Droht der IAA ein Schicksal wie der AMI oder CeBIT?

Die Internationale Automobil Ausstellung (IAA) öffnet vom 12. bis zum 22. September wieder ihre Pforten. Am 10. Und 11. September war die Messe der Presse vorbehalten. Einst galt die Autoschau als das weltgrößte Auto-Event überhaupt. Doch die über 120 Jahre währende Erfolgsgeschichte des deutschen Branchentreffs und Publikumsmagneten bröckelt zunehmend.

2019 rund ein Dutzend Automobilhersteller mit zusammen 22 Marken der IAA den Rücken zugekehrt und verzichten auf ihre Teilnahme. Darunter befinden sich so renommierte Marken wie Kia, Mazda, Peugeot, Toyota oder beispielsweise Volvo. Aus dem asiatischen Raum sind neben Hyundai und Honda nur noch ein paar chinesische Hersteller vertreten. Renault hatte zwar ursprünglich ebenfalls abgesagt, zeigt jedoch zumindest an den Pressetagen die zweite Generation ihres kleinen SUV Captur.

Die IAA 2019 ohne zahlreiche wichtige Autohersteller? Eigentlich ist dies ein Pflichttermin für die Branche. Schließlich berichteten in der Vergangenheit mehr als zehntausend Journalisten aus aller Welt über das Frankfurter Spektakel und in der Vergangenheit zählten insgesamt hunderttausende Fachbesucher und Auto-Enthusiasten zu den Besuchern der IAA. Diesmal fiel auch die Schar der Medienvertreter erheblich geringer aus. Wen wir auch fragten, viele Journalisten winkten im Vorfeld ab und sagten, die IAA lohne sich nicht mehr. In den früheren Jahren galt: Noch mehr Aufmerksamkeit als auf einer Auto-Messe könnte sich ein Fahrzeughersteller eigentlich nicht wünschen.

Doch bereits schon auf der letzten IAA 2017 hatte sich ein Abwärtstrend abgezeichnet. Einige renommierte Importeure waren einfach nicht vertreten. Ein Trend, der sich für die krisengeschüttelte Branche genauso auf den Messen in Detroit, Los Angeles und Genf inzwischen weltweit ausgebreitet hat. So verkümmert die diesjährige IAA hauptsächlich zu einem deutschen Heimspiel. Wird aus der Internationalen Automobil Ausstellung in Zukunft eine DAA? Nicht ausgeschlossen.

Klar, nicht nur die Importeure haben schlichtweg keine Lust mehr, Millionensummen für etwas auszugeben, für das es keinen Return on Invest gibt. Nicht nur hinter vorgehaltener Hand lässt sich erfahren, dass ein Messeauftritt mit einigen Millionen Euro beziffert wird. Deutsche Hersteller ließen sich den Spaß in der Vergangenheit bis zu 100 Mio. Euro kosten, unglaubliche Summen. Diese hohen Ausgaben würden sich nicht mehr lohnen, so die allermeisten Importeure, da sie sich nicht in direkte Neuwagenverkäufe umrechnen lassen. Darum setzen viele Hersteller und besonders die Importeure auch verstärkt auf soziale Medien in den Internet-Kanälen.

Allerdings lassen sich Motorsport-Einsätze wie etwa in der Formel 1 mit dem Gewinn des Weltmeistertitels genauso wenig in Absatzzahlen umrechnen. Was hier zählt ist einzig und allein das Prestige sowie Image.

Zu beobachten: Auch die Messestände der deutschen Hersteller haben sich spürbar verkleinert. BMW gönnt sich diesmal keine exklusiv reservierte Messehalle mehr, sondern teilt sich zusammen mit Hyundai, Land Rover und Opel einen gemeinsamen Showroom. Mercedes hat den Auftritt ebenfalls spürbar verschlankt. Zur Produktpräsentation dienen in der Festhalle nur noch zwei Etagen, statt vorher der üblichen drei. Einzig Volkswagen setzt weiterhin auf Präsenz und gönnt sich zusammen mit den Submarken Audi, Lamborghini, Seat sowie Skoda eine gesamte Messehalle. Die 68. IAA hat sich also merklich gewandelt. Darum musste auch der Verband der Automobilhersteller (VDA) als Veranstalter auf die Flaute reagieren und hat im Vorfeld den Auftritt in Frankfurt maßgeblich verändert.

Unter dem diesjährigen Motto: „Driving tomorrow“ stehen neben den automobilen Highlights, sowie alternativen Antrieben nun neuerdings auch branchenübergreifende Trends wie Vernetzung und Digitalisierung im Vordergrund. Hierbei setzt das neu ins Leben gerufene IAA-Programm auf vier Schwerpunkte. So ist die sogenannte IAA-Conference eine Veranstaltungsreihe mit Events und Podiums-Diskussionen auf vier verschiedenen Bühnen. Die IAA-Experience setzt dagegen noch verstärkter als bisher auf Probefahrten, die sowohl auf der Straße als auch auf abgesteckten Offroad-Parcours stattfinden. Bei der IAA-Exhibition handelt es sich um eine klassische Ausstellung, die die gesamte Wertschöpfungskette abbildet. Und mit der IAA-Career ist eine Jobbörse hinzugekommen, die sich an Berufseinsteiger, Studierende und sogenannte Professionals richtet.

Zudem sind viele neue Firmen aus der Tech- und IT-Industrie sowie zahlreiche Start-ups und etliche Mobilitätsdienstleister auf der IAA hinzugekommen. Insgesamt sind auf den 168.000 m2 Ausstellungsfläche gut 800 Unternehmen aus 30 Ländern vertreten. Darunter ist China mit knapp 80 Firmen noch stärker präsent und unangefochten die Nummer eins.

Doch zurück zu den eigentlichen Automobilherstellern, denn natürlich stehen wieder viele Weltpremieren im Mittelpunkt. So präsentiert VW mit dem ID.3 das erste voll elektrische Volumenmodell der Wolfsburger auf der IAA. Bei Opel steht der neue Corsa im Rampenlicht und Porsche zeigt mit dem Taycan einen elektrischen Sportwagen mit einer Reichweite von über 400 km. Land Rover zeigt mit dem neuen Defender die Neuauflage seiner Geländewagen-Ikone. Bei BMW lässt sich der neue 1er bewundern, der zum ersten Mal – statt mit Heck- mit Frontantrieb an den Start geht. Audi konzentriert sich dagegen auf die Sportlimousine RS7 Sportback und bei Ford gibt es mit dem neuen Puma und Kuga gleich zwei SUV-Neuheiten.

Wie es mit der IAA in Zukunft weitergeht, steht allerdings in den Sternen. Ihr könnte das gleiche Schicksal drohen wie einst der AMI in Leipzig oder der CeBIT. In ihrer langjährigen Messegeschichte musste die IAA im Jahr 1971 bisher nur ein einziges Mal abgesagt werden. Der Grund war neben der damals herrschenden Ölkrise eine ungünstige Wirtschaftsentwicklung. Aber wer will das schon. Quelle: ampnet/gb / DMM