere schlimme Bemerkungen Solombrinos an die GBTA Vorstandsvorsitzende Christle Johnson in einem Schreiben an GBTA. In dem Brief begründet Blacklane, dass das Unternehmen nicht mit einem Verband in einem Atemzug genannt sein möchte, dessen CEO sich derart daneben benimmt. Wohltorf war nicht der einzige Unternehmenslenker, die nicht an einer weiteren Zusammenarbeit mit GBTA interessiert sind. Im Februar z.B. zog sich Festive Road zurück, weil dem Unternehmen das Vertragsgebaren der GBTA sauer aufstieß. So verlangte die GBTA auf einmal und ohne Ankündigung von den Ausstellern extra Zuzahlungen für den Eröffnungsempfang. Auch das Unternehmen Tripbam hat laut CEO Steve Reynolds keine Lust mehr auf eine Zusammenarbeit.

Besorgniserregend ist zudem die Tatsache, dass auch Einkäufer von der GBTA frustriert sind. Indy Heston z.B., Direktorin Global Travel and Meetings bei Anthem, fand die GBTA schon immer etwas nebulös, insbesondere auch die fehlende Transparenz bei den Vorstandswahlen. Die Hälfte der Zeit des Kongresses dreht sich nur um sinnfreies Gelabere rund um alles, was in der GBTA vor sich geht. Sie werde nie mehr eine Conventions der GTBA besuchen. Letzte Woche kündigte Anthem die Mitgliedschaft. Heston glaubt fest daran, dass auch andere Buyer der GBTA den Rücken kehren werden. Und wenn viele Einkäufer nicht mehr zu den GBTA-Kongresse erscheinen, werden sich auch die Supplier überlegen, welchen Sinn es noch macht, mitzuspielen. Quelle: BTN / DMM