DRV: Weg vom Tropf der Regierung

„Vor nie gekannte Herausforderungen hat Corona hat die Reisewirtschaft gestellt“, so Norbert Fiebig, Präsident des Deutschen Reiseverbandes (DRV), zum Auftakt der digitale DRV-Jahrestagung 2020. Reisewarnungen, Quarantäneverordnungen und Appelle der Politik gänzlich auf Reisen zu verzichten, haben die Reisewirtschaft 2020 begleitet und Unternehmen wie Reisende verunsichert.

Im zu Ende gehenden Jahr 2020 rechnet der DRV bei seinen Mitgliedern mit einem n Umsatzrückgang von 80 %. Laut Fiebig sind die Auswirkungen für die Branche, für Reisebüros, Reiseveranstalter und alle touristischen Dienstleister katastrophal – so einschneidend, dass die meisten Unternehmen die Krisen-Situation nicht ohne staatliche Unterstützung überstehen können. „Für 80 Prozent der Unternehmen in der Reisewirtschaft sind die Überbrückungshilfen III überlebenswichtig, um über den Winter zu kommen“, bezieht sich der Präsident des Branchenverbandes auf eine aktuelle Umfrage des Verbandes.

„Der Staat hat geholfen und hilft weiter – immer mit der Zielsetzung die mittelständisch geprägte Struktur der Branche durch die Krise zu retten“, erläutert der DRV-Präsident. „Aber“, so Fiebig weiter „bei den Überbrückungshilfen III muss nachjustiert werden.“ Insbesondere größere Mittelständler seien hart getroffen und fielen durchs Raster. Auch die Überlegung bei den Hilfen für das 1. Halbjahr 2021 auf entgangene Provisionen und Margen stornierter Reisen zu setzen, sei nicht hilfreich, da für den Beginn des Jahres so gut wie keine Buchungen vorlägen. „Jetzt kommt es auf die Ausgestaltung der Ausfallkosten an“, fordert der Präsident. „Die Politik muss sie so gestalten, damit die Hilfe auch greift.“

„Keiner in der Reisewirtschaft will länger als unbedingt nötig am Tropf des Staates hängen“, stellt Fiebig klar. „Wir wollen die Chance haben, unser Geschäft zeitnah aufzunehmen. Dabei hat Gesundheit natürlich oberste Priorität.“ Hierzu brauche es verlässliche Rahmenbedingungen, die ein sicheres Reisen wieder möglich machen, sobald es die Infektionszahlen erlaubten.

„Die Weichen für den Restart müssen jetzt gestellt werden“, appelliert der DRV-Präsident an die Politik. „Zwangsquarantäne ist kein sinnvoller Infektionsschutz. Ergänzend zu einer Impfstrategie brauchen wir eine kluge Teststrategie.“ In Kombination mit umfassenden Hygiene- und Sicherheitskonzepten während der Reise und im Zielgebiet gebe es Sicherheit für Reisende und einen sinnvollen Schutz vor der Verbreitung des Virus.

Reisebüros als Dreh und Angelpunkt. Die Reisebüros haben während der gesamten Pandemie eine zentrale Rolle dicht am Kunden übernommen. „Ihnen wurde so viel Flexibilität und Einsatzbereitschaft abverlangt, wie wohl niemals zuvor. Sie haben einen hervorragenden Job gemacht“, so Fiebig. „Die großen Reisebüro-Demos haben darüber hinaus für Rückenwind in der politischen Debatte gesorgt.“ Fiebig ist überzeugt, dass auch die Wertschätzung für kompetente Beratung und den persönlichen Ansprechpartner vor Ort gestiegen ist: „Das ist der große Vorteil der Reisebüros“, sagt der DRV-Präsident. „Wir dürfen nicht zulassen, dass uns die Fachkräfte abhandenkommen, die wir für eine professionelle und gute Beratung benötigen.“ Was die Ausbildung betrifft, stellte er fest, dass in diesem Jahr 60 bis 75 % weniger junge Menschen eine Ausbildung gestartet hätten: „Viele Unternehmen sehen in der aktuellen Situation keine Chance auszubilden. Hier muss gegengesteuert werden – auch mit Unterstützung der Politik.“

Hoffnung auf Impfstoff. Die jüngsten vielversprechenden Nachrichten in Sachen Impfstoff geben Hoffnung für die Branche. „Wie das Geschäft wieder anläuft, hängt von verschiedenen Faktoren ab: Impfstoff, kluge Teststrategie, Konjunkturentwicklung und Konsumlaune“, erklärt Norbert Fiebig. Seine Prognose für das kommende Jahr: 50 bis 60 % der Umsätze des Rekordjahres 2019 seien hoffentlich drin – insbesondere wenn noch ein gewisser Nachholeffekt durch den Verzicht auf Reisen in diesem Jahr hinzukommt. Quelle: DRV / DMM