BEV: Chinesen setzen deutsche Autobauer unter Druck

Der Absatz vollelektrischer Automobile (BEV) erlebt im Gesamtjahr 2022 trotz Lieferengpässen und Inflation abermals ein Rekordniveau. Nach Schätzungen des Center of Automotive Management (CAM, Bergisch Gladbach) wurden weltweit rund 7 Mio. BEV abgesetzt, was im Vergleich zum Vorjahr einer Steigerungsrate von + 63 % entspricht. Die Antriebswende wird sich im laufenden Jahr 2023 weiter fortsetzen und voraussichtlich einen Wert von 10 Mio. BEV erreichen. Die Lage der deutschen Automobilhersteller ist dabei höchst angespannt.

 

Volkswagen, BMW und Mercedes-Benz steigern zwar allesamt ihr Elektro-Auslieferungen, können jedoch bei weitem nicht mit dem Tempo der Spitzengruppe um Tesla und BYD mithalten. Gerade in China drückt der Markterfolg einheimischer Akteure zusätzlich auf die Absatzbilanz der deutschen OEMs. Das sind die zentralen Erkenntnisse der Studie„Globale Absatztrends der Elektromobilität“ im Rahmen des „Electromobility Report 2022“.

Der Markthochlauf der Elektromobilität setzt sich trotz angespannter wirtschaftlicher und politischer Lage mit hohem Tempo fort. Während im Jahr 2021 noch rund 4,3 Mio. aller verkauften Fahrzeuge einen vollelektrischen Antriebsstrang besaßen, wurden ein Jahr nach Schätzungen des CAM bereits etwa 7 Mio. BEVs ausgeliefert (+ 63 %). Der US-Hersteller Tesla sichert sich abermals den größten Weltmarktanteil. Mit einem Gesamtabsatz von 1,3 Mio. batterieelektrischen Fahrzeugen übertrifft das Unternehmen seinen bisherigen Auslieferungsrekord aus 2021 um rund 40 % und dominiert den globalen Wettbewerb.

Der chinesische Mischkonzern BYD kann seinen BEV-Absatz im Vergleich zum Vorjahr nahezu verdreifachen. Die hohe Integrationstiefe bei der Wertschöpfungskette und der Fokus auf reine Elektroautos sowie Plug-In-Hybride haben maßgeblich zur Steigerung der BEV-Verkaufszahlen auf nunmehr 911.000 Einheiten beigetragen. SAIC, deren Erfolg noch immer stark auf dem in China sehr beliebten Kleinstfahrzeug Hongguang Mini EV der Konzerntochter SGMW aufbaut, kann das Tempo von BYD nicht mitgehen und liegt mit rund 750.000 BEVs auf Rang 3.

Die deutschen Automobilhersteller erreichen 2022 ein gemeinsames Absatzvolumen von rund 921.000 BEV, was einer Steigerung um 316.000 bzw. einem Plus von 52 % entspricht, allerdings unterdurchschnittlich zum globalen Marktwachstum von BEVs liegt (+ 63 %). Die Volkswagen Group erreicht erstmals die Marke von über 0,5 Mio. Auslieferungen innerhalb eines Jahres, verbessert sich jedoch nur um 26 %. BMW (+ 145 %) und Mercedes-Benz (+ 108 %) können ihre BEV-Absätze hingegen mehr als verdoppeln. Im direkten Vergleich behaupten sich die Münchener allerdings deutlich mit 216.000 verkauften Einheiten gegenüber Mercedes mit 133.000 BEV. 

Im globalen Hersteller-Vergleich fallen die deutschen OEMs trotzdem zurück. Im Unterschied zu Tesla und chinesischen Herstellern haben sie stärker mit Versorgungsengpässen und dem grundsätzlichen Markthochlauf zu kämpfen. Die größte Bedrohung liegt dabei ausgerechnet in China, auf dem im Jahr 2022 5,03 Mio. reine Elektrofahrzeuge (+82%) abgesetzt wurden. Auf dem größten und wichtigsten Automobilmarkt der Welt haben die deutschen OEMs bisher gegenüber den einheimischen Marken das Nachsehen. Während etablierte Akteure wie BYD (+ 184 %) und GAC mit Aion (+ 119 %) oder junge Start-Ups wie Hozon Auto mit Neta (+ 58%) oder Leapmotor (+ 158 %) immer stärker durch eigene Produkte überzeugen, verlieren VW (- 3,6 %), BMW (- 6,4 %) und Mercedes (- 0,9 %) antriebsübergreifend über alle Baureihen wichtige Marktanteile. 

Hinzu kommen die zahlreichen Expansionspläne und -schritte der Chinesen `gen Westen, die zusätzlich das bisher schwach besetzte Klein- und Kompaktwagensegment avisieren. Allein in Deutschland übertraf die SAIC-Tochter MG Roewe bereits im November ihr Absatzziel und erreichte nach nur zwei Jahren am Markt mehr als 15.000 Neuzulassungen, davon knapp 9.000 BEV. BYD füllt die Sixt-Flotte in den kommenden Jahren um 100.000 E-Fahrzeuge auf und setzt sich zudem ehrgeizige Verkaufsziele im Retail. Für die Deutschen intensiviert sich damit nicht nur der Wettbewerb im Ausland, sondern insbesondere auch auf dem angestammten Heimatmarkt. Quelle: Center of Automotive Management (CAM) / DMM