Bergen begrenzt Kreuzfahrttourismus weiter

Bergen, das Tor zu Norwegens Fjordküste, macht den Wahnsinn mit dem überbordenden und massiv umweltschädlichen Kreuzfahrttourismus nicht mehr mit, jedenfalls nicht mehr im Ausmaß des Jahres 2018. Die 200.000-Einwohner-Metropole im hohen Norden Europas mit historischer Altstadt, mit dem Unesco-geschützten Hanse-Viertel Bryggen wird geradezu überflutet von Touristenhorden, die die Stadt zum Leidwesen der Bewohner zu „sehr in Anspruch nehmen“.

Norwegen begrenzt den Kreuzfahrt-Irrsinn. Foto: Stadt Bergen

Die Kreuzfahrtriesen halten in Gehdistanz der Altstadt an und entlassen Tausende von Passagieren in die malerische Altstadt. Im kleinen Hanseviertel herrscht dadurch den ganzen Sommer lang Hochbetrieb. Vor der Talstation der Standseilbahn Fløibana - die vom Zentrum auf den Hausberg Fløyen führt, von wo aus man wunderschöne Blicke auf Stadt, Fjorde und vorgelagerte Inseln genießt – bilden sich regelmäßig extrem lange Schlangen. Ein Ärgernis für viele Anwohner, welche die Fløibana zum Heimkommen nehmen müssen. Nicht zuletzt hat Bergen, eingepfercht zwischen mehreren Hügeln, schon von alleine ein zeitweiliges Smogproblem, welches durch den kriminellen und schwer gesundheitsschädlichen Schadstoffausstoß der Riesenschiffe noch verschärft wird. Beobachter berichten auch darüber, dass die Preise für Waren im Stadtzentrum, vor allem beim touristisch beliebten Fischmarkt, auf ein Niveau gestiegen sind, bei dem man nur noch von „Wucher“ sprechen kann.

Zu viel für die Stadtbehörden: Aktuell haben die Stadtväter und -frauen die Anlaufbewilligungen für Kreuzfahrtschiffe zum zweiten Jahr in Folge gedeckelt. Erst vor einem Jahr hatten sich Stadtrat, Hafen und Tourismusbehörden darauf geeinigt, dass täglich maximal vier Kreuzfahrtschiffe mit insgesamt nicht mehr als 9.000 Passagieren anlegen dürfen. Neu wird dies ab 2019 auf drei Schiffe mit maximal 8.000 Passagieren reduziert. v

Grundlage für den neuerlichen Vorstoß der politischen Behörden in Bergen ist eine Studie von Menon Economics, in Auftrag gegeben vom Gewerbeverband Bergen, Maritime Bergen und Bergens Tourismusbehörde. Der Untersuchung zufolge liegen die durchschnittlichen Ausgaben pro Kreuzfahrt-Passagier in Bergen zwar bei 1.090 Kronen (rund 114 Euro), allerdings entfalle ein Drittel der Ausgaben auf gerade mal 3 % der Passagiere. Nach Abzug dieser Gruppe liege der Ausgaben-Durchschnitt bei noch rund 700 Kronen (ca. 74 Euro). Die Krux: Nur wenige Unternehmen profitieren, von den Ausgaben der Kreuzfahrtpassagiere.

Manche Politiker wünschen sich statt einer Begrenzung der Schiffe lieber eine Elektrifizierung des Hafens, also ein Angebot für landseitigen Strombezug durch Kreuzfahrtschiffe (damit könnten die Schiffe ihre Motoren im Hafen abstellen), was wenigstens dem unheimlichen Umweltproblem etwas abhelfen könnte. Die Mehrheit der Politiker sorgt sich allerdings um Lebensqualität und ist der Meinung, dass Bergen nicht für Massentourismus geeignet ist und man deshalb auf Qualität statt Quantität setzen sollte, Einnahmen hin oder her. Quelle: Bergens Tidende / DMM