Ein Comic der EU-Kommission aus 2011 beschrieb schon mal eine Pandemie...

2011 hat die EU-Kommission ein Comic-Werk vom Franzosen Jean-David Morvan und dem Chinesen Huang Jia Wei zeichnen lassen. Darin wurde vieles vorhergesagt, was in der Coronakrise des Jahres 2020 eingetreten ist. 86.000 Euro bekamen die beiden Autoren aus Steuermitteln für das mutmaßliche Sciencefiction-Machwerk, das heute, wie wir wissen, traurige Realität geworden ist.

5.000 Exemplare wurden seinerzeit gedruckt und in den EU-Delegationen in Asien verteilt. Gesundheitsexperten der EU-Kommission hatten darüber gewacht, dass die Fakten stimmen. Heute weiß man es in Brüssel noch besser: Was als Comic gezeichnet wurde, ist bittere Wahrheit geworden.

Das 50 Seiten umfassende Comic-Heftchen sollte eine Pandemie erklären und die Notwendigkeit internationaler Zusammenarbeit bei der Eindämmung hervorheben. Auf Seite 20 erklärt der damalige UN-Spezialgesandte für Pandemien, Samuel de La Mancha, dass 75 % der weltumspannenden Infektionskrankheiten ihren Ursprung im Tierreich haben, und dass die Zahl der neuen Infektionskrankheiten exponentiell ansteigt. Er unterstreicht auch, dass die Globalisierung die Ausbreitung von Epidemien zu Pandemien erleichtert. „In wenigen Tagen könnte die ganze Welt betroffen sein“, warnt de la Mancha. Wie recht er hatte.

In dem Comic geht es um hochrangign Experten, die unter höchsten Schutzvorkehrungen ein sogenanntes P4-Labor in Peking besuchen, in dem sich hochansteckende Krankheitserreger befinden Es kommt zum Knall… Im Comic gerät die Situation zwar völlig außer Kontrolle. Die Pandemie fordert 1 Mrd. Menschenleben, eine mafiöse Vereinigung übernimmt die Regierung. Vieles klingt sehr bekannt, z.B. der Vertrauensverlust, mit dem Regierungen und Institutionen konfrontiert sind.

Auch die Probleme von Social Distancing und Isolation spricht der Comic an, indem auf wachsende Depression hingewiesen wird. Die Leser erfahren aber vor allem etwas darüber, wie schwer sich die Politik in Zeiten einer Pandemie tut, angemessen zu kommunizieren. „Weder Bürger, weder Unternehmen oder die Presse hören gerne, dass die Experten nicht alles wissen“, sagt eine hochrangige Politikerin im Comic. Doch am Schluss wird alles gut,  weil die EU, die USA und die Vereinten Nationen einen gemeinsamen Ansatz im Kampf gegen die Pandemie wählen.

In einem Anhang werden die wichtigsten Konzepte aus dem Comic noch einmal erläutert. Dort erfährt der Leser auch, warum das Comic in Peking beginnt. Dort fand 2006 die erste internationale Ministerkonferenz für Vogelgrippe und pandemische Influenza statt. Als die Zeichner ein P4-Labor wählten, von denen es in der Welt weniger als 20 gibt, eines davon in Wuhan, konnten sie freilich noch nichts von Covid-19 ahnen. Quelle: Wirtschaftswoche / DMM