Deutsche Bahn kürzt Bahnsteige an wichtigem Kreuzungsbahnhof

Bis Ende 2022 soll der Bahnhof der mittelfränkischen Bezirkshauptstadt Ansbach – gelegen am Kreuz Nürnberg-Stuttgart und Treuchtlingen-Würzburg – umfassend modernisiert und barrierefrei ausgebaut werden. Dazu gehören beispielsweise die Erhöhung der Bahnsteige auf 76 cm und der Einbau von Aufzügen. Allerdings schafft sich die Deutsche Bahn (DB) damit auch selbst Probleme, indem sie die Bahnsteige von 400 m auf 350 m einkürzt.

Nur vereinzelte IC halten in der mittelfränkischen Regierungshauptstadt Ansbach, nicht jedoch ICE. Foto bahnbilder

„Man könnte sagen, für die Menschen wird der Bahnhof barrierefrei, für Fernverkehrszüge werden Barrieren geschaffen“, so Timm Kretschmar vom Fahrgastverband PRO BAHN. Bekanntlich wird Ansbach im Fernverkehr nur von der IC-Linie Nürnberg-Stuttgart-Karlsruhe bedient, ICE-Züge der Relation München-Würzburg-Hamburg  kann man maximal beim Durchfahren beobachten. Nach der Logik der DB heißt das: kein ICE-System-Halt, keine 400 m langen Züge, keine 400 m langen Bahnsteige.

Was man bei der DB allerdings vergisst und auch einen Grund für die vielen Verspätungen im Fernverkehr darstellt, ist die Unabdingbarkeit eines leistungsfähigen Gesamtnetzes. Die Bahnstrecke Nürnberg-Würzburg zählt zu den größten Engpässen in ganz Deutschland. Bei Baustellen und unvorhergesehenen Streckensperrungen müssen die ICE umgeleitet werden, meistens über Ansbach (kürzeste Ausweichstrecke). Die umgeleiteten Züge kommen von der Linie Ruhrgebiet-München sowie Hamburg/Bremen-München. Die Mehrheit dieser Züge (ICE 1, Doppeltraktionen ICE 3 und neuerdings auch ICE 4) ist um die 400 Meter lang. Indem man also überall in Deutschland, wo ICE planmäßig nicht halten, die Bahnsteige verkürzt, können die Fernverkehrszüge nur noch da einen Halt einlegen, wo sie planmäßig halten. „Man verliert jegliche Flexibilität im Betrieb und riskiert, dass Fahrgäste bei Störungen stundenlang in Zügen ausharren müssen, nur, weil man nirgends aussteigen kann“, ärgert sich Jörg Schäfer von PRO BAHN.

Außerdem ist sich Timm Kretschmar, PRO BAHN Sprecher für das westliche Mittelfranken sicher: „Wenn die Bahnsteige erst einmal gekürzt wurden, wird die DB für eine nachträgliche Verlängerung ein Vielfaches der Baukosten verlangen. Wenn die Stadt Ansbach nachhaltige Ambitionen auf einen ICE-Halt hat, sollte sie sich für längere Bahnsteige einsetzen. Im Deutschland-Takt ist eine entsprechende Linie nach Zürich über Stuttgart vorgesehen.“

2009 gab es seitens der DB zur Entlastung des Knotens Fürth/Bayern die Idee den Fernverkehr zwischen Würzburg und München verstärkt über die Bahnstrecke Treuchtlingen – Ansbach – Würzburg abzuwickeln. Davon sollte nach dem Willen der Verantwortlichen bei der DB auch der Ansbacher Kreuzungsbahnhof an zwei Magistralen durch den Halt von ICE-Zügen profitieren. Sollten diese Pläne verwirklicht werden, hieß es seinerzeit, sind umfangreiche Bauarbeiten an der Infrastruktur notwendig. Stadt und Landkreis Ansbach wollten sich mit 80.000 Euro an den Vorplanungen beteiligen. Doch es kam anders: Die ICE rollen überwiegend über die Hochgeschwindigkeitsstrecke München-Ingolstadt-Nürnberg nach Würzburg (und weiter Richtung Ruhrgebiet bzw. nach Hamburg und Bremen) bzw. über Erfurt nach Berlin und Hamburg. Und das 2015 veröffentlichte Fernverkehrskonzept 2030 von DB Fernverkehr enthält gar keine ICE-Verbindungen mehr für die Strecke Würzburg – Ansbach – Treuchtlingen. Es bleibt nur ein tägliches  touristisches IC-Zugpaar von/nach Hamburg und Oberbayern sowie die IC-Linie Nürnberg – Stuttgart – Karlsruhe. Quelle: PRO BAHN / DMM