Das neue Golf Variant Trio

In Kürze wächst die Variant-Familie des VW Golf gleich um drei neue Mitglieder. Zwei davon sind für Firmen zweifelsohne Alternativen zum „Basismodell“: der Golf Alltrack, ein Crossover aus Variant und SUV, sowie der GTD, die sportliche Diesel-Ausgabe als neuer „Langstreckenexpress“. Nur für Liebhaber und vermutlich in kaum einer Carpolicy erlaubt ist der Golf R Variant: 300 PS starker Bolide mit serienmäßigem Allradantrieb und DSG. Wir haben alle drei auf kurvenreichen bergigen Straßen, auf Autobahnen und im Fall des „R“ auf der Rennstrecke Ascari und den Alltrack auf dem Offroad-Parcours getestet.

Volkswagens Golf Variant ist mit mehr als 2 Mio. verkauften Exemplaren einer der erfolgreichsten kompakten Kombis. In Deutschland ist er neben dem Passat Variant eines der meist gekauften/geleasten Firmenfahrzeuge. Im Fall der Variant-Diesel gehen gut 75 % an Firmenkunden, in Flotten oder an Freiberufler. Mit dem Debüt der jüngsten Generation auf der Basis des Golf VII hat sich der Bestseller zum Allrounder weiterentwickelt, der verschiedenste Zielgruppen anspricht.  

Das Spektrum der Versionen beginnt heute beim 63 kW / 85 PS starken Golf Variant 1.2 TSI BlueMotion Technology Trendline und endet beim neuen Golf R Variant mit 221 kW / 300 PS. Die Ausweitung des Modellprogramms folgt dem Trend, dass immer individuellere Versionen dieses Modells nachgefragt werden, heißt es bei Europas größtem Autobauer. In Malaga präsentierten die Wolfsburger gleich drei neue und exklusive Modelle, die diesem Raster folgen und dabei die Klasse der kompakten Kombis „aufmischen“ sollen: der Golf Alltrack, der bereits erwähnte Golf R Variant und der Golf GTD Variant. Sie alle entstanden auf der Basis des Modularen Querbaukastens (MQB) – eines innovativen Technologiesystems, mit dem Volkswagen alle erdenklichen Antriebsarten realisieren kann.  

Golf Alltrack. Den Alltrack, serienmäßig mit 4MOTION-Allradantrieb und 20 mm mehr Bodenfreiheit können wir uns gut vorstellen für Dienstwagennutzer und Freiberufler, die ab und an auch über mehr der weniger befestigte Fahrbahnen ans Ziel gelangen müssen bzw. denen ein Pkw lieber ist als ein echter SUV. Im Grund genommen bekommen sie mit dem höhergelegten Variant einen Mix aus Pkw- und SUV-Welten. Vorbild des geländegängigeren Golf Variants ist der Passat Alltrack, mit dem die Wolfsburger vor drei Jahren die Lücke zwischen der On- und Offroad-Welt schlossen. Dass der Offroad-Golf Variant seine Sache ganz gut im unwegsamen Gelände macht, davon haben wir uns überzeugt. Aber wann, bitteschön, fährt man mit einem Kombi auf staubigen, schlammigen oder felsigen Untergründen mit Steigungen und Gefällen von 60° oder Untergründen, die Verschränkungen erfordern, die man keinem Auto zumuten möchte, schon gar nicht dem eigenen? Es ist halt nur gut zu wissen, dass es das Auto kann.  

Technische und optische Kennzeichen des Alltrack sind der serienmäßige Allradantrieb 4MOTION, die bereits erwähnte höhere Bodenfreiheit, eine durch Radlaufverbreiterungen und ausgestellte Seitenschweller geschützte Karosserie, neu gestaltete Stoßfänger und viele weitere eigenständige Ex- und Interieur-Features. Als Motoren stehen ein Benziner (TSI) und drei Diesel (TDI), letztere mit 81 kW / 110 PS (1.6 TDI), 110 kW / 150 (2.0 TDI) und 135 kW / 184 PS (2.0 TDI) zur Verfügung. Die 184 PS starke Version leiten ihre Kraft serienmäßig über ein 6-Gang-Doppelkupplungsgetriebe (DSG) an den Allradantrieb weiter.  

Darüber hinaus bietet der Alltrack nicht nur ausgesprochen gute Off-road-Eigenschaften und ein Plus an aktiver Sicherheit, er empfiehlt sich vielmehr auch als ideales Zugfahrzeug, das für Anhängelasten von bis zu 2.000 kg ausgelegt ist (gebremst bei 12 % Steigung). Serienmäßig hat der Top-Selbstzünder Bi-Xenon an Bord, 17“-Felgen, Radiosystem „Composition Touch“ und Klimaautomatik. Nicht beirren lassen sollte sich der Fahrer übrigens von den Verbrauchswerten, die die Wolfsburger angeben. Mit einer 4 vor dem Komma kommt man nicht hin und mit einer 5 auch nicht. Bei normaler Fahrweise steht mindestens eine 6 vor dem Komma, eher schon eine 7, was unsere Tests ergeben haben.  

