Die Zeiten werden rauer

Obwohl sich der WTLP-Schock bei den Autobauern langsam entspannt, der Diesel sich mit mehr EURO 6d Modellen stabilisiert und sich der Marktanteil neuer Diesel-Pkw zu Beginn des Jahres leicht verbesserte, muss man für das Jahr 2019 in Deutschland mit einem schweren Automarkt rechnen. Das bestätigen die Ergebnisse des neusten Rabattberichts des CAR-Center Automotive Research an der Universität Duisburg-Essen für den Monat Januar.

Aus all den Rabatt-Aktionen der letzten Tage – wie etwa die Ausdehnung der hohen Diesel-Eintauschprämien bei VW aus den Belastungsregionen auf das gesamte Bundesgebiet – kann man jetzt schon von einem weiter steigenden Rabatt-Index auch im Monat Februar 2019 ausgehen. Weitere Hinweise auf schwächere Nachfrage im deutschen Automarkt sind auch die bekannt gewordenen Produktionskürzungen etwa beim Opel in Rüsselsheim oder bei VW bei der Golf Produktion in Wolfsburg. Zusätzlich kämpfen Autobauer wie Fiat mit Aktionen, die sicher auch viel Unruhe in die klassischen Händlernetze bringen und fast schon wie Verzweiflungsaktionen wirken. Gemeint ist das zeitlich begrenzte Angebot von bis zu 1.000 Fiat 500 Modellen, die über den Discounter LIDL gestreut werden.

Die Autobauer haben das Jahr 2019 mit fast einem Viertel mehr bundesweiten Sonderaktionen begonnen als im Vorjahresmonat. So bietet etwa Jaguar bundesweite Diesel-Umtauschprämien bis zu 11.000 Euro (beim Neukauf XJ) an, Jeep bis zu 9.500 Euro (beim Neukauf Grand Cherokee), Kia Full-Service-Angebote für den Sportage mit 24,3 % Kundenvorteil, Mercedes für die A-Klasse und den GLA „Winter-Special“ Leasing Konditionen mit 18 % Kundenvorteil, Opel „120 Jahre“ Sondermodelle und dies alles zusätzlich zu der Ausweitung der Diesel-Wechsel- und Verschrottungsprämien bei Audi und Volkswagen auf das gesamte Bundesgebiet.

Wie schwer das Jahr 2019 für einzelne Autobauer wird zeigen die Eigenzulassungen vom Dezember 2018. Insgesamt schloss der Dezember 2018 mit einer bundesweiten Eigenzulassungs-Quote von 27,2 % ab. Bemerkenswert sind allerdings einzelne Automarken, die mit einem hohen Anteil an Eigenzulassungen in das Jahr 2019 gingen. So hat etwa Opel 56,1 % seiner Neuwagen im Dezember 2018 als Eigenzulassungen in den Markt gebracht, bei Fiat waren es 55,3 %, bei Renault 46,4 %, bei Kia 45,3 %. Auch dies unterstreicht die nicht einfache Lage etwa bei Opel. Zwar wurde bei Opel immer wieder davon gesprochen, „werthaltiger“ zu verkaufen und Eigenzulassungen zurückzufahren, die Verkaufsstatistik zeigt aber das Gegenteil.

2019 wird Startjahr für Car-Abos. Volvo hatte es bereits 2018 stark propagiert, sogenannte Car-Abos, also Autos, die nicht mehr gekauft werden, sondern im Komplettpaket zu einer fixen Monatsrate, die außer Kraftstoff alle Kosten abdeckt, vom Kunden genutzt werden. Die Abo-Angebote bei Volvo waren bisher auf spezifische Kundengruppen ausgerichtet, die Komplett-ausgestattete Neuwagen wünschen. Von daher sind die Abo-Konditionen für den „normalen“ Autonutzer eher weniger attraktiv, weil sich eben hohe Monatsraten ergeben. Die Volvo-Angebote sind daher eher ein Einstieg in neue Nutzungsstrukturen von Autos.

Während Autobauer mit Car-Abos noch experimentieren sind neue Dienstleister wie Cluno oder like2drive damit schon am Markt. CAR hat die Angebote des Anbieters Cluno näher betrachtet. Die Frage lautet: Wie schneiden die Abo-Angebote von Cluno im Vergleich zum Neuwagenkauf bei einer mittleren Haltedauer von sechs Jahren wirtschaftlich für die Kunden ab? Dazu wurden die Angebote für den Opel Corsa und den Ford Kuga, sowie zwei unterschiedliche Nutzerprofile, den jungen Fahrer mit niedriger Schadenfreiheitsklasse und den Fahrer mittleren Alters, mit hoher Schadenfreiheitsklasse, einander gegenüber gestellt.

