Deutsche Luftfahrt will klimafreundlich werden

Die Unternehmen der deutschen Luftverkehrswirtschaft haben einen gemeinsamen Masterplan vorgelegt, um Luftverkehr stärker mit dem Klimaschutz in Einklang zu bringen. Im Einzelnen legt die Branche dar, mit welchen Maßnahmen sich die Treibhausgas-Emissionen senken lassen. Der Plan beinhaltet eine Verpflichtung der Unternehmen der deutschen Luftverkehrswirtschaft auf das Ziel eines kohlendioxid-neutralen Luftverkehrs.

Präsentiert wurde das Papier durch Peter Gerber, Präsident des Luftverkehrsverbands BDL, Ralf Teckentrup, Präsident des Airlineverbands BDF, Dr. Stefan Schulte, Präsident des Flughafenverbands ADV und Prof. Klaus-Dieter Scheurle, CEO der Deutschen Flugsicherung.

Peter Gerber, Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Luftverkehrswirtschaft: „Unser Ziel ist das CO2-neutrale Fliegen. Unsere Unternehmen wollen alle Hebel in Bewegung setzen, um schnellstmöglich weitere Fortschritte zu erreichen. Viele Maßnahmen können wir nicht allein umsetzen, sondern erfordern eine gemeinsame Kraftanstrengung der Branche und der Politik. Wir setzen darauf, das gemeinsam voranzubringen und auch gemeinsam dafür einzustehen.“

Legt man Zahlen aus der Zeit vor der Corona-Krise zu Grunde, ist Luftverkehr weltweit für 2,8 % der CO2-Emissionen verantwortlich. Bezogen auf die weltweite Klimaerwärmung insgesamt beträgt der Anteil des globalen Luftverkehrs 3 bis 5 %. Klimaexperten sprechen aber von einem wesentlich höheren Schadstoffanteil, den die Flugzeuge verursachen. Mit dem Masterplan bekennt sich die deutsche Luftverkehrswirtschaft zum Ziel, die klimaschädlichen Emissionen nachhaltig zu reduzieren. Denn auch wenn die Erholung des Luftverkehrs deutlich länger dauern wird als in anderen weltweiten Krisen, wird die Nachfrage nach Luftverkehr auf lange Sicht weiter steigen, geben sich die Luftfahrtverbände optimistisch. 

Größter Hebel für mehr Klimaschutz im Luftverkehr ist die ökologische Flottenmodernisierung.  Durch den Austausch von älteren Flugzeugen durch energieeffizientere Maschinen konnten die spezifischen CO2-Emissionen der deutschen Flugzeugflotten seit 1990 um 44 % gesenkt werden. Doch machte der immense Anstieg an Flugbewegungen alle Bemühungen um weniger Schadstoffaussti0 bis heute zunichte. Im Masterplanfestgeschrieben ist, durch Flottenmodernisierung die Emissionen pro Flug weiter um 1 bis 1,5 % pro Jahr zu senken.

Um darüber hinaus das Ziel des CO2-neutralen Fliegens zu erreichen, will die Luftverkehrswirtschaft das fossile Kerosin durch einen komplett nachhaltigen Kraftstoff ersetzen. Darin aber liegt die Krux: Gegenwärtig wird ein solcher Kraftstoff noch nicht im industriellen Maßstab produziert. Zum anderen erfordern solche neuartigen Treibstoffe einen immens hohen Einsatz an Strom, so dass sich die Kosten für einen Liter künftigen innovativen Fkugzeugtreibstoffs vervielfachen. Experten sprechen von einer drei bis fünffach höheren Literpreis. Der Systemwechsel kann dann gelingen, wenn Produktionsanlagen errichtet und Mechanismen für einen wirksamen, wettbewerbsneutralen Markthochlauf implementiert werden. Hierfür erarbeitet die deutsche Luftfahrt gemeinsam mit der Politik und mit der Industrie eine konkrete Roadmap.

