Die meisten zivilen Airlines meiden Afghanistan

Seit der Machtübernahme durch die Steinzeitislamisten (Taliban) ist der Luftraum über Afghanisatan unkontrolliert. Das Land ist für so gut wie alle Airlines Hochrisikogebiet. Die meisten Fluggesellschaften umfliegen das "Kalifat"; denn die mordenden Taliban-Banden haben unzählige moderne amerikanische und deutsche Waffen erbeutet.

Laut Europäischer Flugsicherheitsbehörde EASA steht keine Luftraumkontrolle zur Verfügung, Taliban-Einheiten haben Zugang zu Flugzeugen und Waffensystemen, die von US- und europäischen Truppen auf deren hastigem Rückzug zurückgelassen wurden. Die Sicherheitsinfrastruktur auf den Flughäfen ist extrem schlecht - oder überhaupt nicht vorhanden. Die EASA-Warnung ist daher eindeutig: zivile Flüge sollen den OAKX/Kabul FIR "bis auf Weiteres" unbedingt meiden. Neben Militär- und Evakuierungsflügen operieren trotzdem einige wenige zivile Airlines nach wie vor in Afghanistan.

Besonders aktiv ist Kam Air. Der afghanischen Airline, 2003 vom Geschäftsmann Zmarai Kamgar gegründet, haftet ohnehin eine gewisse Wild-West-Mentalität an. Sie stand u.a. in Verdacht, sich aktiv am Opium-Umschlag beteiligt zu haben. Erst im November 2020 trat Kam Air dem globalen Linienluftfahrt-Verband IATA bei. Die Airline verfügt über sieben Boeing 737 und hat sich zwischen 2017 und 2019 zudem vier Airbus A340-300 - frühere Flugzeuge von Iberia und Philippine Airlines - in die Flotte geholt, um mehr Langstrecken anzubieten. Noch am Montag flog Kam Air - als letzte Airline - Landsleute in die Türkei aus - die letzten Sitze verkaufte die Airline mit deutlichem Preiszuschlag.

Umso schneller will sich Kam Air nun mit den Taliban arrangieren. "Die jüngsten politischen Entwicklungen in Afghanistan haben den Flugbetrieb vorübergehend gestört", leitete Kam Air den Kotau am Mittwoch ein. In Absprache mit "Beamten der Transport- und Luftfahrtkommission des jetzt Islamischen Kalifats Afghanistan und der afghanischen Zivilluftfahrtbehörde" arbeite die Airline "an der Wiederaufnahme der nationalen und internationalen Flugverbindungen."

Über Mazar-e-Sharif will Kam Air zeitnah Inlandslinien starten, dankt den Taliban in einer Mitteilung. Das Management der Fluglinie fordert "umfassende Maßnahmen zur Wiederaktivierung des afghanischen Luftfahrtsektors (...) insbesondere am Flughafen Kabul".

Um das Verbot ziviler Flüge in Kabul schert sich Kam Air längst nicht mehr. U.a. sollte der  Carrier am Dienstag die Strecke Kabul-Maschhad im iranischen Nordosten bedienen. Maschhad gilt als religiöses Zentrum - und diente Taliban als Exil und grenznaher Rückzugsort. Auf dem Rückflug verwehrten die US-Streitkräfte, die derzeit den Airport für Evakuierungsflüge sichern, die Landung. Die Kam Air B737-300 drehte nach mehreren Schleifen unverrichteter Dinge wieder Richtung Maschhad ab. Nach Kabul fliegen u.a. auch die russische UTAir (ab Moskau) und Pakistan International Airlines ab Islamabad. Quelle: aero / DMM