Cluno bietet verschiedene Fahrzeuge inklusive sämtlicher Unterhaltskosten zu einer festen Monatsrate. Die Nutzer müssen nur noch die Tankrechnung selbst begleichen. Die Mindest-Laufzeit beträgt sechs Monate, 15.000 Frei-Kilometer sind inklusive. Das günstigste Modell bei Cluno ist der Opel Corsa mit einer Monatsrate von 259,- Euro. In der Berechnung hat CAR die Unterhaltskosten und den Wertverlust, zum einen bei einer typischen Haltedauer von 6 Jahren, zum anderen bei einer relativ kurzen Haltedauer von 3 Jahren berücksichtigt. Es wurden für die Szenarien Barkauf und Finanzierung mit 20 % Rabatt beim Corsa und mit 24 % Rabatt beim Kuga kalkuliert. Für die Finanzierung wurde ein Zinssatz von 4 % und 20 % Anzahlung sowie eine Laufzeit von 6 Jahren angenommen.

Es zeigt sich, dass das Cluno-Angebot beim Opel Corsa für den Fahranfänger sogar gegenüber dem Barkauf leicht kostengünstiger ausfällt. Unter Berücksichtigung von Finanzierungszinsen in Höhe von 4 % ist das Cluno-Angebot für den älteren Fahrer mit 30 Schadenfreiheitsjahren nur unwesentlich teurer. Erstaunlich ist, dass der Abo-Aufpreis, gemessen an dem hohen Maß an Planbarkeit und Flexibilität, gering ausfällt. Für Kunden, die zurzeit aufgrund der Diskussionen um Fahrverbote und den bevorstehenden Wandel hin zur E-Mobilität verunsichert sind, könnten die neuen Angebote eine Übergangslösung darstellen.

Bei anderen Modellen, wie dem Ford Kuga, war Cluno für den Fahranfänger bei 3 Jahren Haltezeit günstiger als Kauf und bei 6 Jahren Haltedauer leicht teurer als Kauf. Bei hohem Schadensfreiheitsrabatt schneidet der Kauf leicht besser ab.

Fazit: Car-Abos haben die große Chance ihren Weg in den Markt zu finden. Auch Sixt und andere widmen sich dieser Nutzungsform von Fahrzeugen immer stärker. Damit entsteht ein starker neuer Wettbewerb für das klassische Autohaus. Der klassische Neuwagenverkauf und Neuwagenhändler kommt damit ab dem Jahr 2019 stärker unter Druck. Das dürfte die Rabattsituation eher verstärken und die Händlernetze der Autobauer weiter schwächen. Auch das kann für 2019 erwartet werden: Die Karten der Autohändler werden erneut schlechter.

LIDL-Angebote. Wie stark die Autohändler in der Zukunft unter Druck kommen zeigt die LIDL-Aktion mit der Vermarktung von bis zu 1.000 Modellen des Typs Fiat 500. Bei LIDL werden die Fahrzeuge zu einer monatlichen Rate von 89 Euro bei 48 Monaten Leasinglaufzeit angeboten. Zusätzlich werden ein Paket aus Versicherung und Wartungen zum Preis von 68,- Euro und Winterräder zum Preis von 6,- Euro monatlich angeboten. Die optionalen Zusatzpakete erscheinen weniger vorteilhaft. Die Versicherungs- und Wartungskosten sind nicht besonders attraktiv berechnet und eher übliche Standardangebote. Der hohe Kundenvorteil beim LIDL-Angebot liegt im reinen Finanzleasing, das man gut auf Neuwagenrabatte zurückrechnen kann. Derzeit liegen bei Internetvermittlern die Angebote für den Fiat 500 in der LIDL-Ausstattung bei rund 26 % Rabatt auf den Neuwagenpreis (APL-Internetvermittler). Rechnet man das LIDL-Angebot entsprechend, ergeben sich nach der Kalkulation von CAR etwa bei 48 Monaten Leasingvertrag ein Neuwagenrabatt in der Höhe um 35 % Rabatt. Der Trick bei LIDL scheint daher darin zu bestehen, einen äußerst hohen Neuwagenrabatt bei Fiat bzw. von dem Fiat-Händler zu nutzen, der dann mit anderen Komponenten Gewinn-bringend für LIDL und die entsprechenden Dienstleiter „verrechnet“ wird. Quelle: CAR / DMM