Briten betreiben Rhein-Ruhr-Express

Die Deutsche Bahn bekommt immer mehr Konkurrenz: Jetzt hat sie offenbar auch die Ausschreibung um den RRX, das bedeutendste Schienenprojekt in NRW für die nächsten Jahrzehnte, verloren, melden de Ruhr Nachrichten auf Ihrer Website. Für die Deutsche Bahn ist das ein weiterer Rückschlag; denn in NRW wird sie in Zukunft nur noch rund 40 % des Streckennetzes im Personenregional- bzw. Nahverkehr betreiben.

Siemens hat den Zuschlag für den Bau der Rhein-Ruhr-Express-Züge (RRX) erhalten und liefert 82 Elektrotriebzüge vom Typ Desiro HC. Betreiber soll die deutsche Tochter des britischen Bahnunternehmens National Express sein. Foto: Siemens

Wie die Zeitung unter Berufung auf  Heinrich Brüggemann, Vorsitzender der Geschäftsführung von DB Regio NRW, schreibt, wurde die schlechte Botschaft den betroffenen Mitarbeitern auf Personalversammlungen in Aachen, Essen und Hamm mitgeteilt. Dabei ist unklar, wie viele DB-Beschäftigte durch den Verlust des prestigeträchtigen Projekts ihre Arbeit verlieren werden.  

Gewonnen hat die Ausschreibung für alle drei zur Vergabe anstehenden Teilstrecken laut Ruhr-Nachrichten der britische Konzern National Express, der in NRW mit seiner deutschen Tochter, der Kölner National Express Rail GmbH (NX), bereits den Regionalexpress 7 (Rhein-Münsterland-Express) und die Regionalbahn 48 (Rhein-Wupper-Bahn) betreibt. NX sollte eigentlich auch den Nürnberger S-Bahn-Verkehr ab Dezember 2018 übernehmen. Doch die Vergabekammer Südbayern der Regierung von Oberbayern hatte am 28. April 2015 auf Betreiben von DB Regio Bayern die geplante Vergabe an die Briten gekippt. NX und die Bayerische Eisenbahn Gesellschaft (BEG) als Auslober wollen gegen die Entscheidung vor dem Oberlandesgericht München klagen. NX hatte u.a. schon 38 elektrische Triebzüge für das S-Bahnnetz in der Metropolregion Nürnberg bei Skoda Transportation bestellt, wie der tschechische Hersteller wissen ließ.  

Der als Jahrhundertprojekt der Metropolregion geltende Rhein-Ruhr-Express (RRX) soll von 2018 an die ständig wachsenden Verkehrsprobleme an Rhein und Ruhr lindern. Die am neuen Schienenverkehrskonzept RRX beteiligten Zweckverbände beauftragten im März 2015 Siemens mit der Lieferung von 82 Elektrotriebzügen vom Typ Desiro HC und der Wartung über einen Zeitraum von 32 Jahren. Der Auftrag im Gesamtvolumen von über 1,7 Mrd. Euro ist für Siemens der bisher größte aus dem Bereich des regionalen Schienenverkehrs in Deutschland.

Die Region ist einer der größten Ballungsräume Europas mit rund 10 Mio. Einwohnern und zahlreichen Transitstrecken. Vor allem auf der Kernstrecke zwischen Köln und Dortmund schränken überlastete öffentliche Nahverkehrs- und Zugverbindungen die Mobilität seit Jahren erheblich ein. Durch den gezielten Ausbau der Schienenwege und die damit mögliche Verkehrsverlagerung von der Straße auf die Schiene wird erwartet, dass der RRX etwa 31.000 Personenfahrten pro Werktag überflüssig macht. Geplant ist, dass Ende 2018 die ersten RRX-Züge mit Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 160 km/h im Großraum Rhein-Ruhr verkehren. Im Berufsverkehr soll nach und nach der Viertelstundentakt erreicht werden.  

Der RRX soll 2018 zunächst als eine Art Provisorium mit den bisher vorhandenen Regionalexpress-Linien 2018 starten. Wann er endgültig den Regelbetrieb aufnimmt und Dortmund und Köln im 15-Minuten-Takt verbindet, ist noch unklar; denn noch steht die Finanzierung nicht. Die Deutsche Bahn hatte von vornherein klargestellt, dass sie deutlich höhere Personalkosten als die Mitbewerber ansetzen müsse und sich deshalb bei der Vergabe im Nachteil gesehen. Quellen: Ruhr-Nachrichten / NX / Siemens / DMM