DBV: Dresden-Görlitz elektrifizieren

Der Deutsche Bahnkunden Verband (DBV) fordert den Ausbau des umweltschonenden, energieeffizienten Verkehrsträgers Schiene deutlich und wirksam zu beschleunigen, statt weiter das Land mit neuen Autobahnen und Parkflächen für die ohnehin schon überbordende Lkw-Flut zu versiegeln. Lkw sind maßgebliche Treiber der sich mehrenden Klimakatastrophen.

Unverständlich ist in diesem Zusammenhang die politische Entscheidung, u. a. die Elektrifizierung der Bahnstrecke Dresden – Bautzen – Görlitz im Rahmen des Strukturstärkungsgesetzes Kohleregionen nicht weiter zu verfolgen. Denn gerade dieses Projekt hat europäische Bedeutung: Nachdem auf polnischer Seite bereits 2019 die Elektrifizierung des letzten 27 Kilometer langen Abschnitts Węgliniec (Kohlfurt) – Zgorzelec (Görlitz-Moys) der Strecke Wrocław (Breslau) – Görlitz abgeschlossen worden ist, endet die Oberleitung nun auf dem Neißeviadukt kurz vor dem Bahnhof Görlitz – eine politische Blamage in einem zusammenwachsenden Europa, so der DBV.

Trotz des politischen Bekenntnisses, mehr Verkehre auf die Schiene zu verlagern, machen die regierungsunfähigen Parteien CDU/CSU das genaue Gegenteil. Nur mit einem deutlich leistungsfähigeren Bahnnetz kann der Verkehrsträger Schiene einen nennenswerten Beitrag zur Verkehrswende bzw. zum Erreichen der inzwischen verschärften Klimaschutzziele leisten. Und: Im dritten und aktuellsten Entwurf des Zielfahrplans zum Deutschlandtakt ist u. a. eine Express-Linie in der Relation Dresden – Bautzen – Görlitz– Wrocław geplant. Auf Grundlage dieses Zielfahrplans sollen notwendige Infrastrukturmaßnahmen abgeleitet werden. Das ist in diesem Fall der Ausbau und das Schließen der bestehenden Elektrifizierungslücke. Der Ausbau der Strecke Dresden – Görlitz muss u.a. dazu dienen, den sechsspurigen Ausbau der Autobahn A4 überflüssig zu machen. Gerade mit dem Kombinierten Verkehr (KV) Schiene-Straße bestehen dazu auch im Güterverkehr geeignete Möglichkeiten, die infrastrukturzerstörenden Lkw-Verkehre endlich auf die umweltschonendere und x-fach energieeffizientere Schiene zu verlagern, so wie es im alpenquerenden Verkehr seit langem Standard ist.

Der Deutsche Bahnkunden-Verband e. V. (DBV) fordert daher die Korrektur der politischen (Fehl-) Entscheidung. Alternativ zur Finanzierung der Elektrifizierung der Strecke Dresden – Görlitz aus Mitteln gemäß Strukturstärkungsgesetz kann diese Maßnahme auch im Rahmen eines überarbeiteten Ausbauprogramms „Elektrische Güterbahn“ erfolgen. Veröffentlicht wurde dazu im März 2021 durch das Bundesverkehrsministerium lediglich ein Alibi-Programm mit einer geplanten Elektrifizierung von deutschlandweit gerade einmal weiteren rund 270 km Länge.

Die künftige Bundesregierung muss die Verkehrsvorhaben grundlegend überarbeiten; denn bis 2025 sollen schließlich 70 % des bundeseigenen Streckennetzes elektrifiziert sein. Zur Zielerreichung sind entsprechend den Berechnungen der Allianz pro Schiene dafür jährlich ca. 570 km Streckenelektrifizierung erforderlich!

Aber auch seitens der Europäischen Union besteht Handlungsbedarf. Mit einem Förderprogramm zur Elektrifizierung grenzüberschreitender Bahnstrecken können und müssen endlich qualitative Verbesserungen der Infrastruktur erreicht werden. Das aktuelle „Europäische Jahr der Schiene“ ist der ideale Anlass dafür. Quelle: Deutscher Bahnkunden-Verband / DMM