Deloitte: Vollständige Erholung bei Geschäftsreisen zweifelhaft

Die Rückkehr von Geschäftsreisen aus dem durch Covid-19 verursachten Stillstand wird bis Ende 2021 weiter an Fahrt aufnehmen, aber wahrscheinlich für mindestens ein weiteres Jahr deutlich unter dem Niveau vor der Pandemie bleiben. Eine vollstänsige Rückkehr zum Niveau von 2019 wird es aus Sicht des Prüfungs- und Beratungsunternehmens Deloitte vermutlich nie mehr geben.

In der aktuelle Deloitte-Studie wird prognostiziert, dass der US-Geschäftsreiseverkehr im vierten Quartal dieses Jahres 25 bis 35 % des Niveaus des Q4 2019 erreichen wird – eine deutliche Verbesserung gegenüber den Ausgaben im zweiten Quartal 2021, die sich nur auf 10 bis 15 % der 2019er Zahlen beliefen. Deloitte führt die voraussichtliche Erholung auf die steigenden Impfraten zurück sowie auf die Rückkehr vieler Beschäftigter in ihre Firmenbüros. Zusätzlichen Schwung könnten der Business Travel Branche Lockerungen bei den Einreisebeschränkungen verleihen.

Rückfall nicht ausgeschlossen. Die Studie verhehlt aber auch nicht, dass es möglicherweise zu einem Rückfall kommen kann, sollten sich die Corona-Infektionen in den USA und Zielländern wieder verstärken. Dieser Tage erst empfahlen die US-Gesundheitsbehörden, dass selbst vollständig gegen Covid-19 geimpfte Personen in Gebieten mit hohen Übertragungsraten in Innenräumen Masken tragen sollten. Die Delta-Variante des Coronavirus SARS-CoV-2 ist der US-Gesundheitsbehörde CDC zufolge so ansteckend wie Windpocken und kann den Schutz von Impfungen leichter durchbrechen. Das heißt, auch vollständig Geimpfte können sich mit der Variante anstecken und diese weitergeben – sind aber selbst vor schweren Verläufen geschützt, wie es in einer internen CDC-Präsentation heißt.

Unter der Annahme einer allgemein positiven Entwicklung in den nächsten anderthalb Jahren geht Deloitte davon aus, dass sich die Reiseausgaben in den USA im Berichtszeitraum stetig erholen und bis zum zweiten Quartal 2022 40 bis 60 % des Q2 2019 und 65 bis 80 % des Niveaus vor der Pandemie bis zum Q4 dieses Jahres.

Verlockende Kosteneinsparungen durch virtuelle Meetings. Ob sich die Reiseausgaben über dieses Niveau hinaus erholen werden, bleibt unklar. Dies ist hauptsächlich auf die Lehren aus dem Stillstand zurückzuführen, als die Einstellung der Reisetätigkeit für viele Unternehmen zu Kosteneinsparungen in Höhe von „hunderten Millionen von Dollar“ führte, Nicht weniger Firmen werden versuchen, so die Studie, die Ausgaben für Geschäftsreisen auch nach dem Abklingen der Pandemie weiter zu begrenzen. Fast 70 % der Unternehmen, die in die Studie von Deloitte einbezogen wurden, planten, die Reisefrequenz zu reduzieren, um das Endergebnis zu verbessern. Und 45 % verlangen jetzt von ihren Geschäftsreisenden und Mobilitätsmanagern eine strengere Einhaltung der Reisebuchungsrichtlinien.

Ein weiterer Beitrag zu einer möglichen langfristigen Reduzierung des Geschäftsreiseverkehrs ist die verstärkte Beachtung der ökologischen Nachhaltigkeit und der Reduzierung ihres CO2-Fußabdrucks. Acht von zehn befragten Unternehmen haben sich zu einer CO2-Reduzierung verpflichtet oder arbeiteten an einem solchen Plan. 48 % wollen bis 2022 ihre Travelpolicies auf Nachhaltigkeit trimmen.

„Unternehmen achten immer mehr auf ihre CO2-Bilanz und ihr Endergebnis“, sagte Anthony Jackson, Direktor von Deloitte Transactions and Business Analytics LLP und Leiter für den Bereich US-amerikanische Airlines. Und so wurden und werden vermutlich die Reisefrequenzen reduziert. „Für interne Fälle hat die Pandemie-Erfahrung Unternehmen davon überzeugt, dass Technologieplattformen oft als Ersatz für physische Reisen ausreichen“, merkt Jacksonan. Auf der anderen Seite wird es vermehrt dann Reiseaktivitäten geben, wenn sie für das Geschäft als wesentlich erachtet werden und stärker von persönlicher Interaktion abhängig sind. Darunter fallen z.B. Verkaufs- und Kundenakquisitionsreisen, Projektarbeiten und Netzwerkkonferenzen.

Zur Studie: Sie wurde von Ende Mai bis Mitte Juni 2021 durchgeführt. Befragt wurden 150 in den USA ansässige Reisemanagern und Führungskräften mit Aufsicht über das Reisebudget. Zudem basieren die Resultate auf Interviews mit Führungskräften von Unternehmen, deren Flugausgaben im Jahr 2019 durchschnittlich 123 Mio. USD betragen haben. Quelle: Deloitte / DMM