Das etwas andere Flugerlebnis - Etihad kann einen zur Weißglut treiben

Airlines werben heutzutage ja gerne mit dem ganz besonderen Flugerlebnis. Ich möchte gerne berichten von einem Flugerlebnis der ganz besonderen Art. Etihad scheint mehr als nur das Problem mit der Milliardenforderung des Ex-Anhängsels Airberlin zu haben. Mit ihrer IT scheinen die Araber auch auf Kriegsfuß zu stehen. Wir von DMM hatten geschäftlich vorige Woche in Abu Dhabi zu tun. Unser Businessclass-Flug mit EY6 ab München war gebucht. Und an sich sind wir gewohnt, tags zuvor online einzuchecken.

Online einchecken bei Etihad Airways verspricht ein interessantes Vor-Flug-Erlebnis. Foto FMG

Wir hatten den Flug, die Flugzeiten, den Code, also alles, was man zum Einchecken benötigt. Wir riefen die Website www.etihad.com/de-de/before-you-fly/check-in-online/ auf. Es erscheint eine nett  gemachte Seite mit drei Feldern, in die man den Buchungscode und den Nachnamen eingibt. Und der Hinweis „Wenn Ihr Flug von Etihad Airways (nicht von einer Partner-Airline) durchgeführt wird, können Sie online einchecken und so die Warteschlangen am Check-in des Flughafens umgehen. Mit nur wenigen Klicks können Sie Ihren bevorzugten Sitzplatz auswählen und Ihre Bordkarte ausdrucken.“ Weiter bietet der Golfcarrier noch an, dass man seine Bordkarte auch an eine E-Mail-Adresse senden oder bei Passbook (für iPhone-Nutzer) speichern kann. Und es wird noch die Erstellung eines Screenshots der mobilen Bordkarte empfohlen, da der 2D-Barcode am Flughafen bei der Sicherheitskontrolle und am Flugsteig gescannt wird. So weit so gut.

Ich habe sämtliche Daten eingegeben, wie ich es bei den zahlreichen anderen Fluggesellschaften, mit denen ich unterwegs bin, auch praktiziere. Nur: Hat man bei Etihad alle Pflichtfelder (mit rotem Sternchen) schön und brav ausgefüllt einschließlich der E-Mail-Adresse, wohin das elektronische Ticket geschickt werden soll, und will man dann auf „Weiter“ klicken kommt die große Ernüchterung. Erst rödelt das berühmte Rädchen bis am Ende die Meldung erscheint „Ihre Anfrage kann zur Zeit nicht beantwortet werden“. Hä? Welche Anfrage? Ich wollte doch nur online einchecken. Also die ganze Prozedur nochmal einschließlich der Passdaten und warum und wo ich geboren bin. Vielleicht habe ich mich beim ersten Versuch ja nur vertippt. Klicken auf Weiter. Und was erscheint? Wieder diese dämliche Meldung „Ihre Anfrage kann zur Zeit nicht beantwortet werden“. Ich habe es bis spät in die Nacht vor dem Tag des Abflugs an die zehnmal versucht. Jedes Mal mit demselben Resultat.

Also bin ich dann wieder mal nach Jahren an einen Schalter marschiert, den von Etihad in Terminal 2 des Münchner Flughafens. Dort ellenlange Schlangen. Aha, dachte ich mir, bei denen hat’s wohl auch nicht geklappt. Zum Glück kam ich am Business-Schalter relativ kurzfristig an die Reihe. Ich wollte gerade mit meiner Leidensgeschichte beginnen als mich der nette Service-Mann schmunzelnd unterbrach: „Kennen wir“, ließ es mich gleich wissen, das sei bei Etihad wohl immer so. Online einchecken soll bei den Arabern reine Glückssache sein. Mal klappt’s, mal klappt’s nicht. Am Schluss hatte ich mein Papierticket in der Hand, wo ich das doch gar nicht mehr gewohnt bin.

Am Gate angekommen zwei weitere Leidensgenossen. Bei denen hat das Online-Einchecken genauso gut geklappt wie bei mir Auch sie mussten sich ihr Papierticket am Schalter abholen. Ein anderer meiner Kollegen war mit Lufthansa aus Berlin erst nach München angereist. Der konnte online auch den Etihad-Flug einchecken, über die Lufthansa-App.

Ein paar Tage später Rückflug nach München. Mal schau’n ob’s diesmal hinhaut für Flug EY5 nach München. Zwei meiner Geschäftskollegen hatten es schon aufgegeben. Funktioniert nicht, der Online-Check-in, sagten sie mir und mir schwante wiederum Böses. Im Jumeirah Hotel Etihad Towers versuchte ich mein Glück dennoch. Versuch eins: Der gleiche „Bullshit“ wie schon vor dem Hinflug. Versuch zwei: Das gleiche Drama. Ein dritter Anlauf: Auch diesmal die gleiche dusselige Meldung, meine Anfrage könnte nicht beantwortet werden. Welcher Trottel hat denn das programmiert, frage ich mich. Die Airline treibt mich zur Weißglut. Ein letzter Versuch: Wieder sämtliche Daten zum x-ten Mal eingetippt und dann der spannende Moment, der Klick auf „Weiter“. Es rödelt wieder, oh je, wird wohl wieder nichts. Ich sah mich schon als überfüllten Schalter am Flughafen. Doch plötzlich, was ist das? Ihr Ticket wurde versandt. Und bling, auf meinem iPhone taucht die Bordkarte auf. Jetzt nur noch in die Wallet schieben. Aber, wer hätte es gedacht, funktioniert nicht. Naja, wenigstens ist die Bordkarte in meinem E-Mail-Account. Jetzt noch schnell in die Etihad-Lounge. Die entschädigt ja für Vieles. Ein Buffett, das ich noch nie woanders so reichhaltig und abwechslungsreich erlebt habe. Allein deren Besuch entschädigt, nicht nur für das miserable Prozedere beim Einchecken, sondern auch für die leider schon etwas altertümliche Businessclass in der Etihad Triplseseven. Gernot Zielonka