Deutsche Bahn verlässt Elon Musks Portal X – ein Rohrkrepierer?

Die S-Bahn München boykottiert die auf X unter @streckenagent_M Störungen im S-Bahn-Netz, jenen weltweit effektivsten Kanal des Trump-Vertrauten Elon Musk. Immerhin 75.000 Nutzer suchten hier bisher nach Informationen bei Verspätungen. Der Account sei „inaktiv“, heißt es nun. Nach 47.642 Posts ist Schluss.

 

Die DB hat ein Problem mit "X" und verliert fast alle Follower. Foto: DMM

Auf der X-Alternative Bluesky versucht die S-Bahn-Leitstelle, deren Kundeninfo-Team verschiedene Info-Kanäle wie Mail-Newsletter, Webseite und App betreuen, nun einen Neuanfang. 

Allerdings ist der „blaue Himmel“, eine vielfach gepriesene hetzfreie Alternative zum mächtigen Portal von Musk, wesentlich kleiner. Am Dienstag hatte die S-Bahn hier gerade einmal 91 Follower. Ansonsten muss man sich über www.s-bahn-muenchen.de im Abschnitt „Betriebslage“ informieren.

Die Deutsche Bahn und ihre Töchter betreiben auf X bisher eine Vielzahl von Kanälen, wie viele genau, weiß nicht einmal der oberste Social Media-Beauftragte der DB, der auf Anfrage „rund 15 aktive Accounts“ nennt. Es waren jedenfalls schon einmal mehr.  

Schon am 05. Januar 2025 war auf X Schluss für DB Personenverkehr (@DB_Bahn), wo überregional wichtige Meldungen verbreitet wurden. „Ihr findet uns auf Facebook, Instagram, LinkedIn & Bluesky.“ Nicht mehr jedoch auf dem Kanal von Elon Musk. „Kein Herz für Hater“, hatte der (namentlich nicht bekannte) Betreuer des DB-Accounts noch hinzugefügt, ehe der Kanal mit immerhin über 172.000 Followern nach insgesamt 703.000 Posts stillgelegt wurde. Was man bei der Bahn offensichtlich nicht weiß: Auch Facebook und Instagram stehen dem US-Präsidenten Donald Trump und Elon Musk sehr nahe. Facebook und Instagram sind Teil der Meta Platforms, Inc., ein börsennotierter US-amerikanischer Internetkonzern, der soziale Netzwerke (Facebook, Instagram und Threads), sowie Instant-Messaging-Apps (WhatsApp und Messenger) betreibt, sowie die Virtual-Reality-Geräte unter der Marke Meta Quest (ehemals Oculus) herstellt. Meta gehört Mark Zuckerberg hatte im Januar schon angekündigt, dass es bei Facebook keine Faktenchecks mehr geben wird. Nun traf er Donald Trump und parallel heißt es, dass jetzt auch Vielfalt und Inklusion auf der Streichliste stehen. Auf Bliesky hat DB Personenverkehr derzeit nur gut 6.700 Follower.

Auch DB Verkehrsmeldungen (@DB_Info), der überregional bedeutsame Streckenstörungen meldete, ist seit 21. Februar offenkundig außer Betrieb – unter dieser Datum wurde jedenfalls die letzte Meldung abgesetzt. „Hier ist es ruhig, hier ist es still, da hier jeder macht, was er will.“, lautete die vielsagende Eintragung. DB Cargo schweigt schon seit 20. Januar auf X. Und bereits im Mai 2024 hatte der DB-Account zur 2. Stammstrecke X verlassen. „Wir sind hier aktuell nicht mehr aktiv.“ Auf Instagram und YouTube sowie auf 2.stammstrecke-muenchen.de gebe es „weitere Updates und Inhalte“, hieß es kurz und knapp. 

Boykottiert nun die ganze Bahn Elon Musks „X“, das wegen einer Vielzahl von Hass-Posts in die Kritik geraten ist? Die Bahn wäre nicht die Bahn, wenn man eine bundesweit einheitliche Kommunikationsstrategie vermuten könnte. Andere Accounts sind auf X weiter aktiv. Zum Beispiel die DB Regio Bayern-Accounts für Allgäu und Schwaben (@streckenagentAS), Niederbayern oder Franken. Kurios: Für individuelle Serviceanfragen verweisen die Regio-Accounts auf @DB_Bahn – jenen Kanal, der seit Januar stillgelegt ist. Quelle: Dr. Dirk Walter / Münchner Merkur / DMM