Die erstarkte Liebe zu Veranstaltungen

Das neue „Meeting- & EventBarometer 2022/2023“ zeigt ähnliche Entwicklungen wie der Geschäftsreisesektor. Die Präsenzveranstaltungen nehmen wieder zu, hybride und virtuelle Formate nehmen ab. Die Ergebnisse deuten auf eine Markterholung hin. Die Kohärenz u.a. zur Zahl der internationalen Geschäftsreisen nach Deutschland ist unverkennbar.

Die Ergebnisse des Meeting-& EventBarometers 2022/23 – Herausgeber sind Die Deutsche Zentrale für Tourismus (DZT), das GCB German Convention Bureau (GCB) und der Europäische Verband der Veranstaltungs-Centren (EVVC) – zeigen: Die Strahlkraft von Veranstaltungen ist ungebrochen. Die Teilnahme an Präsenzveranstaltungen – die den größten Anteil aller Teilnehmer über alle Formate hinweg ausmacht – unterstreicht deren hohe Relevanz als Kommunikationsinstrument von Unternehmen und Organisationen.   

Incoming-Geschäftsreisen. Die Zahl der internationalen Geschäftsreisen nach Deutschland hat sich 2022 im Vergleich zum Vorjahr von 5 auf 11 Mio. mehr als verdoppelt. Damit verzeichnet auch das Business Travel-Segment nach zwei Jahren coronabedingter Rückgänge erstmals wieder Wachstum und erreicht rund 70 % des Rekordniveaus aus dem Vorkrisenjahr 2019. Im Vergleich zu den internationalen Wettbewerbern kann Deutschland seine Position als Geschäftsreiseziel Nummer 1 der Europäer mit 9,2 Mio. Geschäftsreisen weiter ausbauen und führt im Ranking mit deutlichem Abstand vor Frankreich (4 Mio. Geschäftsreisen) und Spanien (2,9 Mio.). Innerhalb des Marktes für Geschäftsreisen gewinnt das MICE-Segment post Corona an Bedeutung. 60 % der Business Trips aus Europa nach Deutschland waren 2022 promotable Geschäftsreisen (solche zu Konferenzen, Kongressen, Messen und Ausstellungen) aus den Überseemärkten lag deren Anteil sogar bei 67 %. Gleichzeitig liegt die Erholung der promotablen Geschäftsreisen mit 74 % deutlich über jener der klassischen Geschäftsreisen. 

Dazu Petra Hedorfer, Vorsitzende des Vorstandes der DZT: „Die Entwicklung dieses Marktsegmentes ist für uns außerordentlich wichtig, denn der Anteil der Geschäftsreisen am deutschen Incoming-Tourismus aus Europa liegt mit 20 % fast doppelt so hoch wie im europäischen Durchschnitt (11 %). Bei den Reisen aus Übersee erreichen die Business Traveller sogar einen Anteil von 33 %. Um auch in Zukunft an der positiven Entwicklung zu partizipieren, müssen wir uns kontinuierlich auf die sich verändernden Anforderungen des Marktes im Zuge der ökologischen Transformation einstellen: Mehr als die Hälfte der Veranstalter geben im Meeting- & EventBarometer an, dass ihre Kunden die Berücksichtigung von Nachhaltigkeit erwarten. Viele Akteure im Deutschlandtourismus haben sich auf diese Herausforderungen eingestellt: Fast zwei Drittel der Anbieterbetriebe haben Teile ihres Angebotsportfolios bereits nachhaltig ausgerichtet, rund ein Fünftel hat sich bereits im gesamten Bereich der Lieferkette strategisch nachhaltig aufgestellt. Als wichtigste Gründe dafür nennen die Befragten zum einen die Einsparung von Ressourcen und zum anderen die Erwartungen der Kunden – ein wichtiger Beleg dafür, wie ökologische Transformation, Servicequalität und wirtschaftlicher Erfolg miteinander verbunden sind.“ 

