Der Diesel am Pranger...

Kommt eine höhere Dieselbesteuerung? Fallen die Restwerte von Dieselautomobilen in den Keller? Werden Dieselautos generell teurer infolge der von der EU möglicherweise zu erzwingenden noch niedrigeren Emissions-Grenzwerte? Diese und andere Fragen beschäftigen zunehmend die Flotten-Branche.

Weil der NEFZ als überholt und realitätsfern gilt, will die EU-Kommission baldmöglich den neuen Messzyklus WLTP (Worlwide Harmonized Light Duty Test Procedure) umsetzen. Dagegen wehren sich mit Händen und Füßen der Verband der Automobilindustrie (VDA), Bundeskanzlerin Angela Merkel sowie der Großteil der deutschen Autobauer. Ihre Argumentation: Die damit verbundenen niedrigeren Schadstoffemissionen seien mit heutigen Fahrzeugen mit Benzin- und Dieselantrieben nicht zu schaffen, jedenfalls nicht in der Kürze der Zeit (2017).

Inzwischen aber treffen die NEFZ-Werte, erst recht nach dem Dieselgate, auf immer weniger Akzeptanz. Und es wurde bekannt, dass einige Länder schon Überlegungen anstellen, die Steuer für Diesel-Automobile kräftig anzuheben bzw. finanzielle Vorteile für den Selbstzünder zu beseitigen. Großbritannien z.B. dankt über eine Streichung der Fördermitel von Dieselautos nach, die vor 14 Jahren eingeführt worden waren, weil man der Autoindustrie glaubte, dass Diesel umweltfreundlicher seien als Benziner. Und auch Frankreich, wo besonders viele Dieselfahrzeuge der heimischen Hersteller Renault und PSA unterwegs sind, spielt mit dem Gedanken, die Dieselsteuer kräftig anzuheben und alle Vorteile beim Kauf dieser Antriebsart zu streichen.

Seit Anfang der 1990er-Jahre werden mit der Einführung der einheitlichen europäischen Abgasvorschriften die Fahrzeugemissionen auf Basis eines einheitlichen Fahrzyklus (neuer Europäischer Fahrzyklus, NEFZ) in Europa bestimmt. Dieser wurde von der EU-Kommission entwickelt, um Verbrauchern und Politik in Europa einen einheitlichen Maßstab zu liefern. Neben der Bestimmung der klassischen Schadstoffemissionen dient der Fahrzyklus auch der Bestimmung der CO2-Emissionen und des Kraftstoffverbrauchs. Der NEFZ hat sich aus Sicht des VDA bewährt, aus Sicht der Verbraucher hingegen nicht. Denn sie aber auch zunehmend die außerdeutsche Politik hält dem NEFZ vor, er sei alles andere als repräsentativ für das durchschnittliche Fahrverhalten eines Fahrzeugs oder Fahrers. Daher haben die Mitgliedsstaaten des 98er-Abkommens der UN/ECE (darunter alle europäischen Staaten, Japan, USA, China, Russland, Indien und weitere) beschlossen, unter dem Dach der UN/ECE eine neue Testprozedur zu entwickeln, die das Fahrverhalten eines Fahrzeugs weltweit repräsentativ abdecken soll. Die Automobilindustrie hat diese Initiative maßgeblich unterstützt. Allerdings wehren sich vor allem die deutscher Hersteller gegen eine baldige Veränderung hin zum WLTP. Quelle: VDA / Automobilwoche / DMM