British Airways stoppt Ticketverkauf für Kurzstrecken

British Airways verkauft mindestens bis zum 08. August 2022 ab London Heathrow keine neuen Tickets für Kurzstrecken mehr. Wie die Zeitung "Times" am Dienstag berichtete, wurden alle Verbindungen am wichtigsten Flughafen des Landes zu Zielen in anderen Teilen des Vereinigten Königreichs sowie in die EU, aber auch über Marokko und Kairo aus dem Verkaufsprogramm gestrichen.

Nicht die Flughäfen, sondern die Airlines sind schuld an den katastrophalen Zuständen, sagen Experten. Das gilt auch für London-Heathrow. Foto A.T. Gardiner

Es sei "sehr wahrscheinlich", dass die Maßnahme bis zum Ende des Sommers ausgedehnt werde, sagten Branchenexperten dem Blatt. Der Schritt werde zudem für höhere Preise an anderen Airports sorgen. Für Reisende verschärft sich damit das Flugchaos noch einmal. Seit Wochen klagen sie über stundenlange Wartezeiten und verhinderte Reisen, übrigens nicht nur in Heathrow. Allerdings gibt es auf der Insel ein vergleichsweise dichtes und sehr gutes Angebot an schnellen Bahnverbindungen, die aktuell zuverlässiger sind als das Flugzeug. 

Auch an anderen britischen Airports sowie an einigen EU-Flughäfen gibt es weiterhin enorme Probleme (DMM berichtete). Doch in Heathrow wirkt die Lage noch explosiver. "Das beispiellose Wachstum der Passagierzahlen in den vergangenen vier Monaten entspricht dem, was in den vergangenen 40 Jahren stattgefunden hat", teilte Heathrow bereits Mitte Juli mit. Als Antwort schrieb der Airport vor, dass bis zum 11. September 2022 täglich nur noch 100.000 Passagiere abfliegen dürfen. Die BBC sprach von einer "außergewöhnlichen Entscheidung".

Der bedeutendste Heathrow-Kunde British Airways hat mittlerweile fast 30.000 Verbindungen aus seinem Sommerflugplan gestrichen, das sind der Nachrichtenagentur PA zufolge rund 13 % aller Flüge. Vereinfacht wurde der Schritt von der britischen Regierung, die die Vorschriften für die Start- und Landerechte an den Flughäfen lockerte. Fluglinien können damit Verbindungen streichen und auf die sogenannten Slots verzichten, ohne fürchten zu müssen, die teuren Startrechte zu verlieren.

Nun folgte der Verkaufsstopp. Die Airline sprach "angesichts der uns auferlegten Einschränkungen und den andauernden Herausforderungen, vor denen die gesamte Luftfahrtindustrie steht", von einer "vernünftigen" Reaktion. Nun stünden mehr Umbuchungsoptionen für bereits gebuchte Kunden zur Verfügung, deren Flüge zuvor bereits gestrichen worden waren.

Direkte Kritik am Heathrow-Management übte BA nicht. Andere Airlines werden deutlicher. So warf Ryanair-Finanzchef Neil Sorahan den Flughäfen vor, nicht genügend Personal eingestellt zu haben. Auch Emirates, die die Passagierobergrenze zunächst ablehnte,dann aber klein bei gab, sowie Virgin Atlantic kritisierten Heathrow. Emirates will klagen.

Schwarzer Peter liegt bei den Airlines. Tatsächlich sind fehlende Arbeitskräfte das Hauptproblem. Übrigens auch in ganz Westeuropa, Doch die Schuldfrage sorgt für Spannungen. Heathrow-Chef John Holland-Kaye ging umgehend in die Offensive. "Flughäfen bieten keine Bodenabfertigung an, diese stellen die Fluggesellschaften selbst bereit", sagte er der BBC. "Das ist also so, als würde man uns vorwerfen, nicht genug Piloten zu haben."

Die Behörden sprangen ihm bei. In einem Schreiben beschuldigten die Wettbewerbsbehörde CMA und die Flugaufsicht CAA die Fluglinien, "schädliche Praktiken" gegen die Passagiere durchzusetzen. Etwa indem sie mehr Tickets verkaufen würden als sie an Flügen eigentlich bieten könnten. Die Auswirkungen dürften die Passagiere noch wochenlang spüren. "Dies ist kein normaler Sommer", kommentierte die BBC. Quelle: BBC / DMM