Rückkehr des Tagungs- und Kongressmarkts. Die Entwicklung des deutschen Veranstaltungsmarktes 2022 unterstreicht dessen transformative (verändernde) Kraft angesichts mannigfaltiger Herausforderungen ebenso wie die konstante Relevanz von Business Events im Kommunikationsmix von Organisationen. Insgesamt erreichte das reale Volumen der Veranstaltungen vor Ort (Präsenz, hybrid) im vergangenen Kalenderjahr wieder 48,5 % des Niveaus von 2019. Die Erholung des Marktes zeichnet sich mit dem Ende der Corona-Maßnahmen von Beginn des zweiten Quartals bis Ende des Jahres 2022 ab. Das Veranstaltungsvolumen erreicht in diesem Zeitraum wieder 66 % des Niveaus vor der Pandemie. 

Die Zahl der Teilnehmer an Präsenzveranstaltungen beläuft sich auf 172 Mio.. Zusammen mit den Vor-Ort-Teilnehmern hybrider Veranstaltungen sind es sogar 184 Millionen. Das bedeutet einen Zuwachs der reinen Präsenzteilnehmer von 246 % (2021: 50 Mio). Zu den Präsenzteilnehmern kamen im letzten Jahr weitere 28,5 Mio. Online-Teilnehmer einer hybriden Veranstaltung (2021: 36,3 Mio.) und weitere 53,4 Mio. reine Online-Teilnehmer (2021: 327 Mio.). Während die Zahl der Online-Teilnehmer zurückging, erwiesen sich Präsenzveranstaltungen mit hybriden Elementen als die treibende Kraft auf dem Veranstaltungsmarkt. 2022 fanden in Deutschland über alle Formate – online, hybrid, analog – hinweg insgesamt 2,6 Mio. Veranstaltungen mit insgesamt 266,4 Mio. Teilnehmern statt. 

Business Events als Plattformen zum Wissensaustausch. Beruflich motivierte Reisen nehmen im Vergleich zum Vorjahr wieder deutlich zu. Durch den Wegfall der Corona-Bestimmungen sind Kongresse, Tagungen und Seminare 2022 auch wieder deutlich größer geworden (bezogen auf die Teilnehmerzahl) als im Vorjahr: es gab eine starke Verlagerung hin zu größeren Veranstaltungen ab 101 Teilnehmer*innen und einen entsprechend starken Rückgang bei den ganz kleinen Veranstaltungen (bis 50 Teilnehmer).  Das Bedürfnis nach persönlichen Treffen ist deutlich gestiegen und relativiert das Verhältnis zu virtuellen und hybriden Veranstaltungen. 

„Business Events sind eines der wesentlichen Instrumente zur Lösung komplexer Sachverhalte. Menschen, die im beruflichen Kontext zusammenkommen, sorgen für Wissenstransfer, bilden Netzwerke und liefern so die Plattformen, auf denen Antworten für die großen Fragen unserer Zeit entwickelt werden. Insbesondere in einer Ära multipler, globaler Herausforderungen können sie die notwendigen Transformationsprozesse unterstützen und dem konstruktiven Dialog auf vielfältigen Ebenen und in variablen Formaten eine Bühne bieten", so Matthias Schultze, Geschäftsführer des GCB German Convention Bureau. 

Die Zunahme beruflich motivierter Reisen spiegelt sich auch in den Zahlen internationaler Teilnehmer wider. Ihr Anteil betrug im Jahr 2022 durchschnittlich 3,9 % (2021: 2,0 %). Damit entwickelt sich die internationale Nachfrage zwar verhaltener als der nationale Markt, aber ebenfalls deutlich positiv. 

Nachhaltigkeit zunehmend im Fokus. Die Vor-Ort-Teilnehmer von hybriden Formaten bilden gemeinsam mit den Teilnehmern an reinen Präsenzformaten eine wachsende Gruppe von Menschen, die sich persönlich treffen will. Diese Zahlen verdeutlichen den Bedarf nach einem doppelten Fokus auf persönlicher Begegnung und virtueller Vernetzung, der insbesondere von den befragten Veranstaltern mit Blick auf die Marktentwicklung der nächsten Jahre bestätigt wird. 

