Daimler will und muss sich ändern

Rund 6.000 AktionärInnen erschienen zur Hauptversammlung der Daimler AG ins „City Cube“ der Messe nach Berlin. Manfred Bischoff, Vorsitzender des Aufsichtsrats der Daimler AG, hatte für sie zur Begrüßung die erste gute Botschaft parat: „Daimler ist heute so erfolgreich wie nie zuvor.“ Gleichzeitig mahnte er, auch für den schwäbischen Autobauer seien grundlegende Veränderungen notwendig.

Dazu gehören laut Bischoff sowohl die technischen und gesellschaftlichen Entwicklungen, die die Industrie wesentlich verändern, als auch die organisatorische Neuausrichtung des Konzerns. Dieter Zetsche, Vorstandsvorsitzender der Daimler AG und Leiter Mercedes-Benz Cars, nahm die Vorlage an: „Bei Daimler nutzen wir Chancen, die sich aus Veränderungen ergeben“, sagt er und verwies auf das profitable Wachstum des vergangenen Jahres und die Bestwerte bei Absatz, Umsatz, Konzern-EBIT und Konzernergebnis. Der Konzern setzte mit insgesamt 289.300 Mitarbeitern rund 3,3 Mio. Fahrzeuge ab. Der Umsatz lag bei 164,3 Mrd. Euro. Das EBIT betrug 14,7 Mrd. Euro und lag damit deutlich über dem Niveau des Vorjahres. Das Konzernergebnis stieg auf einen Höchstwert von 10,9 (i. V. 8,8) Mrd. Euro.

Zetsche sieht Daimler an der Spitze der Automobilindustrie, aber das sagen die Mitbewerber in München, Ingolstadt und Wolfsburg auch. Und der bayerische Konkurrent ist auf jeden Fall profitabler als die Schwaben. 

Das Unternehmen konzentriert sich dabei auf fünf Felder: Ausbau des Kerngeschäfts, Vorantreiben der „CASE“-Themen (Connectivity, Autonomes Fahren, Shared & Services und Elektroautos), die Weiterentwicklung der Kultur, die Optimierung der Konzernstruktur und über allem die Fokussierung auf den Kunden. Die Strategie zum Ausbau des Kerngeschäfts fasst Daimler unter der Abkürzung „CORE“ zusammen. Dafür werde – so Zetsche – vor allem in neue Produkte investiert, so dass 2018 mehr als ein Dutzend neue Pkw-Modelle eingeführt werden sollen. Zetsche verspricht: „Das Tempo unserer Produktoffensive bleibt hoch.“

Zetsche betonte im Zusammenhang mit CO2 und NOx die Rolle der Autoindustrie: „Wir Automobilhersteller stehen in der Verantwortung, wenn es darum geht, individuelle Mobilität, Klimaschutz und Luftreinhaltung in Einklang zu bringen.“ Dazu werde bei Daimler auch die Produktion auf einen Antriebs-Mix eingestellt, so dass im nächsten Jahrzehnt jedes Modell auf jeder Linie produziert werden könne. Bis Ende dieser Dekade sollen vier neue Werke in Polen, Ungarn, Russland und China zum globalen Produktionsnetzwerk hinzukommen.

Entscheidend für den künftigen Erfolg ist laut Zetsche das zweite strategische Feld: „CASE“: „Lange Zeit war unser Geschäftsmodell klar definiert: Wir entwickeln, bauen und verkaufen erstklassige Autos. Das bleibt auch so. Aber das ist nicht mehr alles.“ Mit der Vernetzung, dem autonomen Fahren, der geteilten Mobilität und der Elektromobilität eröffneten sich zusätzliche Chancen. „Bei Daimler haben wir vor rund zehn Jahren den Wandel vom Autohersteller zum Mobilitätsdienstleister eingeleitet“, blickte Zetsche zurück. Um diese Entwicklung voranzutreiben, wollen Daimler und BMW künftig die Kräfte bei Mobilitätsdienstleistungen bündeln. Dazu haben beide Unternehmen Ende März eine Vereinbarung unterzeichnet, um den Kunden ein ganzheitliches Angebot vom Carsharing über Mitfahrdienste bis zum Parken und Laden unterbreiten zu können.

Bis 2022 wird bei Mercedes-Benz in jedem Segment mindestens eine elektrifizierte Variante anbieten. In Nordamerika ist Smart bereits komplett elektrisch, in Europa folgt die Umstellung bis 2020. „Gleichzeitig elektrifizieren wir unsere Vans, Trucks und Busse. Und wir haben noch viel mehr vor – auch über unsere Produkte hinaus“, führt Zetsche aus. Quelle: Daimler /ampnet / DMM