Deutsche Bahn: Gute Zahlen, aber...

... die Mehrerlöse bei der DB speisen sich im Wesentlichen aus der Infrastruktursparte und Auslandsgeschäften wie etwa Schenker-Lkws in Australien oder Minenlogistik auf dem afrikanischen Kontinent. Mit dem klassischen Bahngeschäft in Deutschland haben die Gewinnbringer bei der Bahn nicht viel zu tun. Dennoch: Die Deutsche Bahn hat 2017 ihre wirtschaftlichen Ziele erreicht. „Wir haben Wort gehalten und geliefert. Die erfreulichen Zahlen können jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass wir bei Qualität und Pünktlichkeit nachlegen müssen“, zog der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bahn, Dr. Richard Lutz, für das Geschäftsjahr 2017 am 22. März in Berlin Bilanz.

Im Schienenpersonenfernverkehr ist die Zahl der Passagiere im Vergleich zum Vorjahr um 3,2 Mio. gestiegen. Über 142 Mio. Fahrgäste (Vorjahr: 139 Mio.) reisten in den Fernverkehrszügen der DB (+2,3 %). Der dritte Fahrgastrekord in Folge sei nicht nur eine neuerliche Bestmarke, sondern „eine gute Nachricht für den Klimaschutz“, so Lutz weiter. Auch europaweit ging die Zahl aller Reisenden in den Zügen und Bussen der DB signifikant nach oben – um 5,3 % auf knapp 4,7 Mrd. Passagiere. 

Aber: Die Fahrgäste auf deutschen Bahnsteigen haben mit den besseren Bilanzzahlen der Deutschen Bahn nicht viel zu tun. Im sogenannten „Brot-und-Butter-Geschäft“, der Eisenbahn in Deutschland, hat die DB nach wie vor die alten und bekannten Probleme: Der Fernverkehr in Deutschland ist trotz verbesserter Fahrgastzahlen kein wirklich gutes Geschäft, der Schienengüterverkehr steckt tief in den roten Zahlen, weil EU und Bund nach wie vor den Lkw massiv bevorteilen. Immerhin: Der von den Ländern mit Bundesmitteln bestellte Schienenpersonennahverkehr liefert verlässlich seine Einnahmen. Damit hängt im Personenverkehr viel an den Mitteln aus dem Staatssäckel.

Erfreulich entwickelte sich die Verkehrsleistung im Schienenpersonenverkehr der DB insgesamt. Die Verkehrsleistung bei DB Regio stieg auf 41,9 Mrd. Personenkilometer (+2,6 %). DB Regio hat sich 2017 gut im Markt behauptet und 74 % der neu vergebenen Leistungen im Regionalverkehr gewonnen. DB Fernverkehr verzeichnete eine Zunahme von 2,6 % auf 40,5 Mrd. Personenkilometer. Der bereinigte Umsatz des DB-Konzerns kletterte um 5,2 % auf 42,7 Mrd. Euro. Das operative Ergebnis (EBIT bereinigt) stieg um 10,6 % auf 2,15 Mrd. Euro.

Für das Jahr 2018 erwartet die DB einen Umsatz in Höhe von rund 44 Mrd.  Euro sowie ein bereinigtes EBIT von mindestens 2,2 Mrd. Euro. Treiber für die positive finanzielle Entwicklung waren 2017 im Wesentlichen DB Fernverkehr sowie die internationalen Geschäftsfelder. DB Schenker erzielte einen Rekordumsatz von 16,4 Mrd. Euro, DB Arriva erwirtschaftete 5,3 Mrd. Euro Umsatz.

Die DB steigerte im abgelaufenen Jahr die Brutto-Investitionen um 954 Mio. Euro (+10,0 %) auf 10,4 Mrd. Euro. Die Netto-Finanzschulden haben sich per 31. Dezember 2017 im Vergleich zum Vorjahresende um rund 1,0 Mrd. Euro auf 18,6 Mrd. Euro erhöht. Dieser Anstieg resultierte aus einem höheren Mittelbedarf für Fahrzeuginvestitionen, u.a. für den ICE 4.

Die DB hält an ihren Pünktlichkeitszielen für 2018 fest – im Fernverkehr sind es 82 % - zum Vergleich Japan und China: 99,99 %! Dafür werden die Anstrengungen für mehr Qualität und Service intensiviert, beispielsweise indem das mehrjährige Konzernprogramm „Zukunft Bahn“ verstärkt wird. Nach guten Erfahrungen mit dem Lagezentrum Bau wird ein Lagezentrum Pünktlichkeit aufgebaut, um ähnliche Verbesserungen wie beim Baustellenmanagement zu erreichen. 

Die Betriebsleistung auf dem deutschen Schienennetz hat um 0,5 % leicht zugelegt. Noch nie waren mehr Züge im deutschen Schienennetz unterwegs. Gleichzeitig ist der Anteil konzernexterner Eisenbahnverkehrsunternehmen auf 30,9 % gestiegen. Die DB treibt gemeinsam mit der Branche den Ausbau der Kapazitäten im Schienennetz weiter voran. Dem Programm „Digitale Schiene Deutschland“ fällt hierbei eine Schlüsselrolle zu.

Der Bahn-Vorstand musste bei der Präsentation der Geschäftszahlen selbst eingestehen, dass Qualität und Pünktlichkeit nach wie vor verbesserungswürdig sind. Das alles funktioniert nur, wenn die Große Koalition endlich bessere politische Rahmenbedingungen für einen Aufbruch bei der Bahn schaffen würde.“ Quelle: DB / DMM