Das Aus des Diesels naht unaufhaltsam

Als Volkswagen im Frühjahr seine große Marketingkampagne für das erste neuentwickelte vollelektrische Modell ID.3 startete, sollte das wohl auch signalisieren: Jetzt geht‘s los… mit der Elektromobilität für alle. Zwar wird der ID.3, der nach Käfer und Golf so etwas wie Volkswagen 3.0 symbolisieren soll, erst ab Mitte 2020 ausgeliefert, aber immerhin konnten sich Interessenten für den Kompaktstromer ab Mai schon mal für ein Pre-Booking registrieren. Etwa zur gleichen Zeit rollten die ersten Hoffnungsträger für die elektrische Massenmotorisierung von Tesla, das Model 3, bereits auf Europas Straßen. Doch haben die beiden Ereignisse damit auch gleich einen Boom beim E-Auto ausgelöst?

Bis 2018 jedenfalls war die Begeisterung fürs E-Auto in Europa – mit Ausnahme von Norwegen – sehr überschaubar. In Norwegen dürfen schon in vier Jahren keine Benziner und Diesel mehr zugelassen werden, auch keine Hybride. Inzwischen machen die rein elektrischen Fahrzeuge mehr als 60 % bei den Neuzulassungen aus. Oslo's Innenstadt ist weitgehend autofrei geworden.

Was hat sich also seitdem bei der Elektromobilisierung getan? Und was ist währenddessen mit den Benziner- und Diesel-Pkw passiert? Mussten sie Marktanteile abgeben? JATO Dynamics hat sich dazu mal die Zulassungszahlen der fünf größten EU-Märkte (Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien und Spanien) für 2019 angeschaut. Eins vorweg: Der große Verlierer ist der Diesel. Lag sein Marktanteil im Januar noch bei 34,6 %, ging er bis September mit kurzem Zwischenhoch im Februar auf 29,8 % zurück. Das ist ein Minus von satten 13,9 %. Am Leben erhalten werden die Selbstzünder nur noch von der gewerblichen Klientel, die unverdrossen auf die nachweislich umweltschädigendste Antriebsquelle setzt. War das noch die Antwort auf den Dieselskandal oder schon der Elektroboom? Profitiert haben jedenfalls die Benziner. Deren Absatz ist im gleichen Zeitraum um 2,5 Prozentpunkte gestiegen. Das ist ein Zuwachs von immerhin 4,4 Prozent.

Auf einem etwas anderen Niveau verlief die Kurve bei den Elektrofahrzeugen. Aber: Auch sie zeigt nach oben. Im Januar lag der Marktanteil der batterieelektrischen Fahrzeuge (BEV) in den fünf größten EU-Märkten bei knapp 1,2 %, der Hybridmodelle schon bei gut 4,4 % und der Plug-In-Hybride bei 0,7 %. Und alle drei Kategorien legten seitdem zu. Auf knapp 2 % kamen im September die BEV. Etwa 5,5 % erreichten die HEV und immerhin 1,2 % schafften die PHEV. Solche Zugewinne dürften allerdings – trotz Marktanteilzuwachs von fast 38 % über alle drei Kategorien hinweg – als sehr moderat betrachtet werden. Ein Boom sieht jedenfalls anders aus.

Aber vielleicht ändert sich das ja mit dem Start der Auslieferung des ID.3 und den vielen anderen Elektrofahrzeugen, die in 2020 auf den Markt kommen. Später wahrscheinlich auch mit der ersten europäischen Gigafactory, die Tesla bis 2021 in Deutschland errichten will. Quelle: Jata Dynamics / DMM