Bombardier vor Verkauf der Geschäftsflugzeugsparte

Das kanadische Unternehmen Bombardier, ein großer Hersteller von Luft- und Schienenfahrzeugen hat aktuell 9 Mrd. US-Dollar Schulden. Die Regierungen von Kanada und der Provinz Quebec sind einerseits ratlos und ziehen andererseits „alle Möglichkeiten“ in Betracht. U.a. geht es um den Verkauf einer der beiden Sparten.

Bombardier Global 7500 über Shanghai. Foto: Bombardier

Bombardier Kearjet 75 Liberty. Foto: Bombardier

Massive Investitionen in die Entwicklung der C-Serie, die inzwischen an Airbus verkauft ist, enorme Investitionen in die Entwicklung der Businessjets Global 7500 und des Learjet 85 haben den Konzern in eine böse Schieflage gebracht. Laut kanadischen Medien gibt es nur zwei Optionen: Entweder wird der Geschäftsbereich Transportation (Schienenfahrzeuge) an den französischen Schienenfahrzeugkonzern Alstom veräußert oder der Geschäftsbereich Business Aircraft an den amerikanischen Konzern Textron. Letzterer würde nach jetzigem Stand der Dinge 7 Mrd. Dollar bieten. Die letztgenannte Möglichkeit ist für die Regierungsvertreter ein Problem, da diese Abteilung mehr als 13.000 Menschen in der Region von Montreal beschäftigt, während die Transportsparte nur 1.500 Arbeitsplätze bietet, davon viele im Werk La Pocatière.

Andererseits wird ein Verkauf der Bahnsparte durch die 30 %ige Beteiligung der Caisse de dépôt an Bombardier Transportation erschwert, die diese 2016 mit einer Kapitalspritze von 1,5 Mrd. USD übernommen hatte. Die Beteiligung war seinerzeit mit dem Erreichen einer garantierten jährlichen Rendite von 15 % verbunden. In Kanada kann man sich nur schwer vorstellen, dass Alstom eine Partnerschaft mit derart utopischen Zielvorstellungen akzeptieren wird.

Aktuell berichten die Medien in Kanada über Gespräche zwischen Bombardier und Textron im Hinblick auf den Verkauf der Geschäftsflugzeugsparte an die Amerikaner. Quebecs Premierminister François Legault betonte, dass die Erhaltung der Arbeitsplätze von Bombardier für ihn Priorität habe, wenngleich eine Entscheidung getroffen werden muss. In Ottawa sagte Premierminister Justin Trudeau, die Regierung wolle da sein, um die Luft- und Raumfahrtindustrie und die Arbeitnehmer zu unterstützen.

Die Zeitung „ Journal de Montréal“ spricht sich gegen eine Hilfe des Staats aus und fragt, ob eine neuerliche Zuführung von öffentlichem Kapital an Bombardier das Unternehmen wieder auf Kurs bringen wird? Und der Kommentator fragt sich, warum die wohlhabende Familie Beaudoin-Bombardier nicht selbst in das Überleben ihres multinationalen Konzerns investiert.

Bombardier wurde 1942 von Joseph-Armand Bombardier als L’Auto-Neige Bombardier Limitée gegründet. Das Unternehmen produziert und entwickelt an 75 Standorten in 28 Ländern, darunter auch in Deutschland. U.a. werden an den Standorten Kassel, Mannheim, Görlitz und Berlin Lokomotiven, Triebzüge und Doppelstockwaggons produziert. Quelle: Radio Canada, La Presse, Journal de Montréal / DMM