BER versüßt Mehdorns Abgang

Hartmut Mehdorn’s Bilanz in der Luftfahrtbranche ist eher ernüchternd. Bei Airberlin gelang ihm als „Interims-Chef“ wenig, die Bilanz seiner Tätigkeit als Geschäftsführer des BER sieht nicht viel besser aus: Dennoch war sein BER-Engagement finanziell für ihn nicht das Allerschlechteste.

Wie „Bild am Sonntag“ unter Berufung auf Aufsichtsratskreise berichtet, soll der 72-Jährige nach der Amtsübergabe an den vormaligen Rolls Royce-Manager Karsten Mühlenfeld (52), rund 300.000 Euro bekommen haben. Bild weiter: „Der Flughafen gewährte dem ausgeschiedenen Chef den vollen Bonus für das Jahr 2014 in der vertraglich vereinbarten Höhe von 150.000 Euro. Darüber hinaus bekommt Mehdorn noch weitere drei Monatsgehälter bis Ende Juni in Höhe von jeweils 50.000 Euro.

Hartmut Mehdorn war vom 16. Dezember 1999 bis zum 30. April 2009 Vorstandschef der Deutschen Bahn AG. Am 30. März 2009 kündigte er gegen Ende der Bilanzpressekonferenz an, dass er aufgrund der Vorwürfe im Zuge der Datenaffäre bei der Bahn dem Aufsichtsrat der Deutschen Bahn AG seinen Rücktritt anbieten werde. Wie DMM berichtete, hatte die Berliner Staatsanwaltschaft am 12. Februar 2009 gegen den Bahnchef ein Ermittlungsverfahren wegen möglicher Verstöße gegen das Bundesdatenschutzgesetz eingeleitet. Ein interner Ermittlungsbericht habe 2009 ergeben, dass Mehdorn von „fragwürdigen“ Ermittlungsmethoden im Konzern gewusst habe. Die Deutsche Bahn beauftragte eine Anwaltskanzlei, bis 22. Juni 2011 mögliche Schadenersatzansprüche gegen Mehdorn zu prüfen. Der aus dem Datenmissbrauch resultierende Schaden wurde seinerzeit auf mindestens 45 Mio. Euro beziffert. Wenige Wochen später betonte DB-Aufsichtsrat-Vorsitzender Utz-Hellmuth Felcht in einem Brief an den damaligen Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer, der Verdacht, Mehdorn sei in die Bespitzelung von Journalisten, Aufsichtsräten und Mitarbeitern eingebunden gewesen, habe sich nicht bestätigt. Im Zuge der vorzeitigen Auflösung seines Arbeitsvertrages erhielt Mehdorn eine Abfindung von 4,985 Mio. Euro sowie weitere geldwerte Vorteile von 1,136 Mio. Euro. Nach eigenen Angaben habe ihn niemand zum Rücktritt gezwungen; er sei stattdessen freiwillig gegangen, betonte Mehdorn.

Es folgte die Ära Airberlin: Als Nachfolger von Joachim Hunold war Hartmut Mehdorn vom 01. September 20111 bis zum 07. Januar 2013 übergangsweise Chef von Air Berlin. Seine Aufgabe: Die von Hunold beinahe ins Aus manövrierte deustche Nr. 2 sanieren und anschließend an einen Nachfolger übergeben. Letzteres klappte am 07.01.2013, als der Verwaltungsrat den Österreicher Wolfgang Prock-Schauer mit sofortiger Wirkung an die Spitze des Luftfahrtunternehmens setzte, die Gesundung Air Berlins schaffte Mehdorn nicht.

Schließlich die Ära BER: Die begann am 11. März 2013, als Mehdorn zum Vorsitzenden der Geschäftsführung der Flughafen Berlin Brandenburg GmbH ernannt wurde. Er bekam einen Drei-Jahres-Vertrag. In seiner Zeit bis Ende 2014 gab es viel Wirbel und kein Vorankommen mit dem Hauptstadtflughafen. Nicht ganz unerwartet kam dann die Ankündigung Mehdorns am 15. Dezember 2014, vom Chefposten der Berliner Flughafengesellschaft zurücktreten zu wollen. Mehdorn fühlte sich offensichtlich zu wenig durch den Aufsichtsrat unterstützt. Sein letzter Arbeitstag war der 31. März 2015. Er ging damit in den Ruhestand. Quelle: Bild am Sonntag / DMM