Caddy IV - Ein klein wenig Richtung Golf

Überarbeitet und jetzt als Generation IV kommt der neue Caddy von Volkswagen Nutzfahrzeuge (VWN) demnächst in den Handel. Zwar hat sich das Design des Kompaktvans verändert, erinnert aber immer noch stark an das Vorgängermodell. Die Grundkategorie des Stadtlieferwagensegments als klassische Nutzfahrzeuge lassen wir jetzt mal außen vor. Interessant für unsere Zielgruppen ist die zweite Grundkategorie betreffend die für den privaten und dualen Einsatz konzipierten Kompaktvans und Freizeitmobile (Conceptline, Trendline, Comfortline, Highline und Beach). Sie allesamt sind eine gute Kombination aus Funktionalität und Wirtschaftlichkeit.

In Deutschland ist der Caddy im Segment unangefochten die Nummer 1; europaweit gehört er ebenfalls zu den meistverkauften Autos seiner Art; selbst in Australien ist der Caddy Marktführer. Weltweit verkaufte sich sein Vorgänger innerhalb von elf Jahren rund 1,5 Mio. Mal. Die Erfolgsgeschichte soll der neue Caddy fortschreiben. Alle Versionen des Caddy stehen in zwei Karosserielängen zur Verfügung: Kurzversion mit Radstand 2.682 mm und der Caddy Maxi mit 3.002 mm.

Die Pkw-Varianten gibt es in vier Ausstattungsebenen Concept-, Trend-, Comfort-, und Highline. Die Grundversion Conceptline ersetzt dabei den bisherigen Startline, Das gleiche gilt für den Freizeit orientierten Caddy Beach, der den Tramper ablöst. Der seit zwei Jahren erfolgreich auf dem Markt eingeführte Cross Caddy wird gegen Ende 2015 unter gleichfalls geändertem Namen starten. Ferner wird es ein Modell „Generation Four“ (für Kastenwagen und Pkw) geben, in dem aus den aufpreispflichtigen Extras ein Rundum-Glücklich-Paktet zu einem preislich sehr interessanten Ganzen geschnürt ist, hieß es bei der Fahrpräsentation. Rund 45 % aller Caddy verlassen das Werk in Poznan (ehemaliges Posen, Polen) als Kompakt-Van und finden gewerbliche wie private Kunden.    

Design. Im Vergleich zum bisherigen Caddy sind die Proportionen und überhaupt das gesamte Erscheinungsbild sehr ähnlich. An die Geschwister von Konzernmama Volkswagen angepasst sind jetzt Front und Heck. Auf uns machte der Caddy einen sehr soliden Eindruck, wenngleich das Interieur z.B. beim Vergleich mit dem aktuellen Golf oder dessen Kombiversion Variant nicht herankommt. Am ehesten spürt man das bei der Materialauswahl im Interieur. Was der Caddy jetzt aber auch mitbringt, sind etliche Assistenzsysteme. Beim Fahrkomfort wollen wir nicht meckern: Der hat nichts mehr mit rustikalem Nutzfahrzeug zu tun. Zu tun hat das sicher auch damit, dass beim Caddy IV viele Bauteile aus dem bekannten Modularen Querbaukasten (MQB) des Konzerns stammen. Was man erstaunicherweise gar nicht so sehr spürt ist die Tatsache, das beim Caddy hinten noch eine Starachse mit Blattfedern verbaut ist. Hut ab, da ist den Ingenieuren trotzdem eine ordentliches Fahrwerk gelungen wenngleich man es nicht mit dem eines Golf vergleichen kann. Irgendwo spürt man den Sparstift dann doch. Sehr präzise erschien uns die elektromechanische Lenkung.   

Wer auf eines der Pkw-Derivate des Caddy setzt, liegt damit nicht verkehrt. Denn das Auto ist sehr alltagstauglich. In den Pkw-Varianten sind Handschuhfach und die Ablage auf dem Instrumententräger stets schließbar, ebenso die Ablage auf dem Instrumententräger. Unter dem Bedienelement der Heiz- und Klimafunktionen sind das ausstattungsbedingt serienmäßige oder optionale Radio bzw. das aufpreispflichtige Navigationssystem verbaut. Letzteres ist nach unserer Meinung viel zu niedrig und lenkt absolut ab. Die vorderen Sitze mit Längsverstellung bieten ordentlichen Seitenhalt und sorgen zusammen mit der optionalen Höhenverstellung für eine komfortable und gesunde Sitzhaltung. Dank leicht erhöhter Sitzposition und die enorme Kopffreiheit entsteht ein ausgesprochen großzügiges Raumgefühl. Nahezu perfekt und viel besser als bei vielen heutigen Pkw ist die Rundumsicht, die zu einem sicheren Fahren beiträgt.  

Motorisierung. Wie beim Vorgänger ist der Neue wieder mit Allradantrieb (4MOTION) zu haben. Hohe Effizienz versprechen die Motoren. Insgesamt stehen vier TDI, drei TSI sowie ein TGI, wahlweise mit 5- oder 6-Gang-Schaltgetriebe, 6-Gang-DSG oder 7-Gang-DSG zur Verfügung. Zudem lässt sich der Allrad mit zwei Motoren und Getrieben koppeln. Basis beim Diesel ist stets ein 2,0 l TDI Vierzylinder. Die Einstiegsleistung beginnt bei 55 KW / 75 PS. Darauf folgt die Standardmotorisierung mit 75 KW / 102 PS. Das gleiche Aggregat steht auch im Caddy BlueMotion zur Verfügung und verbraucht in der Theorie nur 4,2 l Kraftstoff auf 100 km und stößt dabei lediglich 109 Gramm Kohlendioxid pro Kilometer aus. Das 90 KW / 122 PS starke Aggregat ist ausschließlich dem Allradantrieb 4MOTION vorbehalten. Topmotorisierung ist ein 110 KW / 150 PS starker Selbstzünder.  

