Noch im ersten Quartal 2025 soll ein Vertrag über bis zu ein Dutzend Hochgeschwindigkeitszüge unterzeichnet werden. Die Virgin Group ist ein von Richard Branson gegründeter britischer Mischkonzern. Die Virgin Group umfasst Teilunternehmen in sehr unterschiedlichen Bereichen, u.a. in der Luft- und Raumfahrt, im Reisesektor, im Eisenbahnsektor und vieles andere mehr.
Virgin hofft, dem Start-up Evolyn einen Schritt voraus zu sein, das Ambitionen angedeutet hat, einen neuen internationalen Hochgeschwindigkeitszugdienst unter Nutzung des Kanaltunnels zu schaffen. Für Geschäftsreisende hätte ein ausgeweitetes Bahnangebot zwischen UK und Kontinentaleuropa den Vorteil, dass die exorbitant hohen Ticketpreis von Eurostar dann der Vergangenheit angehören.
Der Eurostar-Konkurrent Evolyn, der der spanischen Familie Cosmen zugeordnet wird, zu deren Interessen auch eine Beteiligung an Mobico gehört, dem Bahn- und Busbetreiber, der früher als National Express bekannt war, wollte eigentlich in diesem Jahr seine ersten Züge einsetzen. Das Hochgeschwindigkeitsunternehmen bereitet sich darauf vor, eine Verbindung von London nach Paris über den Ärmelkanal zu eröffnen, hieß es 2023. Wie DM berichtete, wollte Evolyn 2023 beim französischen multinationalen Bahntechnikhersteller Alstom zwölf Hochgeschwindigkeitszüge vom Typ Avelia Horizon bestellen, doch Alstom sagte, es sei kein Vertrag vereinbart worden.
Das große Hindernis für die Ambitionen von Virgin Group und mögliche weitere Interessenten für Bahnverkehre auf der Ärmelkanalroute ist jedoch der Zugang zum Eisenbahnwartungsdepot Temple Mills von Eurostar im Osten Londons – der einzigen Anlage im Vereinigten Königreich, die für die Nutzung durch internationale Bahndienste konzipiert ist.
Virgin plant, mit eigenen Zügen im Jahr 2029 Reisezugdienste durch den Kanaltunnel aufzunehmen. Allein für die Anlauffinanzierung sollen dafür fast 1 Mrd. Pfund investiert werden. Phil Whittingham, Projektleiter der Virgin Group, sagte gegenüber dem Telegraph, er sei zuversichtlich, dass die Eisenbahnregulierungsbehörde zu dem Schluss kommen werde, dass in Temple Mills Platz für einen weiteren Marktteilnehmer sei, es sei jedoch unwahrscheinlich, dass der Betreiber von Temple Mills mitspielen wird. Whittingham glaubt auch, dass auf der Strecke Platz für drei Betreiber ist, weil die Wirtschaftlichkeit für drei konkurrierende Betreiber wahrscheinlich nicht gegeben ist. Letztlich muss die britische Regulierungsbehörde feststellen, welche Kapazitäten verfügbar sind. Die Virgin Group geht davon aus, dass das erste Unternehmen, das die Voraussetzungen für einen weiteren Hochgeschwindigkeitsbetrieb mitbringt, auch zum Zuge kommen wird.
Ein Eurostar-Sprecher meinte, das wesentliche Problem liege nicht darin, dass Eurostar möglicherweise versucht, den Zugang einzuschränken, sondern die Tatsache, dass im Hauptbahnhof St. Pancras und in der Wartungsanlage Temple Mills nur begrenzte Flächen zur Verfügung stehen, um den gemeinsamen Wachstumsambitionen aller gerecht zu werden. Der Sprecher weiter: „Wir haben an die neue Regierung geschrieben und um ihre Unterstützung bei der Schaffung eines Rahmens gebeten, der es allen Betreibern, einschließlich Eurostar, ermöglicht, zu gleichen Bedingungen in den weiteren Netzausbau zu investieren, den wir alle brauchen.“
Letzte Woche wies das Office of Rail and Road (ORR), eine unabhängige Behörde im Vereinigten Königreich, die Aufsichtskompetenzen für den Eisenbahnverkehr in Großbritannien hat, HS1 (betreibt den britischen Abschnitt der Hochgeschwindigkeitsstrecke durch den Kanaltunnel) an, ihre Gebühren zu senken, um den Wettbewerb zu fördern. Eurostar plant ebenfalls umfangreiche Expansionspläne. Das Bahnunternehmen will seine Flotte bis 2030 um 30 % von 51 auf 67 Züge und die Zahl seiner Passagiere um 60 % erhöhen, darunter 11 Millionen auf Verbindungen zwischen dem Vereinigten Königreich und Kontinentaleuropa. Quelle: The Telegraph / DMM