Golf GTD. Er ist der erste GTD als Golf Variant. Und er ist – wohl eher aus Kostengründen – mit Einschränkungen auch für Geschäftsleute interessant. Ob der sportliche Diesel auch in Firmenfuhrparks Einzug halten wird, ist eine Frage der Carpolicy. Die lässt i.d.R. innerhalb der jeweiligen Fahrzeugsegmente besonders stark motorisierte Versionen nicht zu. Und Hand aufs Herz: So groß sind die Differenzen zum „normalen“ Golf Variant TDI nun auch wieder nicht. Schon eher vorstellen können wir uns den Variant GTD bei Selbstständigen, die möglicherweise nicht so sehr aufs Geld schauen müssen.  

Eigentlich verwunderlich, dass es 33 Jahre gedauert hat, auch einen Kompakt-Kombi als GTD auf den Markt zu bringen. 1982 war die Fließheckform des Golf erstmals als GTD angeboten worden. Seitdem hat sich der Super-Diesel zur Ikone aller sportlichen Selbstzünder entwickelt. Denn wie kaum ein anderer Wagen vereint der GTD auf faszinierende Art und Weise die Performance eines Sportwagens mit dem Verbrauch eines Kleinwagens. Naja, hinter die Aussage zum Spritkonsum wollen wir mal ein Fragezeichen setzen  

Angetrieben wird der agile Dieselkombi vom 135 kW / 184 PS starken 2,0-Liter-TDI. Dessen Durchschnittsverbrauch mit manuellem 6-Gang-Getriebe geben die Wolfsburger mit 4,4 l/100 km (analog 115 g/km CO2) an. Wer’s bevorzugt, kann den Golf GTD Variant auch mit  Doppelkupplungsgetriebe (DSG) bestellen. Auch hier weist ein NEFZ-Konsum von 4,8 l/100 km (CO2: 125 g/km) den Hecklader als wegweisend effizient aus. Wie gesagt, das sind nur theoretische Werte. In der Praxis darf der Geschäftswagennutzer gute 1,5 bis 2 Liter auf 100 km dazu geben. Liebt er’s besonders sportlich, dann dürfte die 7-Liter-Marke locker überschritten werden. Für niedrige Emissionen sorgt dabei u.a. ein NOx-Speicherkatalysator.  

Der 2,0-Liter-Common-Rail-Turbodiesel des frontgetriebenen Wagens zeichnet sich durch extreme Kraft aus: Schon ab 1.750/min entwickelt er ein bärenstarkes Drehmoment von 380 Nm. Wer’s darauf anlegt, kann das Fahrzeug in 7,9 s von 0 auf 100 km/h beschleunigen. Bei 231 km/h ist dann Schluss. Attribute seiner Sonderstellung sind zudem ein sportlich-individualisiertes Design im GT-Stil und serienmäßige Features wie die Fahrdynamikfunktion XDS+, das ESC Sport, die Progressivlenkung, ein Sportfahrwerk (minus 15 mm) und 17“-Felgen (Typ „Curitiba“) mit 225er Reifen.  

VW Golf „R Variant“. Der neue Golf R Variant wurde von der Volkswagen R GmbH für Autofahrer entwickelt, die wirklich schneller sein wollen. Schneller im Sinne eines hochkarätigen Sportwagens, schieben die Wolfsburger hinterher. Volkswagen hat für die Klientel superschneller Automobile Motor und Fahrwerk des Golf R in den Golf Variant transferiert. Der 221 kW / 300 PS starke Turbomotor überträgt bis zu 380 Nm Drehmoment über ein 6-Gang-DSG an den permanenten Allradantrieb 4MOTION. Für pure Dynamik sorgen zudem ein Sportfahrwerk (20 mm abgesenkt), die innovative Progressivlenkung und das – für den Einsatz auf der Rennstrecke – komplett deaktivierbare ESC Sport. Aus dem Stand heraus beschleunigt der Wagen in nur 5,1 s auf 100 km/h. Bei 250 km/h wird abgeregelt. Im Schnitt und nach NEFZ genehmigt sich der sportlichste Golf Variant 7,0 l/100 km (analog 164 g/km CO2), in der Realität dürften es ein paar Liter mehr sein.    

Im Exterieur folgt der mit 18“-LM-Rädern bestückte R Variant bis zu den B-Säulen der Linienführung des Golf R-Schrägheckmodells. Ab den Fondtüren entwickelt sich dann durch gezielte Modifikationen das eigenständige Design des Kombis. Im Heckbereich differenziert er sich durch einen neuen Stoßfänger im „R“ Style, einen Diffusor in hochglänzendem Schwarz, vier verchromte Endrohrblenden der Abgasanlage, sogenannte „Aeroflaps“ an den D-Säulen und eine LED-Kennzeichenbeleuchtung von den übrigen Variant-Modellen der Baureihe. Zu den Vorzügen dieses Sportwagens zählen wir, dass er ungemein variabel ist und Platz bietet ohne Ende (Stauvolumen 605 bis 1.620 l), wie seine Brüder eben.

Dennoch: Nach unserem Geschmack kommt der Allrad-Sportombi etwas unspektakulär daher. Macht nichts; denn er wird so oder so im gewerblichen Segment hier zu Lande so gut wie keine Rolle spielen. Wir kennen jedenfalls keine Dienstwagenrichtlinie, die einen 221 kW / 300 PS-Hochkaräter als Kompakt-Kombi zulässt. Beim einen oder anderen ein hochkarätiger Sportwagen; die Frage ist aber, wer die Zielgruppen sein sollen. VW-Experten glauben an einen Verkaufsanteil des Supersportlers unter den kompakten Kombis von 1 bis 2 % hier zu Lande. Quelle: Volkswagen / DMM