Business-Tarife ziehen kräftig an

Dass die Flugtarife gestiegen sind, dürfte kaum einem entgangen sein. Der Fokus lag bisher vor allem auf den Leisure-Tarifen. Doch wie sieht es bei den Business-Tarifen aus? Zunächst wurde vermutet, dass diese möglicherweise nicht gleich anziehen, weil der Commercial-Bereich sich ja nicht gleich schnell erholt wie der Leisure-Bereich. Doch das scheint ein Irrtum zu sein. Die Business-Tarife sind in jüngster Zeit ebenfalls stark erhöht worden. Die Global Business Travel Association geht davon aus, dass die Preise bis ins 2023 hinein auch im Premium-Bereich stark steigen werden. Doch sie hat angenommen, dass sich die Business-Preise immer noch unter dem prä-pandemischen Niveau bewegen würden.

Bei der Buchung eines Business-Tarifs sollte man genau prüfen, ob man damit auch wirklich Zugang zu den Business-Lounges hat. Foto: Lufthansa

Ein Augenschein zeigt aber: Dieses Niveau ist längst wieder erreicht und teilweise auch übertroffen. Einerseits bei klassischen Geschäftsreisestrecken im europäischen Städteflugverkehr, aber auch auf interkontinentalen Ferienstrecken. Dort werden für Business-Flüge inzwischen bereits wieder fünfstellige Summen verlangt.

Die wesentliche Frage ist: Wie ist das alles im Vergleich zu vor der Pandemie? Dazu einige Beispiele:

  • Mit Emirates ging es im November 2019 in O-Klasse (tiefste Business) für 2.980 € nach Mauritius. Das gleiche Ticket kostete im Januar 2022 dann aber 3.721 Euro. Nehmen wir den gleichen Flug, ausgestellt im August 2022: Da liegt man bei 5248 Euro. Zugenommen hat hierbei aber weniger der Tarif, sondern vor allem der Treibstoffzuschlag, welcher allein 1.768 Euro ausmacht (im Januar noch 443 Euro).
  • Mit Qatar Airways nach nach Bangkok kostete im Dezember 2019 hin in I-Kl und zurück in R-Kl genau 3.258 Euro. Derselbe Abflug im Dezember 2022, ausgestellt im Mai 2020, dann 3.559 Euro. Das gleiche Szenario, mit Ausstellung Ende August 2022: 4.155 Euro. Auch hier stieg vor allem der YQ-Zuschlag.
  • Mit Singapore Airlines nach Sydney kostete (Abflug Oktober 2019, ausgestellt im März 2019, in U-Klasse) 5.589 Euro. In diesem Jahr liegt der Flug bei 5.894 Euro. Die vermeintlich tiefe Differenz hat in diesem Fall aber damit zu tun, dass Singapore die Business schon vor Covid preislich sehr hoch ansetzte, und somit keine markanten Anpassungen vornehmen musste.
  • Noch ein USA-Beispiel gefällig? Mit Swiss nach Miami kostete zuvor (Abflug November 2019, ausgestellt im Februar 2019, in P-Klasse) 3.521 Euro, wovon 649 Euro auf Taxen entfielen. In diesem Jahr, mit gleichem Szenario aber Ausstellung im Januar, war der Preis tiefer, nämlich bei 3.070 Euro (650 Euro Taxen). Erfolgte die Ausstellung erst im August, sah es anders aus: Dann lag der Preis bei 3.189 Euro; die Taxen lagen bei 752 Euro, wurden also auch in diesem Fall deutlich erhöht.

Noch ein Blick auf aktuelle Beispiele und man sieht, wie die Preise weiter steigen: Ein simpler Business-Flug nach Dubai mit Emirates kostet für den Flugzeitraum 15. - 22. Oktober satte 8.894 Euro in Business (Stichprobendatum: 21. September). Zu denselben Daten mit Qatar Airways auf die Seychellen? Kostet in der tiefsten Business-Kategorie 4.883 Euro, mit etwas mehr Flexibilität ist man bald bei 6.273 Euro.

Was ist mit den kurzen Business-Flügen für Geschäftsreisende? Ein Flug mit Lufthansa nach Frankfurt am 28. September, mit Rückflug am Folgetag, kostet in der tiefsten Kategorie „Business Saver“ schon mal 1.806 Euro. An denselben Daten mit Air France nach Paris ist etwas günstiger: 886 Euro in Business Flex.

Was sagt die Branche?

