Die Welt könnte so schön sein - Mein nächstes Lufthansa-Erlebnis

Na na, Herr Spohr? Als Lufthansa-Chef sollten Sie es aber besser wissen. Carsten Spohr spricht im Editorial des aktuellen Lufthansa-Magazins davon, dass die ärgerlichen Verspätungen und Flugausfälle des Jahres 2018 im neuen Jahr ein Ende haben sollen. Alle Beteiligten seien intensiv dabei, die Ärgernisse für Hunderttausende Passagiere, was sage ich, Millionen von Fluggästen, vergessen zu machen. Wenn sich der oberste Lufthanseat da mal nicht zu weit aud dem Fenster gelehnt hat. Überhaupt scheint der Wurm drin zu sein bei Deutschlands großem Luftfahrtkonzern. Das haben wir aktuell wieder mal auf unserem jüngsten geschäftlichen Flug von München nach Malaga und zurück (über Frankfurt) erlebt.

 

Im Regen steht lässt einen die Lufthansa nicht immer, schon eher im Schnee... Foto: Gernot Zielonka

Anders als die US-Luftfahrtunternehmen, mit denen wir auch viel unterwegs sind, bringt es die Lufthansa einfach nicht auf die Reihe. In den Vereinigten Staaten herrschen in aller Regel sehr viel strengere Winter mit einem Vielfachen an Schnee und Blizzards, und trotzdem schaffen es die Amis, ihre Flüge x-fach pünktlicher abzuwickeln als die Lufthansa im kleinen Deutschland. Dass es bei der Kundeninformation der Lufthansa obendrein ziemlich konfus zugeht, kommt als Sahnehäubchen zu all den Verspätungs- und Flugausfallgeschichten hinzu. Zum Glück aber hat der Carrier Personal, das hoch professionell mit all‘ den Unzulänglichkeiten der Flugplanungen und dem ganzen Drumherum umzugehen weiß, und dem wir uneingeschränkt eine 1 mit Stern geben.

Okay, unser Flug LH 1149 von Malaga, dummerweise über Frankfurt und nicht direkt nach München, startete halbwegs just in time mit nur 30 Minuten Verspätungen. Das rührt aber auch daher, dass die Maschine schon eine Verspätung mit sich herumschleppen musste. Für das „elende Boarding“ aber sollten sich die Lufthansa-Granden mal etwas einfallen lassen. Muss es wirklich sein, dass insbesondere in der Eco die Passagiere ihren halben Hausrat mitschleppen und nicht einen sondern zwei, drei und mehr Gepäckstücke je Person mit in die Kabine bringen, um den dort ohnehin begrenzten Raum in den Gepäckfächern zuzumüllen? Auch in der Beziehung sind die Amis uns weit voraus und sogar mein ungeliebtes Ryanair ist da vorbildlich: 1 Handgepäckstück und kein weiteres sollte erlaubt sein. Das würde Ärger in der Kabine reduzieren und Gepäckablage für jeden garantieren. Es ist auch ein Unding, dass so mancher Zeitgenosse mit drei Handgepäckstücken antanzt und gleich mal zwei in die Overheadbins in der Businessclass verstaut, um dann seelenruhig 30 Reihen weiter nach hinten zu marschieren. Okay, soviel zum Thema Handgepäck.

In Frankfurt war mit klar, dass der Weiterflug nach München nicht reibungslos verlaufen würde. Habe ich noch nie bei mindestens 20 Flügen erlebt. Die Boardingzeit meines Flugs LH 120 sollte um 19.45 Uhr erfolgen. Bis dahin kam keine Nachricht der Lufthansa aufs Handy. Und als meine beiden Kollegen und ich zum Gate A14 marschierten, hatten sich dort schon zahlreiche Leidensgenossen eingefunden. Und, wer sagt’s, alles andere hätte mich gewundert, die adrette Lady am Gate-Schalter nimmt plötzlich das Mikro zur Hand und erzählt uns, dass unser Flug nicht wie geplant stattfinden könne; denn die Maschine steht noch in München, wegen der dortigen winterlichen Bedingungen. Vor 21 Uhr könne kein Boarding erfolgen. Na Bravo. Ein wahres Déjà-vu.  Ähnliches habe ich 2018 mindestens zehn Mal erlebt. 2019 fängt ja wieder gut an oder besser ausgedrückt, das Theater um Verspätungen und Ausfälle setzt sich fort. Wie war das nochmal, was hat Carsten Spohr in seinem Editorial geschrieben? Es wird alles besser?

