Business-Trips in der neuen Normalität

Nur die wenigsten haben damit gerechnet, dass sich die Covid-19-Seuche selbst im heißen Sommer 2020 weltweit, auch in Zentraleuropa, wieder verstärkt. Dies beeinflusst das Geschäftsreiseverhalten nachhaltig, auch wenn viele Grenzen sind wieder geöffnet sind und die Airlines wichtige Destinationen wieder anfliegen. Doch hält die Flaute ausgerechnet bei den wichtigen Langstrecken an. Die Folgen spüren Mobilitätsmanager und Business Traveller deutlich.

Wie Geschäftsreisende den nicht gerade angenehmen Veränderungen begegnen und was sie von ihrem Arbeitgeber im „New Normal“ erwarten, zeigt eine weltweite Studie im Auftrag der SAP-Concur-Organisation. Die Umfrage wurde von Wakefield Research (www.wakefieldresearch.com), einem führenden unabhängigen Anbieter von quantitativer, qualitativer und hybrider Marktforschung, unter 4.850 Geschäftsreisenden durchgeführt, definiert als diejenigen, die drei- oder mehrmals jährlich aus den folgenden Märkten geschäftlich reisen: USA, Kanada, Brasilien, Mexiko, Großbritannien, Frankreich, Deutschland, ANZ-Region (Australien, Neuseeland), SEA-Region (Singapur, Malaysia), Großchina, Hongkong, Taiwan, Japan, Indien, Korea, Italien, Spanien, Dubai, Benelux (Belgien, Niederlande, Luxemburg), Schweden, Dänemark, Norwegen und Finnland . Zusätzlich befragte Wakefield Research 800 Travel Manager aus den folgenden Märkten: USA, Brasilien, Mexiko, Großbritannien, Frankreich, Deutschland, SEA-Region (Singapur, Malaysia) und Hongkong. Beide Umfragen fanden von Mai bis Juni 2020 statt.

Eine wesentliche Erkenntnis: Weltweit haben viele Arbeitnehmer Vorbehalte, wieder beruflich unterwegs zu sein. In Deutschland stehen 38 % der Geschäftsreisenden ihrem nächsten Business-Trip besorgt gegenüber, weitere 12 % sind sogar ängstlich. 30 % der Befragten freuen sich hingegen auf die nächste Geschäftsreise – gemischte Gefühle zeichnen das aktuelle Stimmungsbild.

Gesundheit und Sicherheit auf Reisen wichtiger als je zuvor. Die Angst, auf einer geschäftlichen Reise sich selbst (41 %) oder nach der Rückkehr seine Familie (49 %) anzustecken, ist unter den meisten Geschäftsreisenden groß. Dementsprechend hoch ist auch das Sicherheitsbedürfnis der Befragten. Für knapp ein Drittel der Reisenden stehen bei bevorstehenden Business-Trips die eigene Gesundheit und Sicherheit an erster Stelle (31 %). Entsprechend muss die Notwendigkeit der Reisetätigkeit stärker hinterfragt werden: 40 % der Befragten wollen, dass Unternehmen Business-Trips auf jene Reisen beschränken, die geschäftskritisch sind. Um die eigene Gesundheit bei Geschäftsreisen zu gewährleisten, gehören für die Hälfte der Befragten sowohl die Verwendung von Desinfektionsmitteln (50 %) als auch das Tragen von Masken (47 %) zur neuen Normalität dazu. Auch der Abstand zu Mitreisenden (45 %), der bei Flugreisen mit europäischen Airlines nicht gewährleistet ist, und die Begrüßung ohne Handschlag (44 %) sind für die deutschen Geschäftsreisenden in Zukunft notwendig.

Handlungsbedarf im Travel Management. Doch wen sehen Geschäftsreisende momentan in der Pflicht, dafür zu sorgen, dass sie sicher und vor allem gesund wieder zuhause ankommen? Das Ergebnis der Umfrage enthüllt Besorgniserregendes: Beinahe die Hälfte der Reisenden sieht sich selbst in der Verantwortung. So sind 48 % überzeugt, dass sie auf Reisen selbst für die eigene Gesundheit und Sicherheit sorgen müssen, wenn diese von der Regierung und dem Unternehmen wieder gänzlich erlaubt sind. Lediglich 19 % sehen hauptsächlich ihren Arbeitgeber in der Pflicht. Das überrascht, denn grundsätzlich ist der Arbeitgeber für die Sicherheit und leibliche Unversehrtheit in seinem Auftrag reisender Mitarbeiter verantwortlich.

Laut Studie geben jedoch lediglich 4 % der Travel Manager von Unternehmen an, dass sie voll und ganz darauf vorbereitet waren, Reisen während der Pandemie zu organisieren. Besonders herausfordernd war die Verarbeitung der vielen Rückerstattungen (43 %). Ebenfalls kaum vorbereitet waren Unternehmen auf die spontane Bereitstellung von Sicherheitsrichtlinien (38 %), die Kommunikation mit Geschäftsreisenden während einer Pandemie (34 %) und die Bestimmung des Aufenthaltsortes der Reisenden (31 %).

Mit Blick in die Zukunft gibt es großen Handlungsbedarf. So wünschen sich 30 % der Geschäftsreisenden Sicherheitsinformationen von ihrem Arbeitgeber, um während der Reise flexibel und zeitnah auf potenzielle Risiken für die eigene Gesundheit und Sicherheit reagieren zu können. Findet in Unternehmen kein Umdenken statt, wären Mitarbeiter sogar bereit, sich nach einer neuen Position innerhalb (11 %) oder außerhalb (9 %) des eigenen Unternehmens umzusehen. Letzteres ist freilich schwierig; denn der Arbeitsmarkt bietet aktuell nur sehr wenige Möglichkeiten einer (positiven) Veränderung. Quelle: SAP-Concur / DMM