Der Tod fliegt im Frachtraum mit

Geschäftsreisende und alle anderen Passagiere, die mit dem Flugzeug unterwegs sind, ahnen nicht, welchen Gefahren sie ausgesetzt sind. Boeing hat am Freitag,17. Juli 2015, an alle Luftfahrtkunden ein Schreiben versandt (das DMM vorliegt), in dem vor dem Transport von Lithium-Ionen-Batterien in herkömmlichen Cargo-Containern im Frachtraum von Passagierflugzeugen gewarnt wird.

Lithium-Ionen-Batterien massenhaft verpackt n Luftfrachtcontainern sind für die Passagierluftfahrt höchstgefährlich. Foto: wikipedia

Boeing verweist u.a. auf eine Warnung der US-Luftfahrtbehörde, Federal Aviation Administration (FAA). Die FAA hat in mehreren Tests nachgewiesen, dass massenhaft verpackte Batteriezellen, wie sie für Smartphones, Tablets, Laptops und viele weitere elektronische Geräte Verwendung finden, in den Transportbehältern leicht entzündlich sind und zur Explosion von Passagiermaschinen führen können.  

Das Schreiben ist wie eine Anweisung formuliert. Es ist durch die International Coordination Council of Aerospace Industry Associations authorisiert. Im Verband sind neben Boeing und Airbus auch andere Flugzeughersteller organsiert. Unterstützt wird die Warnung durch die International Federation of Air Line Pilots Associations, eine Dachorganisation für Pilotengewerkschaften.

In dem Schreiben, das auch die Lufthansa erhalten hat, heißt es, dass alle Flugesellschaften bis auf Weiteres keine Luftfrachtcontainer mehr mit verpackten Lithium-Ionen-Batterien mehr befördern sollen, bis sicherere Methoden der Verpackung gefunden sind. Laut Boeing Sprecher Doug Alder werden die wiederaufladbaren Stromspeicher meist auf internationalen Flügen verladen. Die FAA-Untersuchungen haben in umfangreichen Testreihen gezeigt, dass es in den Luftfrachtcontainern zu nicht auszuschließenden Kurzschlüssen während des Transports kommen kann mit Entweichen von Wasserstoff und anderen Gasen; entzünden sich die Gase,  kommt es zu Explosionen und dem Ausbruch von Feuer, das mit herkömmlichen Methoden nicht gelöscht werden kann. Die Feuerlöschsysteme mit dem Löschmittel Halon, wie sie in den Cargo Bereichen unter der Passagierkabine installiert sind, sind bei solchen Batterien wirkungslos, zumal sie eine Kettenreaktion sich erhitzender und entzündender Lithium-Ionen-Batterien nicht verhindern.

Üblicherweise werden Zehntausende von solchen Batterien in einen Luftfrachtcontainer, so genannte Unit Load Devices (ULD, verpackt. Durch die Verwendung genormter ULDs ist es möglich, große Mengen an Batterien zu bündeln. Die ULD-Container bestehen aus Aluminiumblech  und Profilen/Profilrahmen, die es durch ihre genormte Bauweise ermöglichen, dass z.B. Frachtnetze im Flugzeug direkt einrasten oder schwere Frachtstücke problemlos fixiert werden können. Die verschiedenen Container und Palletten haben ihre eigenen IATA-Codes, durch die sie eindeutig identifiziert werden können.

Bisher hat es die Branche der Batterieproduzenten durch entsprechende Lobbyarbeit verstanden, jegliche Restriktionen betreffend den Transport der Stromspeicher zu verhindern. Zudem fordern die Hersteller elektronischer Geräte eine möglichst rasche Belieferung auf dem Luftweg, um so u.a. Lagerhaltungskosten zu sparen. Den Transport auf dem Seeweg lehnen sie rundweg ab. 

Die International Civil Aviation Organization (ICAO) ist derzeit dabei, neue Standards für das Verpacken von Batteriemengen zu entwickeln. Eingebunden ist auch die FAA. Sollte dies nicht bis Ende des Monats Juli 2015 zu einem befriedigenden Ergebnis gelingen, soll bis zum nächsten ICAO-Treffen m Oktober, bei dem es u.a. um den Transport von Gefahrgut in der Luftfahrt geht, ein Vorschlag folgen, mit dem der Transport von Batterie-Luftfrachtcontainern in Passagierflugzeugen generell erboten werden soll. Die „Air Line Pilots Association“ begrüßte noch am Freitag den Vorstoß von Boeing. Auch de Pilotengewerkschaft weiß um die Brisanz solcher Transporte. Sie hofft, das die Warnung von Boeing an die Airlines dort auch auf Gehör stößt und, dass derlei gefährliche Stoffe nicht weiterhin gedankenlos in Passagierjets verladen werden, jedenfalls so lange, bis es absolut sichere Verpackungsmethoden gibt. Quelle: Boeing / FAA / DMM