Boeing rutscht tief in die roten Zahlen

Boeing rechnet für das zweite Quartal 2019 mit einer zusätzlichen Belastung in Höhe von 4,9 Mrd. USD für Entschädigungen, die von Fluggesellschaften wegen des 737-MAX-Ausfalls eingefordert werden. Die Jets werden voraussichtlich erst 2020 wieder für den Betrieb zugelassen. Für Boeing bedeutet das MAX-Desaster einen maximalen Verlust bei Umsatz und Gewinn.

Geschäftsreisende und andere Passagiere werden wohl bis auf Weiteres nicht mehr in den Genuss kommen, mit dem modernsten Mitglied der 737-Familie, der B737 MAX fliegen zu dürfen. Diese Erkenntnis hat sich auch bei Boeing durchgesetzt. Laut dem US-Flugzeugbauer sollen die fast 5 Mrd. USD für potenzielle Entschädigungen von Fluggesellschaften verwendet werden, die wegen des Groundings ihre vorhandenen B737 MAX nicht einsetzen dürfen und die als weitere Folge von Auslieferungsverzögerungen betroffen sind. Der Konzern will die Sonderkosten zwar komplett im zweiten Quartal verbuchen, mögliche Kompensationen an Airlines sollen aber erst über mehrere Jahre und in verschiedenen Formen erfolgen, meldet die Schweizer Finanznachrichtenagentur AWP.

Weiter teilt Boeing mit, dass die Produktionskosten des gesamten 737-Programms im zweiten Quartal um etwa 1,7 Mrd. USD angestiegen sein dürften. Dies liege hauptsächlich daran, dass die Fertigungsrate länger als geplant reduziert werden müsse. Diese gestiegenen Kosten würden auch künftig die Gewinnspannen belasten.
Boeing steht nach den beiden Flugzeugabstürzen baugleicher 737-Max-Maschinen in Indonesien und Äthiopien massiv unter Druck. Für den betroffenen Flugzeugtyp - bis dahin das meistverkaufte Modell des Herstellers - wurden weltweit Startverbote verhängt. Ob und wann Boeings 737-Max-Serie wieder abheben darf, ist derzeit unklar. In den USA heißt es inzwischen bei der FAA, dass die Jets nicht vor 2020 eine Wiederzulassung erhalten werden, zumal neue und bisher unbekannte Fehler bei der Flugzeugsteuerung entdeckt worden sind.

Boeing steht im Verdacht, die Flugzeuge überstürzt auf den Markt gebracht und die Sicherheit vernachlässigt zu haben. Der Konzern bestreitet dies zwar, hat aber Pannen eingeräumt. Untersuchungsberichte deuteten auf eine fehlerhafte Steuerungssoftware als Absturzursache hin. Fatalerweise soll es auch beim neuen Airbus A321 NEO ähnliche Probleme mit der Flugsteuerung geben. Deshalb hat die europäische Flugaufsichtsbehörde Easa die betroffenen Airlines und den Hersteller darauf hingewiesen, dass der oder die Fehler baldmöglich zu beheben sind. Es könnte auch den A321 NEO ein Grouding drohen. Quelle: AWP / FAA / DMM