Brenner Basistunnel erreicht Staatsgrenze

Die Tunnelbohrmaschine (TBM) "Serena" ist nach 14,13 Kilometern und 3,5 Jahren Vortrieb erfolgreich an ihrem Ziel am Brenner angekommen und damit an der Staatsgrenze Österreich/Italien. Diesen historischen Schritt beging die Brenner Basistunnelgesellschaft BBT SE am Mittwoch, 24.11.2021 feierlich, gemeinsam mit geladenen Gästen aus Politik und Wirtschaft, natürlich unter Berücksichtigung der aktuell geltenden strengen Covid-Schutzmaßnahmen. Der BBT wird parallel zur heutigen Brennerbahn zwischen Innsbruck und Franzensfeste den Alpenhauptkamm unterqueren und voraussichtlich 2032 eröffnet.

Nach 14.130 m durch Gebirgsgestein erreichte die Tunnelbohrmaschine Serena am Mittwich, 24.11.2021 um 15 Uhr die Italienisch-österreichische Grenze am Brenner. Foto BBT SE

Mit dem Brenner Basistunnel  entsteht eine zukunftsorientierte Flachbahn durch die Alpen. Das Kernstück der neuen Brennerbahn zwischen München und Verona wird zu einer markanten Verbesserung der Reise- und Transportmöglichkeiten im Herzen Europas führen. Der BBT bildet das Herzstück des Skandinavisch–Mediterranen TEN-Korridors von Helsinki (Finnland) nach Valletta (Malta). Die Europäische Union forciert den Ausbau dieses länderübergreifenden multimodalen Korridors und stuft den Ausbau als vorrangig ein. Eine besondere Bedeutung nimmt der Brenner Basistunnel als Staaten verbindendes Projekt zwischen Österreich und Italien ein.

In erster Linie soll der BBT dem Transport von Gütern dienen, indem er die Verlagerung des Schwerverkehrs von der Straße auf die Schiene ermöglicht. Doch auch Personenzüge können durch den Tunnel fahren. Mit der nahezu horizontal verlaufenden Tunnelstrecke entfallen künftig Steigung und Gefälle der bestehenden, über 150 Jahre alten Brennerbahn.

Vorstand BBT SE, Gilberto Cardola und Martin Gradnitzer: "Die TBM Serena erreichte ein wichtiges symbolisches Ziel: den Brenner. Das ist der erste Schritt für die Errichtung eines durchgängigen Tunnels, der Italien und Österreich verbinden wird. Der größte Dank gebührt der TBM-Vortriebsmannschaft für diese Leistung, aber auch allen anderen Bauarbeitern, Planern, Konstrukteuren, Geologen und MitarbeiterInnen der BBT SE, die dieses Projekt Tag für Tag voranbringen."

Im Mai 2018 begann die Reise der Tunnelbohrmaschine "Serena". Sie wurde im Erkundungsstollen des Brenner Basistunnels gestartet, um einen 14 km langen Abschnitt in diesem Stollen auf Südtiroler Seite zu durchörtern. Nun erreichte die Vortriebsmaschine ihr Ziel am Brenner und markiert damit einen wesentlichen Erfolg für das Infrastrukturprojekt: Dass an der Basis des Gebirges der Fels nun bis zum Brenner durchgängig ist, verleiht dem Baufortschritt des Eisenbahntunnels beispielhaften Nachdruck. Zumal in den beiden Haupttunnelröhren oberhalb des nun geöffneten Tunnels ebenfalls zwei TBM im Einsatz sind, welche mit Hochdruck arbeiten und bis heute jeweils knapp 65 % bzw.75 % Fortschritt verzeichnen können.

Mauls: Größte Baustelle des BBT. Das Baulos Mauls 2-3, in dem die TBM "Serena" ihre Arbeit verrichtet hat, ist in Bezug auf die zu schaffenden Tunnelkilometer die größte Baustelle des BBT-Projektes. Rund 65 km werden hier zwischen der Ortschaft Mittewald und der Staatsgrenze am Brenner ausgebrochen. Auch insgesamt überzeugt der Baufortschritt dieses Bauloses – etwa 82 % der Tunnelkilometer wurden bereits ausgebrochen. In diesem Teilabschnitt des Brenner Basistunnels sind ca. 800 Personen beschäftigt, die Arbeiten wurden im September 2016 aufgenommen.

Eckdaten der TBM "Serena". Bei Serena handelt es sich um eine Doppelschild-Tunnelbohrmaschine mit einem Durchmesser von 6,85 m. Sie begann den Vortrieb beim Baulos Mauls im Mai 2018 und hat insgesamt 14,13 km Tunnel (Erkundungsstollen-Abschnitt Richtung Norden) bis zum Brenner geöffnet. Dabei kam als Ausbauverfahren der Tübbingversatz zum Einsatz. Das bedeutet, dass diese "Fabrik im Berg" mit einer Antriebsleistung von 2.800 kW sich nicht nur durch den Fels grub und mit ihrem Bohrkopf den Erkundungsstollen frei machte, sondern auch gleich in einem Arbeitsgang mittels Nachläuferkonstruktion Fertigbetonteile, im Fachjargon "Tübbinge" genannt, als Innenschale versetzte. Zur Erzeugung dieser Betonelemente wird das Ausbruchgestein nachhaltig wiederverwertet. Ein Tübbingring besteht hierbei aus fünf Normaltübbingen, einem Schlussstein und zwei Sohltübbingsegmenten (Bodenelementen). Die TBM "Serena" hat eine Länge von knapp 300 m und ein Gewicht von über 1.200 t.

Aktueller Projektstand. Insgesamt umfasst das Tunnelsystem des BBT ca. 230 Tunnelkilometer. Davon sind aktuell 147 km ausgebrochen: 52 km Eisenbahntunnel, 54 km Erkundungsstollen und 41 km Sonstige Tunnelbauwerke. Quelle: Galleria di base del Brennero, Brenner Basistunnel BBT SE / DMM