Vor allem im Hinblick auf das Thema Nachhaltigkeit ist der sinnvolle Einsatz der Digitalisierung unumgänglich. In der aktuellen Befragung wird die Wichtigkeit von Nachhaltigkeit grundsätzlich höher bewertet als bei der letzten Befragung. Rund ein Fünftel der Anbieterbetriebe ist bereits im gesamten Bereich der Lieferkette strategisch nachhaltig aufgestellt. Die große Mehrheit der befragten Anbieter kann verschiedene Teilbereiche nachhaltiger Bestrebungen erfüllen, während weniger als 10 % der Befragten sich nicht aktiv mit dem Thema beschäftigen. Für Veranstalter hat nachhaltiges Eventmanagement mit durchschnittlich 7,1 eine Bedeutung im oberen Bereich. Differenziert nach unterschiedlichen Aspekten von Nachhaltigkeit bei Veranstaltungen liegt das Catering knapp vor der CO2-Kompensation und vor einem Zertifizierungssystem. Insgesamt beeinflusst Nachhaltigkeit zunehmend Unternehmensentscheidungen und damit die gesamte Veranstaltungsplanung. 

Optimistische Prognosen. Basierend auf den Umsätzen aus 2022 sind die Aussichten für das Jahr 2023 und 2024 überaus positiv. Sämtliche Anbieter bzw. Betriebsarten gehen für die nächsten beiden Jahre von einer positiven Umsatzentwicklung von rund 20 % aus. Die Veranstalter bestätigen diesen positiven Ausblick: 81 % gehen von einer guten bis sehr guten Buchungslage in den kommenden Monaten aus und rechnen mit einem Budgetwachstum von ca. 20 % bis 2023/24. Diese optimistischen Prognosen belegen, dass die Durchführung von Veranstaltungen trotz unterschiedlichster Herausforderungen wieder stark gefragt ist. 

Veranstaltungsmarkt zunehmend resilient. Neben den positiven Aussichten stellen die Themen Energieversorgung, Inflation und Preissteigerung sowie Personalbedarf die größten Herausforderungen für die kommenden Jahre dar. Zu den meistgenannten Folgen der verschiedenen Herausforderungen zählen bei den Anbietern eine Veränderung der Gebäude-Bewirtschaftung und ein größerer Preisdruck durch die Kunden. Für die Veranstalter zählen vor allem die steigenden Kosten und Budgetkürzungen zu den herausforderndsten Folgen. 

Zusätzlich ist der Personal- und Fachkräftebedarf im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Am stärksten macht sich der Personalbedarf in den Tagungshotels bemerkbar. Fast 70 % von ihnen geben an, dass sie auf der Suche nach Personal sind, was sich auf die Belastung der bestehenden Beschäftigten auswirkt. Um dieser Situation entgegenzuwirken, wird vor allem auf Diversität in Teams gesetzt sowie auf die stärkere Förderung von Frauen. Darüber hinaus ist die Planung flexibler Arbeitszeitmodelle ein weiterer Schritt. „Die Auseinandersetzung mit Themen der Diversität und Gleichberechtigung sind wichtige Lösungsansätze für den Fachkräftebedarf und wirken als positive Wettbewerbsfaktoren für Unternehmen“, ist Ilona Jarabek, Präsidentin des EVVC Europäischer Verband der Veranstaltungs-Centren e.V. überzeugt. 

Ausblick. Die Strahlkraft von Veranstaltungen ist ungebrochen. Jenseits der physischen Reise erschafft die Digitalisierung enorme Möglichkeitsräume, Reichweiten von Veranstaltungen zu vergrößern und auch diejenigen einzuschließen, die aus unterschiedlichen Gründen nicht vor Ort anwesend sein können oder wollen. Insgesamt zeigt sich der deutsche Tagungs- und Kongressmarkt gegenüber den aktuellen multiplen Herausforderungen lösungsorientiert und zukunftsfähig. Künftige Business Events werden vor allem durch kurzfristige Planungszyklen, einen höheren Einfluss von Nachhaltigkeitsaspekten sowie einen erhöhten Personalbedarf bestimmt.