Boarding verboten, wenn es zu heiß ist

In Deutschland hatte die DB mit ihren ICE in den vergangenen Jahren immer wiedermal Probleme mit ausfallenden oder zu schwachen Klimaanlagen mit der Folge, dass Bahnreisen teils zu gefährlichen Abenteuern wurden. In der Luftfahrt zeichnet sich eine ähnliche Entwicklung ab.

Die Sommermonate Juni bis August waren weltweit die heißesten seit Beginn der Aufzeichnungen - und dem EU-Klimawandeldienst zufolge wird es in Zukunft noch häufiger Extremwetterereignisse geben. Keine guten Aussichten.

Nach Hitzerekorden in den USA mit teilweise das Bewusstsein verlierenden Passagieren haben erste Fluggesellschaften eine maximale Temperatur eingeführt, bis zu der Fluggäste einsteigen dürfen. Und wenn es zu heiß wird, sollen Flüge in Zukunft nicht mehr stattfinden.

Global gesehen war der Sommer 2023 der mit Abstand heißeste seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1940. Im Juli litten weite Teile Chinas, Südeuropas und den USA unter Hitzewellen von einem bisher unbekannten Ausmaß. Im amerikanischen Bundesstaat Arizona wütete die längste Hitzewelle seit Beginn der Wetteraufzeichnungen mit Temperaturen von über 46 Grad Celsius. „Unser Klima implodiert schneller, als wir mit extremen Wetterereignissen, die jeden Winkel des Planeten treffen, fertig werden können", erklärte kürzlich UN-Generalsekretär António Guterres. Diese Entwicklung macht vor der Luftfahrt leider nicht halt. So wird z.B. die Kühlung von Flugzeugen am Boden immer wichtiger, sonst kann es für Passagiere und Crews lebensgefährlich werden, wie ein Beispiel aus Nevada zeigt. Mitte Juli verloren mehrere Flugreisende beim Abflug in Las Vegas das Bewusstsein, als die Klimaanlage beim Rollen zur Startbahn ausfiel und draußen Temperaturen von fast 44 °C herrschten. Mindestens fünf Menschen mussten medizinisch betreut werden. In Europa erlitten in einem A320neo, dessen Klimaanlage nicht richtig funktionierte, drei Personen einen Hitzekollaps und wurden ohnmächtig.

In den Vereinigten Staaten wird das Thema Fliegen bei Hitze heftig diskutiert. Noch gibt es im Land keine gesetzliche Regelung, ab wann Fluggesellschaften ihre Gäste nicht mehr einsteigen lassen dürfen. Aber einige Fluggesellschaften haben Temperaturobergrenzen eingeführt. So lässt American Airlines keine Gäste mehr in ihre Flugzeuge einsteigen, wenn die Temperatur in der Kabine über 32 °C (90 °Fahrenheit) liegt. Jetblue hat diese Schwelle auf 29 °C (85 °Fahrenheit) festgesetzt. Delta, United und Southwest überlegen noch, Höchsttemperaturen einzuführen. In Europa denkt keine Airline über das Thema nach.
Das US-Verkehrsministerium hält Fluggesellschaften an, die Kabinen bei längeren Verspätungen auf dem Rollfeld auf eine angenehme Temperatur zu bringen. Verkehrsminister Pete Buttigieg argumentiert, dass die Kabinentemperaturen schnell korrigiert werden können,  solange Flugzeuge ohne längere Verzögerung starten können.

In den USA kämpft seit 2018 u.a. ie Gewerkschaft Association of Flight Attendants-CWA um die Einführung von Standards für Kabinentemperaturen. Hintergrund ist die Tatsache, dass  hitzebedingte Krankheiten sich zu einem zunehmenden Problem entwickeln.

Üblicherweise werden die Temperaturen in Flugzeugen bei laufenden Triebwerken gesteuert. Zur Lärmvermeidung und um Kerosin und CO2 einzusparen, werden die Motoren aber oft ausgeschaltet. Auch Hilfstriebwerke (Auxiliary Power Unit, APU) am Heck der Maschinen leisten ihren Beitrag, die Strom erzeugen und somit Klimaanlagen und die Kabinenbeleuchtung a Laufen halten. Aber auch die APUs verbrennen Jet-Fuels und dürfen nicht immer eingeschaltet sein. Quelle: AA / Aerotelegraph.com / DMM