Beim Klimaschutz hört der Spaß auf

Das Thema Umwelt und Klima sowie Overtourism ist den meisten Leisuretouristen offensichtlich vollkommen gleichgültig. Höchstwahrscheinlich halten sich auch die Reisebüros mit guten Ratschlägen zurück, um sich nicht das Geschäft kaputt zu machen, denn nur um Letzteres geht es und sonst um nichts, so neutrale Experten.

In einem Interview mit der Schweizer Zeitung „Zentralschweiz am Sonntag“ wird Walter Kunz, Geschäftsführer des Schweizer Reiseverbands SRV zitiert, der Verband versuche den Entwicklungen des Massentourismus mit alternativen Destinationen entgegenzusteuern und könne die Kunden auf die Probleme des Übertourismus hinweisen, letzten Endes sei es aber der Kunde, der entscheidet, wohin er will. Wenn er seinen Trip nicht im Reisebüro bekommt, bucht er ihn eben selbst. Da müsse man sich nichts vormachen. Und SRV-Umweltexperte Roland Schmid fügte in dem Gespräch hinzu, das Reiseverhalten habe sich in den vergangenen Jahren entscheidend verändert. Den Reisenden steht für längere Reisen kaum mehr Zeit zur Verfügung, ergo fahren sie zu den Hotspots. Gefördert wird diese Entwicklung durch die sozialen Medien, vor allem Instagram. Die Touristen wollen nicht mehr in die lokale Kultur eintauchen, sondern ein Bild schießen, das sie im Netz posten können.

Zur Klimadebatte und der Möglichkeit, im Reisebüro eine CO2-Kompensation anzubieten, wird Walter Kunz mit den Worten zitiert: „Wenn die Kunden im Reisebüro auf diese Möglichkeit hingewiesen werden, hören viele interessiert zu. Wenn es aber darum geht, das Portemonnaie zu zücken, ist schnell Schluss. Wenn es ums Zahlen geht, hört noch immer für zu viele der Umweltschutz auf – nicht nur beim Reisen.“ Gegenüber einer CO2-Abgabe im Flugverkehr zeigt sich Kunz offen: Er hätte kein Problem damit. Es darf einfach keine neue Bürokratie hochgezogen werden. Es muss für die Airlines einfach zu handhaben sein. Die Abgabe muss im Flugpreis integriert sein.

Dass der Anteil der CO2-Kompensation heute aber noch gering ist, zeigen Erhebungen in der Schweiz: Die CO2-Kompensation dort beträgt ca. 1 % der jährlichen Emissionen des Schweizer Flugverkehrs. Die Zahl dürfte auch in Deutschland genau so schlecht sein. Eine weit um sich greifende „Flugscham“ ist mit Ausnahme von Skandinavien in Zentraleuropa noch nicht festzustellen. Quelle: Zentralschweiz am Sonntag / DMM