Andreas Gantenbein, Geschäftsführer von Aerticket Suisse, erklärt: „Die Business-Tarife haben sich zuletzt nicht merklich erhöht, sie sind weiterhin teuer. Teils bewegt man sich jetzt in einer Range, die vorher lediglich für Full-Fare-Tickets galt. Wir sehen ein generell recht hohes Tarifniveau in Business und rechnen aber damit, dass dies für Nordamerika nur mittelfristig so bleiben wird. Es hat natürlich damit zu tun, dass die Nachfrage für beliebte Ziele, die nonstop erreichbar sind, extrem hoch ist. Wir stellen also Preiserhöhungen fest bei den meisten gängigen Carriern.“ Marc Zinniker, Direktor des FTI Ticketshop, stimmt ebenfalls zu, dass die Business-Tarife zuletzt deutlich gestiegen sind: „Abgesehen von der Steuerung, welche sicher strikter ist, gibt es auch viel weniger Business Specials und Aktionen wie 2-for1.“

Bianca Gähweiler (Sprecherin Hotelplan Suisse) ergänzt: „Von einer Explosion der Business-Tarife kann unserer Meinung nach nicht die Rede sein, eher von einer Normalisierung. Vor und während Covid wurden die Tarife massiv verbilligt. Dass die Preise nun wieder steigen, hat vor allem damit zu tun, dass Verfügbarkeiten fast ausgebucht sind und daher in höheren Klassen die Preise in die Höhe schnellen - je nach Airline unterschiedlich. Tendenziell sehen wir die größten Erhöhungen in Richtung Afrika, Asien und Ozeanien; im Transatlantikgeschäft eher punktuell, dabei teilweise sogar schon ein Gegentrend. Unser vorläufiges Fazit ist: Vor allem Airlines, welche vor Covid die Preise in die Tiefe gezogen haben, korrigierten. Zu berücksichtigen ist zudem, dass das Flugangebot aktuell nicht mehr so hoch ist wie vor Covid. Aufgrund der hohen Nachfrage haben fast alle Langstreckenflüge nur noch in den höchsten Business-Klassen Verfügbarkeiten, was bedeutet, dass wer heute einen Flug sucht, doppelte bis dreifache Preise gegenüber den erwähnten Beispielen findet.“

Swiss-Sprecher Michael Pelzer verneint, dass es in Business derzeit höhere Preissteigerungen gebe als bei Economy-Tarifen: „Wir verzeichnen aktuell über die verschiedenen Klassen hinweg vergleichbare Ertragssteigerungen – getrieben durch Angebot und Nachfrage. Es trifft zu, dass das Corporate-Segment im Vergleich zum Leisure-Segment verzögert zurückkommt. Dafür sehen wir gegenwärtig eine deutlich verstärkte Nachfrage nach Premium-Leisure.“  

Wie entstehen Flugtarife?

Es ist in diesem Zusammenhang wichtig, sich zu vergegenwärtigen, wie Flugtarife entstehen. Grundsätzlich gilt: Die Verfügbarkeit bestimmt weitestgehend die Preisgestaltung. Sind viele Plätze frei, ist es günstiger, sind nur noch wenige Plätze frei, ist es teurer. Airlines verwenden ein System von Buchungsklassen, um diese Verfügbarkeit zu verwalten. Doch die effektive Nachfrage ist nur ein Teil - die Preise innerhalb der Buchungsklassen werden auf der Grundlage einer erwarteten Nachfrage, aufbauend auf Erfahrungswerten und ausgeklügelten Trendprognosen, festgelegt. Hierfür haben die Airlines ein komplexes Ertragsmanagement-System auf die Beine gestellt, das historische Daten, Algorithmen und künstliche Intelligenz einbezieht.

Wie sich das nun verändert hat, nachdem die Pandemie sämtliche Erfahrungen und Prognosen während zwei Jahren komplett über den Haufen warf, lässt sich schwerlich beantworten, und die Airlines lassen sich in der Preisgestaltung natürlich nicht in die Karten schauen.

Gleich geblieben sind jetzt, wo die Preise wieder auf normale Niveaus kommen und die Nachfrage besser einschätzbar ist, lediglich die ewiggleichen alten Tricks, mit denen man versuchen kann, zu günstigeren Tickets zu kommen. Sprich, man sollte versuchen, außerhalb der Hauptreisetermine zu fliegen - wichtig ist hierbei, nicht die Vorgaben aus dem Heimatland (z.B. Schulferien) zu berücksichtigen, sondern auch solche im Zielland (z.B. nationale Feiertage). In der Regel sind auch Flüge zwischen Dienstag und Donnerstag günstiger - mit Ausnahme einiger wichtiger Geschäftsreisestrecken. Ebenso ist es günstiger, an diesen Tagen zu buchen.

Und um nochmals zu den Business-Tarifen zu kommen: Es gilt gut zu prüfen, was alles im Preis inbegriffen ist. Selbst in der Business Class schließen einige Fluggesellschaften heutzutage Gepäck und Lounge-Zugang von den günstigsten Tarifen aus. Quelle: Travelnews.ch / DMM