Die herablassende Art von Ryanair

Am frühen Donnerstagmorgen (13. September 2018) um 3:00 Uhr endete der dritte Streik der deutschen festangestellten Ryanair-Piloten, die an den zwölf deutschen Stationen zur Arbeitsniederlegung aufgefordert worden waren. Alle VC-Mitglieder ließen die Finger von den "Steuerknüppeln". Ihnen sowie den Kabinenbesatzungen hat Ryanair ganz offen mit Lohnabzügen gedroht. Die nächsten Streiks gegen den verrufenen Billigcarrier sind am 28. September in etlichen europäischen Ländern zu erwarten.

Beim schwer umstrittenen Billigflieger Ryanair wird es weitere Streiks geben. Foto: Flgh. Nürnberg

Einige Flüge konnten durchgeführt werden, weil Managementpiloten, Contracter-Piloten, Piloten in Probezeit sowie Besatzungen aus anderen europäischen Ländern dafür eingesetzt wurden. Damit haben sich alle VC-Mitglieder am Streik beteiligt, soweit sie nicht aus rein rechtlichen Gründen gezwungen waren, zu fliegen. Flüge von und nach Deutschland mit Crews aus dem Ausland wurden ohnehin nicht bestreikt. Insofern wurde von Ryanair bewusst ein falsches Bild über die Anzahl der Flüge insgesamt, die Anzahl der betroffenen Flüge und die Streikbeteiligung gezeichnet.

Am Mittwoch (12. September) und teils Donnerstag (bis 03 Uhr) haben nicht nur die deutschen Piloten von Ryanair ihre Arbeit niedergelegt, sondern auch viele der rund 1.000 in Deutschland stationierten FlugbegleiterInnen. Nun ist der Ausstand zwar vorüber, doch die Stimmung bleibt vergiftet. Erst recht, nachdem Ryanair den streikenden Flugbegleitern und Piloten auch einen saftigen Lohnabzug ankündigte: „Wenn Sie am 12. September nicht zur Arbeit erscheinen, bekommen Sie auch keine Bezahlung, die üblicherweise mit Ihrer Anwesenheit einhergeht“, schreibt die Billigairline. Grundlohn, Spesen, Bonus – dies alles entfalle.

Das Basisgehalt der Kabinenbesatzung liegt bei 800 bis 1200 Euro brutto, mit Zuschlägen kommen die deutschen Flugbegleiter auf 1800 bis 2700 Euro. „Die Gehälter der Flugbegleiter bei Ryanair sind so niedrig, dass sie nicht ausreichen, um einen auskömmlichen Lebensstandard zu sichern. Dazu kommen schlechte Arbeitsbedingungen und ein massiver Druck auf die Beschäftigten“, kritisiert Christine Behle, die im Bundesvorstand der Gewerkschaft Verdi sitzt.

„Piloten und Flugbegleiter haben erstmals zusammen ein klares Zeichen gesetzt. Mit dem gestrigen Tag sind alle Kolleginnen und Kollegen des fliegenden Personals noch enger zusammengerückt. Die herablassende Reaktion und die Drohungen des Top-Managements gegenüber den Mitarbeitern in Deutschland ist bezeichnend für Unkultur in der Unternehmensführung“, so Ingolf Schumacher, Vorsitzender Tarifpolitik der Vereinigung Cockpit. „Das Management hat sich mit seiner Verhandlungsführung in eine Sackgasse begeben und trägt die alleinige Verantwortung für die Streiks. Wenn Ryanair weiterhin ein verhandlungsfähiges Angebot oder ein geeignetes Schlichtungsverfahren ablehnt, ist die weitere Eskalation des Konflikts mit den Piloten unvermeidlich“, so Schumacher weiter.

Die VC bedauert die Unannehmlichkeit für die Passagiere des gestrigen Tages und bedankt sich bei den vielen Fluggästen, die trotz des Streiks Verständnis für die Ryanair-Crews geäußert haben.

Passagiere der Ryanair müssen sich nach dem Streik der deutschen Piloten und Flugbegleiter auf weitere Arbeitskämpfe bei Europas größtem Billigflieger einrichten. Am 28. September 2018 wollen Flugbegleiter an den Basen in Belgien, Italien, den Niederlanden, Portugal und Spanien ebenfalls ihre Arbeit niederlegen. Quelle: VC / Ryanair / Verdi / DMM