Blicke in die Zukunft des Autofahrens

Jaguar Land Rover blickt auf der Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA) in die Zukunft: Das in Großbritannien ansässige Forschungs- und Entwicklungszentrum der beiden Premiummarken stellt in Frankfurt/M. Technologien und Prototypen vor, die autonomes Fahren in der Zukunft vereinfachen können. Dazu zählt die Fernsteuerung eines Range Rover Sport per Smartphone ebenso wie ein Prototyp des Jaguar XE, der mit verschiedenen neuen Assistenzsystemen ausgerüstet ist, z.B. für Baustellen oder zur Höhenkontrolle.

Während die Fahrzeuge im Freigelände ihre Fähigkeiten demonstrieren, etwa im eigens errichteten Offroad-Parcours vor der IAA-Halle 11, führt das interaktive "Innovation Lab" auf dem Messestand von Jaguar Land Rover in Halle 5 die Besucher direkt und hautnah zu den neuen Technologien. Die Ingenieure und Entwickler haben ein Forschungsfahrzeug auf Basis des Range Rover Sport auf die Räder gestellt, das von außerhalb mithilfe eines Smartphones bedient und gesteuert werden kann. Die Smartphone-App erlaubt dabei die Kontrolle über Lenkung, Gaspedal, Bremsen und das Untersetzungsgetriebe. Mit einer Höchstgeschwindigkeit von 4 Meilen pro Stunde (zirka 6,4 km/h) kann der Pilot den Range Rover Sport bewegen, ohne dass er auf dem Fahrersitz Platz nimmt - beispielsweise um den Wagen aus schwierigen Situationen zu befreien oder anspruchsvolle Geländepassagen sicher zu meistern.

So macht die Fernsteuerung etwa das rückwärts Ausparken zum Kinderspiel, sollten die Türen des Range Rover in einer Parklücke durch einen anderen Verkehrsteilnehmer blockiert sein. Im Gelände wiederum wird der Fahrer zum Offroad-Instrukteur, wenn er den Wagen aus einem guten Blickwinkel vor, seitlich oder hinter dem Range Rover Sport mit Unterstützung der Smartphone-App über ein Hindernis lotst. Diese Fähigkeiten können die IAA-Besucher während der Messetage erleben: In der "Off Road Experience Zone" vor Halle 11 wird das Zukunftsmodell Demonstrationsfahrten mit Smartphone-Steuerung unternehmen. Auf dem Beobachtungsposten außerhalb des Fahrzeugs hat der Pilot alles im Blick: den Wagen insgesamt und auf seinem Smartphone alle Daten wie Rampen- und Böschungswinkel. Das ermöglicht eine äußerst exakte Positionierung - nützlich z.B. beim Überklettern von Felsen, beim Durchwaten eines Gewässers oder beim Passieren eines Geländeabschnitts, der durch Schlamm oder Schnee besonders rutschig geworden ist. Die Fernbedienung funktioniert dabei in einem Radius von 10 Metern um das Fahrzeug sowie selbstverständlich nur dann, wenn der passende "Smart Key" identifiziert wurde. Kommt das Smartphone dem Wagen zu nahe oder begibt sich der Pilot außer Reichweite, stoppt die Fernsteuerung automatisch.

Die jetzt vorgestellte Technologie lässt für die Zukunft weitere Optionen autonomen Fahrens. So ist beispielsweise denkbar, dass der Fahrer lediglich einen bestimmten Steuerbefehl mit der Fernbedienung gibt und der Wagen passiert selbsttätig ein Hindernis oder verlässt eigenständig eine Parklücke.

Jaguar XE mit neuen Assistenzsystemen. Welche Möglichkeiten Techniken des autonomen Fahrens eröffnen, zeigt Jaguar Land Rover in Frankfurt am Main darüber hinaus mit dem neuen Jaguar XE. In einer ganzen Reihe von Prototypen sind neuartige Assistenzsysteme eingebaut, die gemeinsam mit Bosch entwickelt wurden - und die beide Unternehmen im Freigelände der IAA demonstrieren. Bosch und Jaguar Land Rover haben dabei die Fähigkeiten der bereits in zahlreichen Modellen integrierten Stereo-Frontkamera nochmals erweitert. Dadurch erhalten die Technikprototypen des Jaguar XE die Fähigkeit, Höhe und Breite von Hindernissen auf und neben der Fahrbahn zu erfassen - und den Fahrer zu warnen, falls das nötig wird.