Mehr Vernetzung der Verkehrsträger. Innerdeutscher Verkehr soll vermehrt über attraktive Zugverbindungen erfolgen. Im Zubringerverkehr ist dafür eine gute Anbindung der Drehkreuze an das Fernverkehrsnetz der Deutschen Bahn erforderlich. Insgesamt will die Luftfahrt unter dem Dach des BDL mit der Deutschen Bahn in drei Bereichen Verbesserungen erzielen: kürzere Reisezeiten auf der Schiene, Verbesserungen beim Gepäcktransport und eine erhöhte Anschlusssicherheit bei Umsteigeflügen. Im Masterplan wird dargelegt, dass sich rund ein Fünftel der innerdeutschen Passagiere dazu bewegen ließe, vom Flugzeug auf die Bahn umzusteigen, wenn diese Verbesserungen umgesetzt werden. Nach einer DMM-Kurz-Umfrage sind es sogar mehr als 60 %, die gerne umsteigen würden.

Optinierte Flugführung. Weitere Potenziale für den Klimaschutz sieht der BDL auch durch eine optimierte Flugführung. Dazu gehört zum einen, die Flugführung so zu optimieren, dass im europäischen Luftraum Umwege reduziert werden. Zum anderen will die Branche da, wo Kondensstreifen und Zirruswolken negative Effekte auf das Klima haben, gemeinsam mit Partnern aus der Wissenschaft daran arbeiten, diese Effekte zu reduzieren.

CO2-Bepreisung. Die Branche spricht sich auch für wirksame Instrumente der CO2-Bepreisung aus, die tatsächlich CO2-Emissionen reduzieren und Carbon Leakage ausschließen. Mit der Einbeziehung in den Europäischen Emissionshandel (ETS) gibt es für den Luftverkehr ein solches wirksames Instrument der CO2-Bepreisung. Durch den ETS gilt für den europäischen und innerdeutschen Luftverkehr ein klarer CO2-Reduktionspfad. Für die Verkehre mit Drittstaaten, die nicht in den Emissionshandel einbezogen sind, greift ergänzend das internationale Kompensationsinstrument CORSIA, das im internationalen Verkehr CO2-neutrales Wachstum sicherstellen soll, was bis heute aber nicht geschieht. Im Masterplan bekennt sich die Luftverkehrswirtschaft ausdrücklich zum Europäischen Emissionshandel und zu CORSIA. Damit diese Instrumente der CO2-Bepreisung aber wirklich wirksam für den Klimaschutz sind, fordert der BDL, dass sie stärker aufeinander abgestimmt und Wettbewerbsverzerrungen verlässlich ausgeschlossen werden. Nationale Alleingänge bei der CO2-Bepreisung, etwa durch immer neue einseitige Steuern, seien der falsche Weg und würden nicht zu CO2-Reduktion sondern lediglich zu CO2-Leakage führen.

Da die Flugreise nicht an Bord des Flugzeugs beginnt und endet, arbeitet die deutsche Luftverkehrswirtschaft entlang der gesamten Reisekette daran, CO2-Emissionen wirksam zu reduzieren. Bestandteil des Masterplans ist ein ganzes Bündel an Maßnahmen, mit dem die Flughafenbetreiber Schritt für Schritt auf vollständige CO2-Neutralität hinwirken. Das umfasst fortwährende Verbesserungen in den Bereichen Energieversorgung, Gebäude- und Anlagentechnik und beim Fuhrpark. Auch die Retail- und Gastronomiebetriebe an den Flughäfen ergreifen Maßnahmen in Richtung CO2-Neutralität sowie auch allgemein für den Umweltschutz, etwa bei der Vermeidung von Einwegplastik. Der Masterplan im Detail: https://www.bdl.aero/de/themen-positionen/nachhaltigkeit/klimaschutz/ Quelle: BDL / BDF / ADV / DFS / DMM