BER: Abhängigkeit von Easyjet und Ryanair fatal

Deutschlands drittgrößter Airport BER befindet sich in der Zwickmühle: Er ist aktuell viel zu abhängig von den beiden dominanten LC-Airlines Easyjet und Ryanair. Die Briten haben am Diestag, 23. Mai 2022 angekündigt, ihr Engagement in Berlin stark zu reduzieren (DMM berichtete). Nun steht zu befürchten, dass Wettbewerber Ryanair dem Beispiel folgen könnte. Dem BER drohen Millionenverluste bei Passagieren und Umsatz und das in einer ohnehin prekären finanziellen Lage.

Der BER ist viel zu abhängig von den beiden LC-Carriern Easyjet und Ryanair. Das scheint sich jetzt zu rächen. Foto BER

Sieben der 18 Flugzeuge von Easyjet sollen von Berlin abgezogen und weitere 275 Cockpitpersonale und Kabinencrews entlassen werden. Zwar will LH-Günstigtochter Eurowings die betroffenen fliegenden Personale übernehmen, doch kündigt sich mit Ryanair das nächste Debakel für den BER an: Die Iren verlangen nämlich eine Absenkung der Flughafengebühren.

Easyjet hatte bereits während der Coronapandemie ihre Flotte nebst Personal halbiert. Für den Hauptstadtflughafen ist die Ankündigung eines weiteren Teilrückzugs fatal, erst recht, nachdem Easyjet-Deutschlandchef Stephan Erler noch im Januar betont hatte, Easyjet wolle die „Heimat-Airline für Berlin, Brandenburg und Ostdeutschland“ sein. Denn dem BER könnten um die 2 Mio. Passagiere im Jahr verloren gehen und es droht ein herber Millionenverlust beim Umsatz. Hintergrund sind die für die Briten angeblich zu hohen Flughafengebühren. Seit Eröffnung des BER sind die orangeweißen „Easyjets“ für den BER überlebensnotwendig und eines der wichtigen Verkehrsmittel für Geschäftsreisende. 

Ryanair hat die Entwicklung des Konkurrenten Easyjet ganz genau beobachtet und versucht sie nun konsequent auszunutzen, wiederum zum Nachteil des BER. Der irische Flugdiscounter, bekannt für sein mehr oder weniger erpresserisches Vorgehen gegenüber Airports, hat aktuell das FBB-Management aufgefordert, die Gebühren für die Abfertigung seiner Boeings zu senken. Die Iren haben aktuell noch 9 Maschinen am BER stationiert (von vormals 13). Insider befürchten, dass Ryanair dem Beispiel Easyjets folgen und ebenfalls einen wie auch immer gearteten Rückzug ankündigen wird. Genau dies tat der in Dublin beheimatete Billigcarrier 2021, nachdem er sich mit seiner Forderung nach einer Gebührensenkung bei Fraport nicht durchsetzen konnte. Den Frankfurter Flughafen aber ließ die Unverschämtheiten Ryanairs kalt.  

Auch im Fall BER dürfte Ryanair auf Granit beißen. Denn der er BER darf Airlines keine neuen Rabatte gewähren. Das war die Auflage der EU, als Brüssel eine staatliche 1,7 Mrd.-Euro--Rettungsspritze genehmigte, um eine drohende Insolvenz des Großstadtflughafens abzuwenden. Das Geld reicht nun nicht, um bis 2026 die Gewinnzone zu erreichen. 

Die Lufthansa um Hilfe zu bitten, dürfte schwierig werden. Vielleicht erweitert Eurowings tatsächlich seine Frequenzen und Linien ab und zum BER. Für die Konzernmutter Lufthansa aber bleibt der BER bis auf Weiteres ein Nebenflugplatz. Quelle: Easyjet / DMM