Biden ist draußen - Und jetzt?

Der amtierende US-Präsident scheidet nach einigem Hin und Her und auf Druck seiner Partei aus dem Rennen um die Präsidentschaft aus und befürwortet seine Stellvertreterin Kamala Harris als Kandidatin. Die Frage, wer nun tatsächlich das Rennen um die US-Präsidentschaft machen wird, ist mit dem Ausstieg Bidens längst nicht beantwortet. Sollte Donald Trump wieder ins Weiße Haus einziehen, kommen auf Deutschland schwierige Jahre zu, möglicherweise auch auf die Geschäftsreisebranche.

In den letzten Tagen hatten immer mehr Demokraten Biden aufgefordert, den Kampf um seine Wiederwahl im November zu beenden. Biden selbst sagte am Sonntag, 21. Juli, er unterstütze Vizepräsidentin Kamala Harris als neue Kandidatin der Partei. Unklarheit bei den Demokraten: Biden konnte prominente Mitglieder seiner eigenen Partei nicht davon überzeugen, dass er den ehemaligen Präsidenten Donald Trump im November besiegen kann, nachdem er bei der CNN-Präsidentschaftsdebatte im Juni eine schlechte Leistung gezeigt hatte. Es ist das erste Mal seit Jahrzehnten, dass ein US-Präsident aus einer Wiederwahlkandidatur ausscheidet.

Was als nächstes passiert: Da Biden aus dem Rennen ist, müssen einzelne Delegierte den Kandidaten der Partei entweder bei einem virtuellen Appell, der voraussichtlich Anfang August stattfinden soll, oder auf dem Kongress in Chicago im nächsten Monat wählen.
 
Der republikanische Konkurrent Donald Trump reagierte: In einem Telefonat mit CNN wenige Minuten nachdem Biden seinen Ausstieg aus dem Rennen angekündigt hatte, beschrieb Trump Biden als „den mit Abstand schlechtesten Präsidenten in der Geschichte unseres Landes“. Das aber sehen nur er und seine Anhänger so. Wenn Trump wieder an die Macht kommen sollte, dürfte dies nicht ohne Auswirkungen auf den Wirtschaftsstandort Deutschland und damit auch auf die Geschäftsreisebranche bleiben.

Was ist, wenn Trump wiedergewählt wird? Eine mögliche Wiederwahl von Donald Trump zum US-Präsidenten im November 2024 könnte der Welthandelsordnung erheblich schaden, falls Trump wie angekündigt die US-Zölle anheben würde, um vor allem das Handelsdefizit der USA zu verringern. Ein solches Szenario würde sich nicht nur negativ auf die Weltwirtschaft auswirken – in einer Zeit erheblicher globaler Spannungen. Auch die Welthandelsorganisation (WTO) würde einen weiteren Schlag erleiden, da die von Trump vage angekündigten Zollerhöhungen klar gegen die internationalen Handelsregeln verstoßen. Auch die transatlantischen Beziehungen zur Europäischen Union (EU) dürften darunter leiden. Erstens könnten alte Handelsstreitigkeiten wieder aufflammen, die mit der Biden-Administration weitgehend beigelegt wurden, zum Beispiel in Bezug auf Stahl und Aluminium. Zweitens könnte Trump die kooperativen Maßnahmen der Biden-Regierung aufheben, die die protektionistischen Elemente des US Inflation Reduction Act (IRA) für EU-Exporteure abschwächen. Drittens wäre die Zukunft des EU-US-Handels- und Technologierats (Trade and Technology Council TTC) womöglich gefährdet.

Die Weltwirtschaft, besonders die exportorientierten Länder wie Deutschland, wären von den Zollschocks stärker betroffen als die USA. Darüber hinaus würde der Welthandel negativ beeinflusst werden. Die Wirkungen dieser Effekte lassen sich am Beispiel Deutschlands verdeutlichen als einer relativ handelsoffenen und exportorientierten Volkswirtschaft. Danach würde die Nachfrage der wichtigsten Exportpartner Deutschlands im Jahr 2028 um etwa 5,5 % niedriger ausfallen als im Basisszenario ohne Zollerhöhungen. Dies entspricht einem Rückgang der deutschen Exporte von 4,5 %. In absoluten Zahlen belaufen sich die kumulierten BIP-Verluste (in konstanten Preisen) über den 4-Jahres-Zeithorizont auf 120 Mrd. bis 150 Mrd. Euro für Deutschland Die wesentlichen Gründe für den Unterschied zu den USA liegen in der Tatsache, dass Deutschland stärker exportorientiert ist und sich seine Handelsbilanz verschlechtern würde, während sich die Handelsbilanz der USA verbessert. Auch die EU wäre stärker betroffen als die USA. Quelle: CNN / IW Köln / DMM