DB stellt von Diesel auf Wasserstoff um

Auf den nicht elektrifizierten Strecken Deutschlands, insbesondere Regionallinien, fahren heute viele Dieselloks und Dieseltriebwagen. Alle mit bedenklichem Schadstoffausstoß, ähnlich wie die Millionen katastrophal umweltschädlichen Lkw und Diesel-Pkw. Das will die DB im Hinblick auf den Klimawandel ändern. Mittelfristig sollen sich ihre Dieselloks das Qualmen und Verpesten der Luft abgewöhnen ebenso wie ihre Dieseltriebwagen. Wie Ersatz aussieht, zeigten Siemens Mobility und die DB vor internationalen Medien im Siemens-Prüfcenter Wegberg-Wildenrath in NRW. DMM war natürlich dabei.

Siemens Mireo Plus H-Premierenfahrt im Siemens Prüfcenter Wegberg-Wildenrath. Foto: Siemens Mobility

Bayerns Stv. Ministerpräsident Hubert Aiwanger im Gespräch mit Bahnchef Richard Lutz und Siemens-Boss Roland Busch (r.). Alle Fotos. G. Zielonka

Vor der mobilen Wasserstoff-Tankstation v.l.: Siemens-Chef Dr. Roland Busch, Staatssekretär des Bundesverkehrsministeriums Hartmut Heppner und Bahnchef Dr. Richard Lutz.

Die ersten Mireo Plus H-Züge gehen nach Baden-Württemberg und Bayern.

Als neue Baureihe 563 werden die Wasserstofftriebzüge bei der Deutschen Bahn ab 2024 in den Fahrgastbetrieb genommen.

Premierenfahrt bei schaurigem Aprilwetter im neuen Wasserstoffzug Mireo Plus H von Siemens Mobility: DMM war im Siemens Prüfcenter Wegberg-Wildenrath in NRW mit an Bord ebenso wie Dr. Roland Busch, Vorstandsvorsitzender der Siemens AG, Dr. Bahnchef Richard Lutz, Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger, Hartmut Höppner, Staatssekretär im Bundesministerium für Digitales und Verkehr sowie zahlreiche internationale Medien. Den Teilnehmern wurde im Anschluss an die Premierenfahrt den Betankungsvorgang mit der mobilen Wasserstofftankstelle demonstriert. 

Im Die Wasserstoff-Technologie soll künftig Dieseltriebzüge im Regionalverkehr ersetzen und somit einen wesentlichen Beitrag zum Dieselausstieg leisten. Wasserstoffzüge sind eine besonders klimafreundliche Antriebstechnologie, denn mit grünem Wasserstoff fahren sie emissionsfrei – ausgestoßen wird nur Wasserdampf. 

Siemens Mobility und die Deutsche Bahn haben das Projekt H2goesRail auf die Räder gestellt. In den vergangenen Monaten fanden neben Betankungs- und Inbetriebnahme-Tests auch umfangreiche Schulungen der Mitarbeitenden statt, die künftig Zug und Betankungsanlage bedienen werden. 

„Mit unseren Partnern machen wir heute einen entscheidenden Schritt in die Zukunft des klimaneutralen Verkehrs. Der neue Mireo Plus H Zug stößt keine Emissionen aus. Er hat eine Reichweite von rund 1.000 km, ist bis 160 km/h schnell und kann zügig betankt werden. Ein einziger Zug spart über seine Lebensdauer von 30 Jahren bis zu 45.000 t CO2 gegenüber Autofahrten ein“, sagte Roland Busch, Vorstandsvorsitzender der Siemens AG. 

Für Bahnchef Dr. Richard Lutz gehört Wasserstoff zur Mobilität der Zukunft. „Daher freue ich mich sehr, dass wir heute den nächsten wichtigen Meilenstein im Projekt H2goesRail erreicht haben, so der  Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bahn. Und Lutz weiter: „Unser Ziel ist klar: Bis 2040 werden wir als Deutsche Bahn klimaneutral sein. Ein wichtiger Hebel dabei ist der Abschied vom Diesel. Mit unserer Entwicklung einer mobilen Wasserstofftankstelle und der dazugehörigen Instandhaltungsinfrastruktur zeigen wir wie herausragende und innovative Antriebstechnologien aussehen und wie klimaneutrale Mobilität von Morgen geht.“

Die Wasserstoff-Technologie hat das Potenzial, Mobilitätsbereiche CO2-neutral zu organisieren. Das ist ein Meilenstein für den Klimaschutz. Am Projekt H2goesRail zeigt sich die Innovationskraft, die aus den Förderprogrammen des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr auf dem Feld der alternativen Antriebe entsteht. „Wir unterstützen den Transfer von der Forschung und Entwicklung hin zum marktfähigen Produkt, beschleunigen so den technologischen Fortschritt und schaffen so die Voraussetzungen für die klimafreundliche Mobilität von morgen. Unser Ziel ist es moderne, leise und klimafreundliche Mobilitätsangebote zu entwickeln und voranzubringen“, sagte Hartmut Höppner, Staatssekretär im Bundesministerium für Digitales und Verkehr. Das Projekt wird im Rahmen des Nationalen Innovationsprogramms Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie mit insgesamt 13,74 Mio. Euro durch das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) gefördert. 