Schnapp‘ ich mir doch mal meinen Flighttracker, um mich zu vergewissern, ob und wann unsere Maschine in München startet. Und was soll ich sagen, es kommt noch besser: Auf der Website des Flughafens München ist zu lesen, dass unsere Maschine gar nicht erst starten wird, weil deren Flug nach Frankfurt gecancelt ist.  Hä? Da haben wir den Salat. Und das ausgerechnet heute, da ich noch einen abendlichen geschäftlichen Termin in der bayerischen Metropole habe. Einen kleinen Trost habe ich: Es gibt kleine Wiener Schnitzelchen. Die führe ich mir jetzt zu Gemüte. Aber die Sache lässt mir keine Ruhe.
Mit meinem neuen Wissen zum Schalter in der Lounge, um zu erfahren, wie es denn jetzt weitergehend soll. Eine der beiden Ladies, ziemlich cool, schaut auf ihren Monitor und sagt: „Wahrscheinlich irrt Ihr Flighttracker, und vielleicht schreiben auch die Kollegen am Münchner Flughafen etwas Falsches. Ihr Flug 120 wird nicht gestrichen.“ Unsere Maschine, die als LH 120 von Frankfurt nach München zurück fliegen soll, sei als Flug LH 117 zwar mit einstündiger Verspätung in München gestartet und momentan in der Luft. Aha. In dem Augenblick blinkt ein Pushmail der Lufthansa auf: „Das Abfluggate für Ihren Flug LH120, Frankfurt/Main - München, 11.01.2019 hat sich geändert. Das neue Gate ist: A36. Bitte beachten Sie auch die Anzeigetafeln am Flughafen oder den online Flugstatus.“

Zurück an meinem Sitzplatz in der Lounge behauptet der dortige große Monitor mit den Abflugdaten, mein Gate für LH 120 sei weiterhin A14. Ja was jetzt? A 14 und A36 sind Meilen voneinander entfernt. Zurück zu den Empfangsdamen der Lounge. A14 oder A36? A36 sagen sie bestimmt und, „wir hätten sowieso gerade eine Durchsage gemacht“, dass Ihr Flug jetzt von A36 abgeht. Ah ja, auf dem Monitor steht trotzdem noch A14. Keine Ahnung, warum die falsche Gate-Angabe angezeigt wird. „Kann schon mal vorkommen“, meinen die Lufthansa-Damen. Also auf zu A14. Dort wird uns gesagt, „Ja, A14 stimmt schon, aber für den parallelen Flug nach München, der anders als Ihrer pünktlich ist, nicht mehr für Ihren LH 120.“ Okay, dann spurten wir eben los. Von A14 zu A36 sind es gefühlte zehn Kilometer über zig Rollbänder und uns entgegen hastende Passagiere, die wohl dasselbe Schicksal haben wie wir, nur in umgekehrter Richtung. Da, endlich A36. Hallelujah. Wir haben’s geschafft.

Jetzt ist es kurz vor 21 Uhr. Ab ins Flugzeug. Wir haben das Glück, als erste rein zu dürfen. 21.20 Uhr: Der Käpt’n entschuldigt sich nochmal fürs Zuspätkommen. Sie wissen schon, der Winter und viel Schnee in München und, dass das den ganzen Tag schon so zugeht. Ist mir irgendwie egal. Mein Termin ist musste eben ohne mich beginnen. Auf die Lufthansa ist wenigstens in dieser Sache Verlass. Ein Meeting ausmachen und mit Lufthansa fliegen, das ist so wie wenn man Feuer mit Benzin bekämpft. 21.45 Uhr heben wir endlich ab. 22.30 Uhr in München, angedockt an Terminal 2. Hurra, wir sind da.

Jetzt aber schnell raus, ein Taxi suchen. Hab‘ ich überhaupt genug Kleingeld fürs Taxi dabei? Draußen am Taxistand Saukälte, schneidender Wind und Schneegestöber. Und Menschenmassen, die es wahrscheinlich auf genau mein Taxi abgesehen haben. Puh, ging gerade nochmal gut. Rein ins Auto. „Kann ich bei Ihnen mit Karte bezahlen?“ Ja natürlichen entgegnet mit unser freundlicher Chauffeur. Und schon geht’s los. Nur, die Fahrbahn vom Flughafen Richtung A 9 ist Schnee bedeckt. Und voll. Ich sehe nur Tausende roter Bremsleuchten. 30 Sachen, mehr geht nicht. Das kann ja heiter werden. Einmal wen ich Taxi fahre, geht nichts voran außer der rot blinkenden Zahl im elektronische Taxameter. Sie wissen schon, der Fahrpreis. Unerbittlich und für meinen Geschmack viel zu schnell bewegen sich die Zahlen hinter dem Euro-Symbol. Endlich, endlich bin ich am Ziel. Ich reiche dem Chauffeur meine Kreditkarte. Der steckt sie in sein mobiles Kartenlesegerät. Einmal, zweimal, dreimal. Dann: „Geht nicht, wahrscheinlich zu viel Schnee“, entschuldigt er sich. Hätte ich mir ja denken können. Ich ziehe meine Geldbörse, hoffentlich habe ich so viel Bares dabei. Der Chauffeur ist ein Glückspilz, ich bringe gerade soviele Scheine zusammen, dass es reicht. Und ich? Für mich reicht es allenfalls noch einen Kaffee… Das nur zum Thema bargeldloses Bezahlen. Gernot Zielonka