Die DB und ihr merkwürdiger Dienstleister

Die Deutsche Bahn (DB) weist entschieden die auf tagesschau.de erhobenen Vorwürfe zurück, sie gebe im Rahmen der sogenannten Fahrpreisnacherhebung erhobene Daten an Dritte weiter. Die Dummen sind unter Umständen Fahrgäste, deren Bonität möglicherweise willkürlich abgestraft wird.

Auf tagesschau.de heißt es, dass die Deutsche Bahn nach Informationen des SWR ein Datenschutz-Problem hat: Der Konzern ermöglicht einer Firmengruppe, die zugleich eine Auskunftei betreibt, in bestimmten Fällen den Zugriff auf Kundendaten. Die Firma stand bereits wegen Sicherheitslücken in der Kritik, so das Online-Portal der ARD. Brisant ist, dass über www.db-fahrpreisnacherhebung.de Adressdaten aktualisiert oder eine Ratenzahlung vereinbart werden können. Diese und andere Informationen, die im Laufe eines Zahlungsstreits anfallen, sind für eine Auskunftei wertvoll. Denn diese Firmen verdienen ihr Geld damit, dass sie Daten speichern, um dann mittels eines geheimen Verfahrens, Scoring genannt, die Kreditwürdigkeit von Verbrauchern zu errechnen. Wer dabei zu schlecht abschneidet, bekommt beispielsweise keinen Handyvertrag oder keine Mietwohnung. 

Arvato Infoscore betreibt eine solche Auskunftei in Baden-Baden. Die Auskunftei von Infoscore hat einen zweifelhaften Ruf, so tagesschau.de weiter. Sie stand wegen fehlerhaften Datensätze und Sicherheitslücken in der Kritik. Etwa die Hälfte aller Beschwerden, die Verbraucher gegen Infoscore einreichten, seien berechtigt, wird Walter Krämer von der Stelle des Landesdatenschutzbeauftragten Baden-Württemberg zitiert.

Krämer muss es laut tagesschau.de wissen, denn vom Gesetz her ist der einzige Außenstehende, der tiefe Einblicke bei Infoscore bekommen kann. Seit Jahren muss er die Auskunftei beaufsichtigen und sein Urteil ist dem Beitrag zufolge wenig schmeichelhaft: "Bei Infoscore hat man den Verdacht, dass alles gespeichert wird, was von Dritten reinkommt, oftmals völlig undifferenziert." Auch im Fall eines vermeintlichen Schwarzfahrers, dessen Fall vorher dargestellt wurde, gibt es Fragezeichen: Monatelang stritt er mit der Bahn, bis schließlich alle Forderungen gegen ihn zurückgezogen wurden. Danach fragte der von der DB wohl irrtümlich der Schwarzfahrerei bezichtigte Fahrgast bei drei Auskunfteien zeitgleich seine Kreditwürdigkeit ab. Schufa und Creditreform bescheinigten ihm eine überdurchschnittlich hohe Bonität. Bei Infoscore lag dieser Wert unter dem Durchschnitt.

Die Deutsche Bahn widerspricht den Vorwürfen und versucht sich und ihren laut tagesschau.de obskuren Dienstleister reinzuwaschen: "Wir legen besonderen Wert darauf, dass die Vermischung mit Datensätzen anderer Unternehmen ausgeschlossen ist", betont Dr. Ralph Körfgen, Vorsitzender der Geschäftsführung von DB Vertrieb. "Die Daten sind nicht nur strikt voneinander getrennt, eine Weitergabe ist auch explizit ausgeschlossen und vertraglich untersagt." Das kaufmännische Mahnwesen für die Fälle, in denen Fahrgäste ohne gültige Fahrkarte angetroffen werden, betreibt die DB immer unter dem eigenen Unternehmensauftritt.

Damit beauftragt ist Arvato Infoscore als Dienstleister, der in Form einer Auftragsdatenverarbeitung nach den strengen Vorgaben der DB arbeitet, so der Bahnkonzern. Gemäß den gesetzlichen Vorgaben des Bundesdatenschutzgesetzes (BDSG) ist Arvato Infoscore in dieser Prozessphase keine dritte Stelle. Erst bei der Abgabe ins Inkassoverfahren tritt das Unternehmen als Dritter auf.

Alle von Arvato Infoscore im Rahmen der Fahrpreisnacherhebung gespeicherten Daten werden ausschließlich zur Abwicklung dieser Vorgänge erhoben, behauptet die Bahn. Diese dürfen laut vertraglicher Regelung mit Arvato Infoscore nur in einem DB-Kontext verwendet werden. Dabei sind die Datensätze zur Mahnung von Kunden noch einmal von denen des eigentlichen Inkassoverfahrens getrennt.

Unabhängige Prüfungsgesellschaften kontrollieren im Auftrag der DB mittels Stichproben- und Schwerpunktprüfungen das vertragskonforme Verhalten von Arvato Infoscore, behauptet die DB weiter. Darüber hinaus gebe es zusätzlich Datenschutzaudits durch die DB, bei denen die Einhaltung der Datenschutzstandards überprüft wird. Aufgrund der bisherigen guten Erfahrungen gibt es für die DB keinen Anlass, an der vertragsgemäßen und datenschutzkonformen Arbeit von Arvato Infoscore zu zweifeln. Quelle: tagesschau.de / Deutsche Bahn / DMM