Das verkündete Strafmaß lag zwischen acht Monaten auf Bewährung und einer Freiheitsstrafe von drei Jahren und neun Monaten. Die höchsten Strafen bekamen die drei Haupttäter. Den Männern im Alter zwischen 40 und 56 Jahren wurde von der Staatsanwaltschaft schwerer Bandendiebstahl vorgeworfen. Die Angeklagten hatten zu Beginn des Prozesses vor der Strafkammer eingeräumt, jeweils in bestimmten Funktionen an den Diebstählen beteiligt gewesen zu sein.
Auf der Anklagebank saßen zwei Unternehmer, zwei Lkw-Fahrer einer Spedition, die für Volkswagen tätig ist, und zwei weitere Männer. Von 2019 bis 2020 sollen sie in zwölf Fällen diverse wertvolle Autoteile aus dem VW-Logistikzentrum Harvesse (nahe Peine) gestohlen und anschließend gewinnbringend ins Ausland verkauft haben. Laut Anklage sind sie dabei systematisch und im großen Stil vorgegangen. Zu ihrer Motivation erklärten die Angeklagten, dass sie schlicht die Gelegenheit genutzt hätten, die Autoteile zu stehlen.
Zwei Bandenmitglieder mit Kontakten nach Polen und Russland betrieben eine Autowerkstatt. Sie erhielten Informationen, welche Ersatzteile dort gerade benötigt werden und notierten diese. Die „Bestellung“ der in Polen und Russland gewünschten Teile leiteten die beiden „Unternehmer“ an einen weiteren Angeklagten, der im VW-Logistikzentrum Harvesse arbeitete. Der Mann lud die „Zusatzbestellung“ neben der regulären Lieferung in die Sattelzüge verladen. Zwei Lkw-Fahrer, ebenfalls Teil der Diebesbande, stoppten jeweils ihre Lkw auf deren Weg zur offiziellen Produktionsstätte an einem Parkplatz und luden dort die „bestellte“ Ware in einen Kleinlaster. Um die Abweichung von der normalen Strecke der Sattelzüge zu verschleiern, soll sogar die GPS-Verbindung gestört worden sein. Ein sechster Komplize stand Schmiere, hieß es in der. Verhandlung. Er bekam für seine Aufsichtsdienste jeweils 100 Euro. 13 solcher Fahrten konnte die Staatsanwaltschaft der Bande nachweisen.
Der Richter verurteilte den Spediteur, der die Diebestouren organisierte, und den Logistikmitarbeiter zu je drei Jahren und neun Monaten Haft. Der zweite Lkw-Fahrer bekam drei Jahre und vier Monate. Die beiden Werkstatt-Betreiber erhielten drei Jahre und vier Monate und zwei Jahre und neun Monate. Der „Aufsichtsdienstler“ erhielt eine Bewährungsstrafe von acht Monaten.
Dieser schwere Fall ist beileibe nicht der einzige bei VW. Allein im ersten Halbjahr 2024 leitete der Konzern 81 Disziplinarmaßnahmen wegen Diebstahls, Betruges bzw. Anstiftung dazu gegen Mitarbeitende ein. In Halbjahr eins 2024 sollen 708 VW-Beschäftigte wegen Fehlverhaltens gekündigt worden sein, 2.151 wurden abgemahnt. Quelle: Landgericht Braunschweig / NDR / DMM