Eine denkbare Anwendung für diese Technologie ist ein "Baustellen-Assistent". Er verhindert, dass der Wagen einen zu schmalen Durchlass zu passieren versucht, beispielsweise bei der Fahrbahnverengung in Baustellen. Es sendet dann eine entsprechende Warnung oder bremst das Fahrzeug automatisch. Beim Durchqueren von Baustellen sorgt der Assistent zudem dafür, dass der Jaguar XE immer genau in der Mitte der verengten Fahrspur bleibt oder sogar etwas Platz macht, sollte sich seitlich ein anderer Verkehrsteilnehmer nähern.

Ein weiteres, von Bosch und Jaguar Land Rover entwickeltes und auf der IAA vorgestelltes System ist ein "Höhenkontroll-Assistent". Hier gibt der Fahrer im System ein, falls sich die Höhe seines Fahrzeugs verändert - etwa durch einen Dachträger mit Fahrrädern oder einer Dachbox. Die Stereokamera überwacht dann die Umgebung und greift ein, sollte eine Kollision drohen, etwa mit tiefhängenden Ästen, Barrieren oder einer Parkhauszufahrt. Auch in diesen Fällen wird der Assistent mit Warnhinweisen an den Fahrer oder selbsttätigen Bremsvorgängen aktiv.

Assistenzsysteme, die die Breite und Höhe der Fahrbahn ermitteln, zählen nach Ansicht von Jaguar Land Rover zu den wichtigsten Voraussetzungen, um autonomes Fahren in Zukunft realisieren zu können. Die Forschungsprojekte stellt Jaguar Land Rover auf der IAA auch in seinem interaktiven "Innovation Lab" auf dem Messestand in Halle 5 vor.

Neben den Zukunftsvisionen erleben die Besucher hier hautnah sämtliche aktuellen Innovationen der beiden Premiummarken, wie Ingenium-Motoren, InControl Touch-Systeme oder Aluminiumtechnologie.

Selbsttätige Wendemanöver mit dem Range Rover. Eine weitere Technologie-Neuheit ist ein Range Rover-Prototyp, der selbsttätig Wendemanöver vollzieht und den Luxus-SUV automatisch um 180° dreht. Damit kann sich dieses autonom agierende Fahrzeug eigenständig aus schwierigen Situationen befreien, wie einer sehr engen Sackgasse oder einem verstopften Parkplatz. Auch eines der am wenigsten geschätzten und beherrschten Fahrmanöver verliert mit dieser Technik gerade im laufenden Verkehr seinen Schrecken: das Wenden in drei Zügen. Das im Range Rover implementierte System arbeitet mit zahlreichen Sensoren, die den zur Verfügung stehenden Straßenraum bemessen und dadurch Kontakte mit Fußgängern, anderen Fahrzeugen oder sonstigen Hindernissen verhindern. Die Steuerung übernimmt anschließend die Gangwahl sowie die Kontrolle von Lenkung, Bremsen und Gaspedal. Mit so vielen Vor- und Rückwärtsbewegungen wie nötig wird dann der gewünschte Wendevorgang realisiert.

Das Forschungsteam des britischen Autobauers arbeitet an einem System, das die gesamte Umgebung um den Wagen scannt und den Piloten anschließend auf Basis dieser Daten informiert, sollte das Wendemanöver gefahrlos möglich sein. Der Fahrer bestätigt danach den Vorgang und sein Auto rollt so weit vorwärts wie möglich. Daraufhin werden automatisch der Rückwärtsgang eingelegt, die Räder eingelenkt und Gas gegeben. Bis der Wagen um 180 ° gedreht dasteht, werden diese Vorgänge mit kurzen Vor- und Rückwärtsfahrten wiederholt.

Autonomes Fahren und Fahrvergnügen sind kein Widerspruch. Dr. Wolfgang Epple, Leiter Forschung und Entwicklung: "Die Erforschung dieser und anderer Technologien bringt nicht nur das autonome Fahren näher an die Realität. Sie bedeuten außerdem einen Gewinn an Sicherheit und Komfort. Die gleichen Sensoren und Systeme, die einem autonomen Fahrzeug helfen, die richtigen Entscheidungen zu treffen, unterstützen zugleich den Fahrer und verbessern das Fahrerlebnis, indem sie Unfälle verhindern helfen. Technologien für autonomes Fahren sind aber keinesfalls gleichbedeutend mit dem Ende des Fahrvergnügens." In diesem Zusammenhang plant der Autohersteller, stets die Wahl zu lassen zwischen aktivem und autonomem Fahren. Das bedeutet, dass der Wagen selbsttätig agiert, sofern der Fahrer es wünscht - oder dass die Systeme entsprechend angepasst werden können, um eine aktive und eingebundene Fahrt zu ermöglichen. Quelle: Jaguar Land Rover / DMM