Der Mireo Plus H für das H2goesRail Projekt hat als Zweiteiler eine Reichweite von bis zu 800 km, ist dank eines Plattformansatzes so leistungsfähig wie elektrische Triebzüge und zeichnet sich durch eine hohe Antriebsleistung von 1,7 MW für bis zu 1,1 m/s² Beschleunigung und eine Höchstgeschwindigkeit von bis zu 160 km/h aus. 

Ein Schlüsselelement, um Wasserstofftechnologie im Betriebsalltag konkurrenzfähig zum bisher verwendeten Dieselkraftstoff zu machen, ist ein schneller Betankungsvorgang. Die DB hat daher ein neuartiges Verfahren entwickelt, mit dem die Betankung eines Wasserstoffzuges erstmalig genauso schnell verläuft, wie die Betankung eines Dieseltriebzugs. Dies ist ein wichtiger Aspekt angesichts der eng getakteten Zugfolgen im Regionalverkehr der DB. Der Wasserstoff wird in Tübingen von DB Energie mit Ökostrom produziert, der direkt aus der Oberleitung kommt. 

Am Beispiel des H2goesRail-Projekts ergeben sich auf der Strecke zwischen Tübingen und Pforzheim durch den Abschied vom Diesel CO2-Einsparungen von ca. 330 t pro Jahr. Generell kann der Mireo Plus H, abhängig vom Streckenprofil, 520 t pro Jahr einsparen (gerechnet auf 200.000 km Laufleistung). Der Mireo Plus H wird 2023 Testfahrten in Baden-Württemberg aufnehmen. Ab 2024 ist er für das Projekt H2goesRail im regulären Fahrgasteinsatz zwischen Tübingen, Horb und Pforzheim unterwegs und ersetzt einen dort fahrenden Dieseltriebwagen. Auch in Bayern sollen die innovativen Züge etwa ab 2014 zum Einsatz kommen. Das war der Grund dafür, dass auch der bayerische Wirtschaftsminister und stv. Ministerpräsident bei der Premierenfahrt zugegen war 

Siemens Mobility und die Deutsche Bahn präsentieren das Projekt H2goesRail und den Mireo Plus H auch auf der InnoTrans 2022, der weltweit größten Messe für Bahntechnik, in Berlin. Im Freigelände der InnoTrans kann der Mireo Plus H am Standplatz T06/40 und die mobile Wasserstofftankstelle am Standplatz O/630 besichtigt werden. 

Das Projekt im Detail. Offiziell trägt das Verbundförderprojekts den Namen „H2goesRail“. Für den einjährigen Probebetrieb entwickelt Siemens einen zweiteiligen Regionalzug mit einem Wasserstoffantriebssystem der nächsten Generation. Der Zug hat zwei Antriebssystem, die jeweils aus einer Brennstoffzelle und einer Lithium-Ionen-Batterie bestehen. Der Mireo Plus H wird so leistungsfähig sein, wie elektrische Triebzüge und eine Reichweite von bis zu 800 Kilometern haben – abhängig von den betrieblichen Einsatzbedingungen wie der Jahreszeit oder der Strecke. Eine dreiteilige Variante hat eine Reichweite von bis zu 1.000 km. Niedrige Lebenszykluskosten durch geringen Aufwand für Wartung und Instandhaltung und eine Höchstgeschwindigkeit von 160 km/h zeichnen das Fahrzeug aus. 

Tankstelle Die DB entwickelt, erprobt und optimiert die für die Wasserstoffversorgung nötige Infrastruktur. Der Wasserstoff wird im DB -Werk Tübingen durch Elektrolyse erzeugt, der dafür notwendige Ökostrom kommt direkt aus der Oberleitung. Im sogenannten Elektrolyseur wird Wasser mit Hilfe von Ökostrom in Wasserstoff und Sauerstoff aufgespalten. In einem Kompressor verdichtet, wird der Wasserstoff in einem mobilen Speicher gelagert. Vor dem Tankvorgang wird der grüne Treibstoff aufbereitet und gekühlt. Der mobile Aufbau ermöglicht weitere Erprobungsprojekte an bislang nicht erschlossenen Strecken. Quelle: DMM / Siemens Mobility