Mit der vorgeschriebenen Abgasnorm EU6 ist für Dieselmotoren eine NOx-mindernde Abgasnachbehandlung für alle dieselbetriebene Fahrzeuge notwendig. Dazu werden bei der NOx Abgasnachbehandlung die Verbrennungsgase, nachdem sie den Brennraum verlassen haben, auf katalytischem oder chemischem Wege gereinigt. Dafür wird ein SCR- Katalysator (Selective Catalytic Reduction) nachgeschaltet, der die Abgaskomponente Stickoxid (NOx) ohne Bildung von unerwünschten Nebenprodukten selektiv zu Stickstoff und Wasser umwandelt. Die Umwandlung erfolgt unter Verwendung einer synthetisch hergestellten, 32,5-prozentigen Harnstofflösung wie beispielsweise AdBlue® (ISO 22241-1 / AUS 32), das in einem Zusatztank mitgeführt wird. Hierzu muss unabhängig der Serviceintervalle der Betriebsstoff AdBlue selbstständig oder durch eine Vertragswerkstatt nachgefüllt werden. Die Dosierung erfolgt automatisch.  

Bei den Ottomotoren stehen insgesamt vier Aggregate zur Wahl. Das Spektrum vom 1,0 Liter Dreizylinder bis hin zum 1,4 Liter großen Vierzylinder. Den Anfang macht ein 1,2 Liter großer Vierzylinder TSI mit einer Leistung von 62 KW / 84 PS. Für die Standardleistung von 75 KW / 102 PS steht ab Oktober ein Dreizylinder TSI zur Verfügung. Spitzenmotorisierung ist der 1,4 Liter große TSI mit einer Leistung von 92 KW / 125 PS. Vierter im Programm ist der gleichfalls 1,4 Liter große Vierzylinder TGI. Er ist Nachfolger des Caddy EcoFuel. Wir waren vom „kleinen“ Dreizylinder restlos überzeugt: Er ist laufruhig wie ein Vierzylinder und reicht für normale Zwecke allemal aus.    

Assistenzsysteme. Nun hat auch der Caddy seine kleinen Helfer: So stehen beispielsweise für die Pkw-Varianten ab Trendline neben Seitenairbags auch Curtain-Airbags zu Verfügung. Zudem ist das Umfeld- Beobachtungssystem „Front Assist“ mit an Bord, das hilft, den Anhalteweg zu verkürzen. Darin enthalten ist die City-Notbremsfunktion. Sie unterstützt bei niedrigen Geschwindigkeiten unterhalb von 30 km/h. Übersieht der Fahrer ein Hindernis, bremst das System automatisch ab und sorgt für eine Verringerung der Aufprallgeschwindigkeit. Im Idealfall wird der Auffahrunfall so gänzlich vermieden.

22 % aller Unfälle mit Personenschäden sind Kollisionen mit mehreren Hindernissen. Um das Risiko zu diesem Szenario zu minimieren, kommt die Multikollisionsbremse zum Einsatz. Sie leitet nach einer Kollision automatisch eine Bremsung ein, wenn der Fahrer nicht mehr selbst eingreifen kann. Die serienmäßige Geschwindigkeitsregelanlage (GRA) verfügt über einen Speedlimiter. Er lässt sich wahlweise vom Fahrer einstellen, damit er beispielsweise in der Stadt nicht über die erlaubte Geschwindigkeit beschleunigen kann. Das gleiche gilt für die optionale, automatische Distanzregelung (ACC), die bei einer Geschwindigkeit von 0 bis 160 km/h (DSG) oder 30 bis 160 km/h (Schaltgetriebe) aktiviert werden kann. Optional sind auch „Light Assist“ und die „Müdigkeitserkennung“ (Serie bei Highline, TGI-Motorisierung und 4MOTION). 

In Verbindung mit den Radios Composition Color, Composition Media sowie dem Navigationssystem Discover Media lässt sich eine Rückfahrkamera ordern. Der optionale Parklenkassistent „Park Assist“ ermöglicht neben dem automatisierten Einparken in seitliche Parktaschen auch das Querparken – im rechten Winkel zur Fahrbahn. Ferner erleichtert ein optisches 360º-Parksystem (OPS) das Rangieren. Das OPS stellt den Wagen im Farbdisplay der relevanten Radio-und Radio-Navigationssysteme grafisch von oben dar. Der Fahrer kann dabei über gelbe und rote Signale leicht erkennen, ob der Caddy oder Caddy Maxi im Front- und Heckbereich ausreichend Abstand zu Hindernissen hat. Eine Nummer einfacher arbeitet der ParkPilot. Mit akustischen Tönen unterstützt er den Fahrer beim Einparken.  

Einen Sicherheitsgewinn bringen zudem die neuen Mobilitätsreifen des Caddy, die das statistische Risiko einer Reifenpanne minimieren. Nebenher ersparen die Mobilitätsreifen das Mitführen eines Ersatzrades. Das spart wiederum Fahrzeuggewicht und Kraftstoff. Quelle: VWN / DMM