Bundeskartellamt unzufrieden mit dem Irrsinn des täglichen Auf und Ab der Spritpreise

An Deutschlands Tankstellen variiert der Preis für Treibstoffe bis zu 18mal am Tag. Das erzeugt Frust bei den Autofahrern und es hagelt Beschwerden ohne Ende bei der Markttransparenzstelle für Kraftstoffe (MTS-K) des Bundeskartellamts. Nun empfehlen die Kartellwächter die irre häufigen Preisänderungen weiter zu untersuchen und über mögliche regulatorische Schritte nachzudenken. Das müsste allerdings auf politischer Ebene geschehen, u.a. eine Aufgabe für den neuen Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder.

Bis zu 18 Mal am Tag ändern sich die Spirtpreise in Deutschland. Foto: Exxon Mobil

Die in Deutschland stark schwankenden Spritpreise pro Tag erschweren es Verbrauchern zunehmend, einen günstigen Zeitpunkt zum Tanken zu finden. Da helfen auch keine Tank-Apps mit angeblich aktuellen Preisangaben mehr. Denn kaum fährt man zuhause oder im Büro los, nachdem man sich in einer der Tank-Apps informiert hat, und kommt an der Tankstelle an, zeigen die Preisschilder schon wieder höhere Preise an. Folge: An den deutschen Tankstellen wird es immer schwieriger, eine Übersicht über die Spritpreise zu bekommen. In einem mutmaßlichen Anfall geistiger Umnachtung der Verantwortlichen und der bundesdeutschen Verkehrspolitik für den Irrsinn des ständigen Auf und Ab der Spritpreise  war vor Jahren damit argumentiert worden, dass die laufenden Preisänderungen nur von Vorteil für die Verbraucher seien. 

Wie das Bundeskartellamt feststellte, wird an den Zapfsäulen mittlerweile sehr häufig an der Preisschraube gedreht, mal nach oben, mal nach unten.  Während es 2014 täglich noch vier bis fünf Änderungen gab, waren es Anfang 2024 durchschnittlich 18 Preisbewegungen im Verlauf eines Tages. Aus den häufigen Preisänderungen ergebe sich, dass im Mittel der letzte Preis vor einer Preiserhöhung selten länger als 1,5 Stunden gültig sei, so die Bonner Behörde. Deshalb will sie gegen diese Wahnsinn vorgehen und Preissysteme u.a. wie in Österreich einführen. 

Zu Zeiten in denen viele Leute tanken oder darauf angewiesen sind zu tanken, werden die Preise erhöht. Wiederrum gibt es Zeiten am Tag zu denen der Verkehr abnimmt und Tankstellen versuchen, mit günstigen Preise, die Kunden an ihre Tanksäulen zu locken. Es ist daher ratsam, sich auf solche Zeiten einzustellen und zum Beispiel nicht in den Morgenstunden zu tanken, wenn viele Autofahrer auf dem Weg zu Arbeit sind. Um 7 Uhr morgens liegen die Literpreise für Benzin um 4 Cent über dem Tagesschnitt, beim Diesel sind es 3 Cent, so eine Auswertung des ADAC. Später geht es tendenziell nach unten. Um 19 Uhr ist Tanken am günstigsten. Danach ist es ein Glücksspiel: ein paar  Cent nach oben, dann wieder runter und ab 22 Uhr wieder hoch.

• 2025 schaffen es nur noch weniger als 40 % der Tankkunden, einen Preis im unteren Viertel zu erhalten – 2015 waren es noch 59,4 %.
• Die Markttransparenzstelle verzeichnet regelmäßig Beschwerden von Verbrauchern, deren Preisvergleiche durch kurzfristige Preisänderungen nutzlos wurden.
• Die hohe Anzahl an Preiswechseln führt zu einer Intransparenz, die es erschwert, faire Preise zu finden.

In Österreich gibt es eine gesetzliche Regelung zur Einschränkung von Preisänderungen an Tankstellen. Die "Spritpreisverordnung" legt fest, dass Preiserhöhungen nur einmal pro Tag um 12:00 Uhr mittags erlaubt sind. Preissenkungen dürfen hingegen jederzeit vorgenommen werden. Der Umstellungszeitpunkt für „Rund um die Uhr Stationen" und Automatentankstellen wurde vereinheitlicht (12:00 Uhr).

Die Verordnung des österreichischen Bundesministers für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft betreffend die Standesregeln für Tankstellenbetreiber über den Zeitpunkt der Preisauszeichnung für Treibstoffe bei Tankstellen ist am 01.01.2011 in Kraft getreten und läuft  am 31.12.2025 aus. Sie wird wohl ab 01.01.2026 verlängert.
Beim österreichischen Verkehrsclub "ÖAMTC" gewinnt man man der Verordnung durchaus etwas Positives ab. Der Verkehrswirtschaftsexperte des Clubs, Martin Grasslober, kritisiert zwar auch wie seine Kollegen vom ADAC, dass die Preise mittags stark erhöht würden, um dann wieder im Laufe des Tages zu sinken. Aber der Vorteil in Österreich ist, dass man wisse, wann der Zyklus beginne – nämlich um 12.00 Uhr. Deshalb sollte man auf keinen Fall kurz nach diesem Zeitpunkt tanken. Darüber hinaus sei die Regelung verlässlich.

Wenn man in Österreich z.B. nach der Mittagszeit mit einer App Preise an den Tankstellen vergleiche, könne man sicher sein, dass es – wenn man losfahre – nicht teurer werde, sondern eher günstiger. An deutschen Tankstellen dagegen passiert es in aller Regel, dass es an den Zapfsäulen tagsüber auch teurer werden kann. Übrigens: Deutschland ist Experten zufolge das einzige Land der Welt, wo der Irrsinn fröhliche Urständ‘ feiert. Quelle: Bundeskartellamt / ADAC / Öamtc / DMM