Beobachtungen auf seiner Dienstreise

Wir haben es erst am Freitag, 11. September 2020 auf unserer Geschäftsreise wieder erlebt: Autobahnabfahrten übersäht mit Plastikabfall, weggeworfenen Kippen und Flaschen, Rastanlagen, die aussehen, wie Müllhalden, es ist eine wahre Schande für ein angeblich zivilisiertes Land. Auf jeder Geschäftsreise mit dem Auto könnte einem schlecht werden, so übel sind die Zustände. Bei uns in USA wäre derlei an den Highways undekbar. Und als wir dann in einem Stau am Mönchshofdreieck nahe dem Frankfurter Flughafen standen, haben wir vor uns zwei geistige Tiefflieger in einem Pkw beobachtet, die einfach gedankenlos ihre Zigarettenstummel aus dem Fenster warfen. Ja geht's noch?

Es sehen aber nicht nur unserer Autobahnen und Bundesstraßen wie Müllplätze aus – den vielen Brummifahrern sei dank – sondern auch die Städte und Gemeinden. Die Kommunen  in Deutschland zahlen jährlich rund 700 Mio. Euro, um Straßen und Parks von Milliarden hochgiftiger Zigarettenkippen, To-Go-Bechern und anderen Einwegplastik-Produkten zu reinigen sowie öffentliche Abfallbehälter zu leeren und die Abfälle zu entsorgen. Davon entfallen allein auf die Entsorgung von Zigarettenkippen rund 225 Mio. Euro. Für die Entsorgung von To-go-Bechern aus Plastik fallen rund 120 Mio. Euro pro Jahr an. Das ist das Ergebnis einer Studie des Verbands kommunaler Unternehmen (VKU), die Bundesumweltministerin Svenja Schulze und VKU-Präsident Michael Ebling heute in Berlin vorstellten. Es handelt sich dabei um die erste Analyse, die repräsentative und aktuelle Zahlen zu den Reinigungs- und Entsorgungskosten der Kommunen zur Verfügung stellt und nach den unterschiedlichen Abfallarten aufschlüsselt.

Bundesumweltministerin Svenja Schulze: „Unser Ziel sind saubere Parks und saubere Straßen. Bisher müssen alle Bürger über ihre Steuern und Gebühren für die Reinigung von Straßen und Parks zahlen. Es ist nur gerecht, wenn wir künftig die Kosten anders verteilen, die Bürger entlasten und im Gegenzug die Einwegplastik-Hersteller zur Kasse bitten. Neben mehr Kostengerechtigkeit sollte aber auch ein Plus für die Umwelt dabei herauskommen. Ich bin dafür, dass das neue System die Kommunen auch dabei unterstützt, mehr Reinigungspersonal einzustellen, neue Kehrmaschinen anzuschaffen oder zusätzliche Papierkörbe und Aschenbecher aufzustellen. Mit dieser Studie haben wir zum ersten Mal eine solide Datenbasis. Weitere Schritte müssen folgen, bevor dieses neue System an den Start gehen kann: eine gesetzliche Grundlage durch den Bundestag, Leitlinien der EU-Kommission und Gespräche mit den Einwegplastik-Herstellern. Die gute Nachricht ist: Ein Teil des Einwegplastiks wird bereits im nächsten Sommer aus den Parks verschwinden: Denn dann tritt das Verbot von Plastiktellern und -besteck, Strohhalmen und Styroporbechern in Kraft.“

Michael Ebling, VKU-Präsident und Oberbürgermeister von Mainz: „Die Ergebnisse verdeutlichen das Ausmaß der Mengen an Plastikabfällen, die im öffentlichen Raum anfallen: Die in der EU-Kunststoffrichtlinie definierten Einwegkunststoffe machen einen signifikanten Anteil an der Gesamtabfallmenge aus. Im bundesweiten Mittel erreichen diese Kunststoffe einen Volumenanteil von 20 %. Für saubere und lebenswerte Städte und Gemeinden zu sorgen, ist einer der Grundpfeiler der kommunalen Daseinsvorsorge. Bisher wird das vollständig über Straßenreinigungsgebühren oder die kommunalen Haushalte finanziert und damit auf die Allgemeinheit abgewälzt. Dass in Zukunft die Hersteller bestimmter Einwegprodukte finanziell für die Folgen ihrer umweltschädlichen Geschäftsmodelle aufkommen sollen, ist ein wichtiger Schritt hin zu mehr Gerechtigkeit bei der Verteilung der Kosten.“

Pro Einwohner und Jahr entsorgen die kommunalen Stadtreiniger in Deutschland knapp 140 Liter Straßenmüll. Das ist die Menge, die in Straßenpapierkörben, auf der Straße oder im Gebüsch landet. Ein Großteil dieser Abfälle sind mit mehr als 40 % Produkte aus Einwegplastik und Verpackungen. Knapp 50 % des Volumens machen Grünabfälle, Straßensplit oder Sand aus. Das sind Abfälle, die umweltbedingt anfallen oder aus dem Winter-dienst stammen und sich damit nicht vermeiden lassen.

Einwegkunststoffe wie To-Go-Lebensmittelverpackungen oder Zigarettenkippen machen etwa 20 % des Volumens aus. An den Kosten für die Beseitigung und Entsorgung dieser Kunststoffe im öffentlichen Raum sollen gemäß europäischer Einwegkunststoff-Richtlinie künftig die Hersteller in Zukunft finanziell beteiligt werden. Diese Kosten machen im deutschlandweiten Durchschnitt laut Studie rund ein Viertel der gesamten Entsorgungskosten aus.

Für die repräsentative Studie wurden in 20 ausgewählten Klein-, Mittel- und Großstädten in Deutschland Abfälle aus Straßenpapierkörben und Kehricht analysiert und auf dieser Basis deren Entsorgungskosten ermittelt. Die Studie wurde im Auftrag des Verbands kommunaler Unternehmen (VKU) vom INFA-Institut für Abfall, Abwasser und Infrastruktur-Management durchgeführt.

Richtige Strafen fehlen. Bedauerlich ist in diesem Zusammenhang, dass sich kaum jemand um die Müllschweine und Raucher schert, die einfach mit ihren Kippen die Umwelt verdrecken. Während in Deutschland mehr oder weniger über die Schweinereien hinweggesehen wird und lächerliche Geldbußen verhäght werden, sofern überhaupt jemand sanktionert wird, wandert in den USA jeder, der in der Innenstadt eine Kippe achtlos wegwirft, 1 Monat hinter Gitter (was in USA kein Zuckerschlecken ist) und bezahlt dazu mindestens 1.000 Dollar. Noch besser ist es in Singapur. Wer dort Kippen oder Sonstiges achtlos wegschmeißt, muss mit drakonischen Strafen rechnen. Selbst ein weggeworfenes Streichholz wird schnell zur teuren Nachlässigkeit. Die „Sünder“ erwarten heftige Stockhiebe, dass sie 14 Tage lang nicht sitzen können plus mindestens umgerechnet 1.300 Euro Strafe. Wäre das nicht mal ein Vorbild für Deutschland? Quelle: Deutscher Kommunal-Informationsdienst / DMM