Die Lufthansa der Zukunft wird kleiner

Irgendwann, wann genau weiß niemand, wird der Luftverkehr wieder anziehen. Und dann wird die Lufthansa mit Sicherheit anders performen als noch zu Jahresbeginn, als sie eine der größten und wichtigsten Airlines der Welt war (Rang 4), gemessen an Umsatz und Flottengröße. In verschlankter Form soll sie nach dem Willen von Konzernchef Carsten Spohr wieder an bessere Zeiten anknüpfen.

Die Lufthansa Group ist Corona hin oder her ein weltweit operierendes Luftverkehrsunternehmen. In ihrem Heimatmarkt Europa nimmt sie eine führende Rolle ein.  Mit 138.353 Mitarbeitern erzielte die Lufthansa Group im Geschäftsjahr 2019 einen Umsatz von 36.424 Mio. Euro. Das Geschäftsjahr 2020 freilich wird vollkommen anders aussehen; denn allein bis Ende Dezember 2020 wird Deutschlands einstiges Vorzeigeunternehmen  anstatt der erhofften 60 % lediglich 40 % seiner Kapazität anbieten können. Und wie es 2021 aussehen wird, lässt sich kaum vorhersagen. Die Belegschaft könnte weltweit auf etwa 100.000 schrumpfen. Und auch die Flotte wird kleiner ausfallen. U.a. trennt sich die LH von ihren Doppelstöckern A380, von den B747-400 und den A340. Im Gegenzug sollen neue A350, B 777-9 und B787-9 Dreamliner hinzukommen.  

Aktuell verbrennt die LH-Group monatlich ½ Mrd. Euro. Unter Berücksichtigung der 9 Mrd. Euro aus dem staatlichen Hilfspaket würde diese Summe maximal für 18 Monate reichen, wären da nicht die hohen Rückzahlungen: Die Airlines der Lufthansa Group haben im laufenden Jahr bislang rund 2,8 Mrd. Euro an insgesamt 6,6 Mio. Kunden erstattet (Stand: 16.09.2020). Im Durchschnitt wurden in der letzten Woche wieder rund 1.800 Erstattungen pro Stunde ausgezahlt. Die Zahl der noch offenen Ticketerstattungen sank auf 900.000 Vorgänge. Dabei ist zu beachten, dass fortlaufend immer neue Erstattungsansprüche entstehen, weil Flüge gestrichen werden müssen oder Gäste stornieren. Derzeit erreichen Lufthansa dreimal so viele Anträge wie noch vor der Pandemie. Daher wird sich die Zahl der offenen Erstattungsanträge weiter dynamisch entwickeln, in den kommenden Wochen weiter abnehmen, aber niemals gänzlich null erreichen.
Was die Entwicklung der LH-Group in der Zukunft angeht, hat das Management nicht einkalkuliert, dass sich das Geschäft angesichts steigender Infektionszahlen in Europa weiter verschlechtern könnte. Nach und nach könnte es wieder zu vermehrten Reiserestriktionen und geschlossenen Grenzen kommen. Ebenfalls noch nicht einkalkuliert ist, dass Ende nächsten Jahres das Kurzarbeitsreglement endet, was die Personalkosten deutlich ansteigen lässt.

Frühestens 2025 könnten sich die Passagierzahlen wieder erholt haben, spekuliert das LH-Management. Doch stehen dahinter und hinter den erwarteten Erlössteigerungen noch etliche Fragezeichen. So läuft z.B. das Geschäft mit den Firmenkunden eher mäßig, insbesondere auf den Langstrecken. Zuviel Unsicherheit lässt Mobilitätsmanager nur zögerlich Dienstreisen Richtung USA oder Asien genehmigen.

Sollte dem Luftfahrtkonzern das Gelds infolge einer anhaltenden schlechten Entwicklung ausgehen, bliebe ihm wohl nichts anders, als erneut beim Bund anzuklopfen. Die Folge wäre dann aber, dass der Staat auf eine höhere Beteiligung an der Lufthansa bestünde. Quelle: Lufthansa / DMM