BFU: Hinweise auf Absturzursache

Vier Stunden flog eine private zweistrahlige Cessna 551 führerlos quer über Europa von Spanien über Frankreich und Deutschland Richtung Finnland. Dann endete der Geisterflug mit dem Absturz in die Ostsee in einer Katastrophe. Ein deutscher Unternehmer und Privatpilot, seine Frau, seine Tochter und deren Freund kamen ums Leben (DMM berichtete). Drei Monate später liegen Hinweise auf die mögliche Absturzursache vor.

Jerez (Andalusien), 04. September 2022: Um 14.57 Uhr Ortszeit verlässt der Businessjet mit der Kennung OE-FGR den Flughafen. Ziel der privaten Citation II ist der Flughafen Köln-Bonn. Im Cockpit sitzt der 72 Jahre alte Pilot. In der Kabine sind seine Frau (68) sowie die 26-jährige Tochter und deren Freund (27). 

Um 15.42 Uhr meldete sich der Pilot aus der Reiseflughöhe bei der spanischen Flugsicherung: „There is a problem with the air condition and pressurization, request direct descending“, funkte er und bat um die Erlaubnis sofort in den Sinkflug gehen zu dürfen. An Bord muss da bereits eine hektische Stimmung geherrscht haben. „Während dieses Funkspruchs des Piloten waren deutliche Hintergrundgeräusche zu hören“, heißt es im Zwischenbericht des BFU. Wenige Augenblicke später herrschte dann Funkstille. 

Inzwischen befand sich die Cessna im französischen Luftraum; sie steuerte per Autopilot die einprogrammierte Route Richtung Köln-Bonn. In Frankreich stiegen zwei Kampfjets auf und kurz darauf auch zwei alarmierte Jets der deutschen Luftwaffe. Der Militärpilot, der zuerst beim auf konstanter Höhe fliegenden österreichischen Flugzeug angekommen war, versuchte „auf verschiedenen Frequenzen der Flugsicherung und auf der Notfrequenz“ den Privatpiloten zu erreichen, wie es im Bericht heißt. Ohne Erfolg. Auch mit Sichtzeichen habe man es vergeblich versucht. Die Piloten erkannten den regungslosen Piloten auf dem linken Sitz und rechts davon unbenutzte Sauerstoffmasken, so der BFU-Bericht. 

Der Businessjet flog danach weiter, begleitet von den beiden deutschen Eurofightern sowie Kampfjets der dänischen und schwedischen Luftwaffe und wenige Minuten vor dem Absturz NATO-Jets aus Estland. Um 19:30 Uhr mussten die Nato-Piloten ansehen, wie das Flugzeug, nachdem der Treibstoff ausgegangen war, spiralförmig auf das Meer zuraste und dort zerschellte, 20 Meilen (37 km) nordwestlich der lettischen Stadt Ventspils. Keiner der Insassen hat das Unglück überlebt. Wrackteile der Cessna liegen in rund 62 m Tiefe in einem 100 mal 150 Meter großen Feld auf dem Meeresboden vor Lettland. Die Suchtrupps fanden sie schon bald „einige Teile menschlicher Überreste und mehrere kleine Wrackteile, ist im Zwischenbericht der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung BFU zu lesen.  

Der Zwischenbericht deutet darauf hin, dass Privatpilot P. G. einige grundlegende Fehler machte. Offensichtlich trug er keine Sauerstoffmaske. Auch setzte er keinen Notruf “Mayday, mayday“ ab. Und er leitete auch nicht den sofortigen Sinkflug ein, wie es in solchen Fällen notwendig und erlaubt ist. Der BFU-Bericht benennt keine Unfallursache, setzt sich aber intensiv mit dem Kabinendrucksystem und Notverfahren der Cessna auseinander. Bei einem Druckabfall sieht die Checkliste das sofortige Aufziehen der Sauerstoffmaske, die Erklärung einer Luftnotlage und die Einleitung eines Notabstiegs vor. In genau dieser Reihenfolge. Quelle: aerotelegraph.com / aero.de / BFU / DMM